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Der Prozess gegen den in Trading-Kreisen als "Wolf aus Sofia" bekannten Gal B. hat 2020 zwar mit einem rechtskräftigen Urteil zu vier Jahren unbedingter Haft geendet, doch die Ermittlungen gegen den Mann sind deswegen noch bei weitem nicht abgeschlossen. Wie das Bundeskriminalamt berichtet, laufen diese in Österreich, Deutschland, der Schweiz und England – von über 100 Millionen Euro an Schaden wird ausgegangen. Das BK warnt in diesem Kontext vor Anlagebetrug im Internet.

Das Vorgehen war jeweils, Opfern per professionell aufgezogenen Brokerwebseiten mit kleinen Einsätzen zum Start zu locken, bei erfolgter Einzahlung läutete alsbald das Handy und ein Callcenter-Mitarbeiter versuchte, zu höheren Einsätzen zu überreden. Eine Möglichkeit auf eine Auszahlung bekamen die Opfer jedoch nicht. Schwerer gewerbsmäßiger Betrug mit manipulierten Handelsplattformen sowie Geldwäsche lauteten die Vorwürfe, die sich so gegen den "Wolf von Sofia" ergaben. Laut BK wurden aktuell bisher 1.330 österreichische Opfer und eine Schadenssumme von rund 2,6 Millionen Euro ermittelt.

Vor zwei Jahren festgenommen

Nach dem Prozessbeginn im Juli vergangenen Jahres am Wiener Landesgericht folgten auf das Urteil im Herbst Anschlussklagen von Privatbeteiligten in der Höhe von über 1,7 Millionen Euro. Von Bulgarien war Gal B. Mitbetreiber von Online-Plattformen, über die Finanzinstrumente gehandelt wurden. Der israelische Staatsbürger war im Frühjahr 2019 nach länderübergreifenden Ermittlungen auf Basis eines von der österreichischen Justiz ausgestellten Europäischen Haftbefehls in Sofia festgenommen worden. Deren Zuständigkeit ergab sich, weil es in Österreich etliche Geschädigte gab. Als zweite Tatverdächtige wurde die Ehefrau des Verurteilten ausgeforscht. Ihr wird der Tatbeitrag zum schweren gewerbsmäßigen Betrug und zur Geldwäsche vorgeworfen, ein Urteil steht noch aus, sollte aber in den kommenden Wochen erfolgen, hieß es vonseiten des Innenministeriums.

Zudem analysierte das BK mit dem Landeskriminalamt Niederösterreich die von den Betrügern eingesetzten Malversationen. Bei dem umfangreichen Ermittlungsverfahren, das unter der Aufsicht der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft steht, kristallisierten sich weitere Hintermänner heraus. So ist auch der Gründer der manipulierbaren Software "Tradologic "in den Fokus der Ermittlungen geraten. Die Software kam auf den Online-Betrugsplattformen mit den Namen Option888, Optionstars oder SpearTrader zum Einsatz. Das Bundeskriminalamt sieht in dem Mann den Schöpfer eines "digitalen Ökosystems" bestehend aus Trading-Software, professionell wirkende Broker-Webseiten, Callcentern, Zahlungsdienstleistern samt Geldwäschenetzwerk.

Im Innenministerium wird auf das Vorhandensein weiterer noch tätiger "Wölfe" reagiert: "Die Anzahl der Cyberermittler im Bundeskriminalamt wird gegenwärtig um 60 zusätzliche Ermittlungsexperten erhöht. Daneben werden auch Anpassungen in der Organisation vorgenommen", sagte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) in einem Statement gegenüber der APA.

Wie man möglichen Betrug erkennt

Hinweise auf einen Online-Anlagebetrug sind laut Bundeskriminalamt folgende Fakten:

  • Professionell wirkende Trading-Webseiten mit Angeboten von Forex Trading, binäre Optionen und dergleichen, die mit einem geringen Start-Investment von 250 Euro werben- zur Überwindung für die erste Einzahlung.
  • Es wird mit außergewöhnlich hohen Gewinnen und individuellen Auszahlungen gelockt.
  • Es gibt keine detaillierte und nachvollziehbare Beschreibung des hohen Risikos. Einzig wird auf die Dringlichkeit für Kapitalnachschüsse aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage hingewiesen.
  • Das Alter der verwendeten Domain ist relevant. Vorsicht bei neuen Registrierungen.
  • Das Impressum, also Firmenstandort, Erreichbarkeiten sowie verantwortliche Personen sind widersprüchlich.
  • Weitere Informationen und Warnlisten finden sich bei den Finanzmarktaufsichtsbehörden aus Österreich oder auf Watchlist Internet sowie Internet-Ombudsstelle. (APA, 14.1.2021)