Die deutsche Fussballerlegende Sepp Maier (rechts) im Jahre Schnee beim Skikurs.

Foto: Imago

Einer der erfolgreichsten, weil patriotisch fest untermauerten Mythen der Zweiten Republik verdankt sich der Erfolgsgeschichte des Wirtschaftswunders sowie der Tatsache, dass sich neben der Italienfahrt im Sommer zunehmend auch der Wintersport finanzieren ließ. Das Skifahren wurde zur beliebtesten und das Land über alle gesellschaftlichen Grenzen hinweg einenden Freizeitaktivität der Nation. Bis heute gilt ein mehr oder weniger verpflichtender Skikurs während der Schulzeit als oberste staatsbürgerliche Pflicht.

Verweigerern, die sich etwa auf den Klimawandel hinausreden wollen, wird mit einer Armada von Schneekanonen, künstlich angelegten Bergseen als deren Munitionslager sowie über den Sommer in eisigen Höhen angelegten Schneedepots für die letzte aller Schneeballschlachten gedroht. Der g’führige Schnee ist immer da, also haben wir uns gefälligst die zwoa Brettln anzuschnallen. Juche!

Vom Parallel- zum Einkehrschwung

Bis weit in die 1980er-Jahre hinein stieg der Skilehrer so zum wichtigsten Pädagogen des Landes auf. Die Tätigkeit als Vermittler von Pflugbogen, Grund- und Parallelschwung war segensreich. Als "Roter Teufel von Kitz" machte man sich speziell auch im Paradies der Kitzbüheler Alpen in den Erwachsenenkursen verstärkt mit der revolutionären Technik des Einkehrschwungs und dem Hinterherwedeln der Tiroler Naturburschen bei den aus dem ausländischen Flachland kommenden Gästinnen verdient. Man liegt nicht falsch, wenn man so weit geht, zu behaupten: Ohne die Skilehrer wären die Entwicklung von Après-Ski und Jagatee, von Hüttengaudi und Bergrettung sowie rasante Fortschritte beim Eingipsen nach Sportunfällen undenkbar gewesen!

Das Land geht vor die Hunde

Die Zeiten in den Skihütten sind über die letzten Jahrzehnte zuletzt auch wegen #MeToo sittlich etwas gefestigter geworden. Mittlerweile kommen die Skilehrer aus ganz Europa. Sie finanzieren sich, gesegnet auch mit Fremdsprachenkenntnissen, damit oft ihre Studien. Sie heißen nicht mehr Sepp oder Hias, sondern auch einmal Kevin, Marc oder Carsten. Ja, längst unterrichten auch vermehrt Frauen die Lernwilligen aus der ganzen Welt!

Wie man jetzt aus Kitzbühel hört, ist mit Corona nun ein letzter Mythos des Skilehrertums gefallen. Früher wurden von den Tiroler Haderlumpen oft Jahrhundertkater und manchmal auch Schnacksel-Krankheiten supergespreadet, jetzt ist es die britische Covid-19-Mutation. Hauptbeteiligt ausgerechnet ausländische Skilehrerlehrlinge. Das Land geht vor die Hunde, Feuer am Hahnenkamm! (Christian Schachinger, 14.1.2021)