In Wien bestehen 60 Prozent der Wiener Schnitzel aus importiertem Kalbfleisch.

Foto: ORF/phlex film/Benjamin Paya

Lisa Gadenstätter mit Kälbern im Rindersortierstall.

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Es ist bezeichnend, dass kein Vertreter der Gastrosparte der Wirtschaftskammer vor die Kamera treten wollte, um ORF-Journalistin Lisa Gadenstätter Auskunft zu geben, warum man so vehement gegen eine Kennzeichnungspflicht zur Herkunft von Lebensmitteln in der Gastronomie sei. Denn: Der Kreislauf zwischen Produzenten und Konsumenten, Importen und Exporten ist krank. Viele profitieren aber derzeit noch von dem System, das Tierleid in Kauf nimmt, allerdings begehren auch immer mehr dagegen auf.

So werden jährlich etwa 45.000 Kälber aus Österreich in Länder wie Italien oder Spanien exportiert, während rund 100.000 Tiere nach Österreich im portiert werden, um auf den Tellern der heimischen Lokale zu landen.

In Wien bestehen 60 Prozent der Wiener Schnitzel aus importiertem Kalbfleisch. Das meiste davon kommt aus Holland und wird dort unter Bedingungen produziert, die in Österreich nicht erlaubt wären. Und der Konsument bekommt von alldem nichts mit, denn auf den wenigsten Speisekarten regiert Transparenz. Ein Schnitzel vom österreichischen Kalb würde um 50 Cent mehr kosten, beim Schwein wären es 20 Cent, erklärt Rinderzüchter Stefan Lindner.

In "Dok 1: Tiertransporte – Billiges Fleisch um jeden Preis?" (Mittwoch, 20.15 Uhr, ORF 1) wirft Lisa Gadenstätter einen sehenswerten Blick hinter die Kulissen eingepferchter Kälber, die von Österreich aus via Spanien auch in den Nahen Osten gelangen, wo sie bei vollem Bewusstsein geschächtet werden. Viele – vor allem männliche – Kälber sind oft nicht mehr als ein Nebenprodukt der Milchwirtschaft, das verarbeitet werden muss. Klingt grausam, ist auch so. (Oliver Mark, 13.1.2021)