Die Lockdowns haben in manchen Bereichen, etwa bei Kleidermachern, Fotografen und Veranstaltungstechnikern, zu einer existenziellen Bedrohung geführt. Friseure kommen vergleichsweise glimpflich davon.

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Wien – Es traf nicht alle gleichermaßen, aber grimmig war das Jahr für die meisten der rund 250.000 heimischen Gewerbe- und Handwerksbetriebe. So mancher durfte auch während der Lockdowns geöffnet haben. Berufsfotografen etwa zählten dazu. Allein: Die Geschäftsfelder bröckelten weg. Keine offiziellen Veranstaltungen, keine Bälle, Geburtstagsfeiern und Hochzeiten abgeblasen, die Schulen vielfach geschlossen. Sie durften arbeiten, hatten aber de facto keine Aufträge. Das galt ebenso für Veranstaltungstechniker, Kleidermacher, Schuster und andere Berufsgruppen.

Viele Zulieferer und Dienstleister hatten seit März 2020 kaum Kunden, etwa Textilreiniger, Tontechniker, Beleuchter, Zeltverleiher oder auch Bäcker, Fleischer und Konditoren als Zulieferer der Restaurants und Hotels. Friseure, Fußpfleger und Kosmetiker durften gar nicht aufsperren. Für viele habe die Corona-Krise zu einer existenziellen Bedrohung geführt, sagt die WKÖ-Bundesspartenobfrau für Gewerbe und Handwerk, Renate Scheichelbauer-Schuster, bei der Präsentation der jüngsten vierteljährlichen Konjunkturumfrage.

Schlechte Stimmung

Der Jahresverlauf spiegelt sich in Betroffenheit und Stimmung der Unternehmen wider: Für die ersten drei Quartale 2020 hat knapp die Hälfte der Betriebe Umsatzrückgänge gemeldet, im Schnitt rund 27 Prozent. Mit den steigenden Infektionszahlen und unter dem Eindruck der wiederholten Lockdowns hat sich die Lage gegen Ende des Jahres zugespitzt, das Stimmungsbarometer fiel unter Null. Die Betriebe beurteilten die Geschäftslage im vierten Quartal mit einem Saldo von minus 18 Prozentpunkten überwiegend negativ. 37 Prozent berichteten von einem schlechten Verlauf, nur 19 Prozent der Betriebe bewerteten ihre Geschäftslage als gut.

Laut KMU-Forschung Austria beläuft sich der geschätzte Umsatz- und Auftragseinbruch in beiden Branchen im Jahr 2020 auf über zehn Prozent beziehungsweise elf Milliarden Euro. Es brauche nun Stimuli, sagt Renate Scheichelbauer-Schuster, die wirtschaftliche Erholung werde heuer "kein Selbstläufer" sein. Einmal mehr plädiert sie für eine Neuauflage des Handwerkerbonus. Mehr Geschäft mit Privathaushalten könnte die fehlenden Aufträge von Hotels, Gastronomiebetrieben und Kommunen zum Teil wettmachen, so die Hoffnung.

Handwerkerbonus

Der Handwerkerbonus habe sich bereits zwischen 2014 und 2017 bewehrt, so der Geschäftsführer der WKÖ-Bundessparte Handwerk und Gewerbe, Reinhard Kainz. Privat beauftragte Arbeitsleistungen bis zu 20.000 Euro pro Haushalt und Jahr für die Renovierung und Modernisierung des Wohnraums sowie Außenanlagen (unter anderem Garten, Garage, Zäune) sollen, geht es nach der WKÖ, zu 25 Prozent gefördert werden. Die Wirtschaftskammer wünscht sich eine Dotierung von 50 Millionen Euro jährlich für zwei Jahre. "Der Handwerkerbonus finanziert sich durch das vermehrte Steueraufkommen selbst", so Kainz. Der Bonus sei das "beste Mittel" gegen Pfusch. Was den Umsatzersatz für indirekt betroffene Betriebe betrifft, der erst ab Ende Jänner beantragt werden kann, fürchtet Scheichelbauer-Schuster, die Hilfe könnte zu spät kommen: "Viele Betriebe können nicht mehr lange durchhalten."

Was Betriebe wie Konsumenten zudem dringend brauchen würden, ergänzt sie, sei eine "klare Teststrategie". An alle richtet sie den dringenden Appell: "Bitte, helfen Sie mit, gehen Sie testen." (rebu, 13.1.2021)