Im Bregenzerwald (hier ein Archivbild aus dem Jahr 2016) wirbt ein Hotel unter dem Deckmantel eines Vereins weiter um Wintergäste.

Foto: Bregenzerwald Tourismus

Eine skurrile Umgehung des Lockdowns hat sich ein Hotel und Skigebiet im Bregenzerwald ausgedacht. Das Almhotel am Hochhäderich und das dazugehörige Skigebiet sind nun ein Verein mit Sportakademie und Gesundheitsinstitut. Das Hotel ist zum Vereinshaus geworden und "nur noch für Vereinsmitglieder geöffnet, die am Gesundheits-Forschungsprojekt 'Aktiv sein & Alpenluft schnuppern' teilnehmen", heißt es auf der Homepage.

Das Skigebiet wirbt damit, dass aus dem geplanten Urlaub die Teilnahme am Forschungsprojekt werde. "Was wäre, wenn Reiseeinschränkungen, Quarantäne etc. Dir nichts anhaben könnten und du schöne gesundheitspflegende Tage am Hochhäderich erleben kannst?" Ein Passierschein für den ungehinderten Grenzübertritt werde zudem ausgestellt.

Online kann auch eine Buchungsanfrage für die kommende Woche – also noch mitten im Lockdown – gestellt werden. Sechs "Forschungsnächte" im Doppelzimmer für zwei Personen kommen auf 1.596 Euro. Der Fünf-Prozent-Teilnehmerrabatt vom Gesundheits-Forschungsprojekt in Höhe von 84 Euro ist dabei schon abgezogen.

Keine Zimmer, aber "Forschungsnächte"

Auf telefonische Anfrage bei der Rezeption des "Gesundheitsinstituts" erklärt die Rezeptionistin auf die Frage, ob denn auch nächste Woche im Lockdown Zimmer gebucht werden könnten: "Hotels sind geschlossen. Sie können kein Zimmer buchen, aber Forschungsnächte können Sie buchen." Ob denn die Vereinsmitgliedschaft im Buchungspreis von 1.600 Euro für zwei Personen schon inklusive ist? "Nein, die Vereinsmitgliedschaft ist nicht inklusive. Sie müssen vorher Vereinsmitglied werden, dann können Sie anfragen. Das kostet 20 Euro im Jahr für Einzelpersonen und 30 Euro für Familien", lautet die Auskunft am Telefon.

Das Hotel hat im Ländle schon im Dezember für Aufsehen gesorgt, als die Besitzer zur Pressekonferenz zur Vorstellung des neuen Vereins geladen hatten. Bei der Wirtschaftskammer Vorarlberg, deren Präsident Hans Peter Metzler selbst Hotelier im Bregenzerwald ist, will man zum Almhotel Hochhäderich "keinen Kommentar" abgeben. Weil es sich um ein laufendes Behördenverfahren gegen ein Kammermitglied handle, so die Begründung.

Fall ist den Behörden bekannt

Bei der Landespolizeidirektion kann man zum Fall ebenfalls keine Auskunft geben. Ob es eine Anzeige gab oder man ermittelt, ist nicht zu eruieren. Man werde nur auf Geheiß der Gesundheitsbehörde tätig, heißt es, aber nicht von sich aus. Nachfragen dazu seien an diese Behörde zu richten.

Bei ebendieser Bezirkshauptmannschaft Bregenz ist der Fall wohlbekannt, heißt es auf Nachfrage. Schon vor Monaten habe man den Betreibern erklärt, dass etwaige Vereinskonstrukte nichts an den verpflichtenden Covid-Maßnahmen ändern würden, die für Beherbergung und Gastronomie gelten. Man habe auch veranlasst, dass die Exekutive regelmäßig Nachschau hält. Dabei sei aber "meistens nichts Verdächtiges" zu finden gewesen.

Schließung nur als letztes Mittel

Mittlerweile seien zwar "einige Verwaltungsverfahren" gegen das Hotel anhängig, wie viele genau, wird aber nicht verraten. Es handle sich aber um Verstöße gegen Covid-Bestimmungen. Eine Schließung des Hotels durch die Behörde sei zwar möglich, werde aber erst als "letztes denkbares Mittel" erwogen. Vorläufig begnüge man sich damit, Verwaltungsübertretungen anzuzeigen, so sie passieren.

Insgesamt, so lässt man bei der Bezirkshauptmannschaft durchklingen, handle es sich beim "provokanten Onlineauftritt" des Hotels mehr um Schein als Sein. Und dass das Hotel so etwas im Internet schreibe, könne man seitens der Bezirkshauptmannschaft nicht untersagen. Dass es am Donnerstag für den STANDARD problemlos möglich war, eine Woche "Forschungsaufenthalt" im Hotel zu buchen, nahm man zur Kenntnis. Die Verwaltungsstrafen könnten immerhin in "empfindliche Höhen" getrieben werden, hieß es dazu.

Köstinger und Nehammer kündigen Konsequenzen an

Tourismusministerin Elisabeth Köstinger und Innenminister Karl Nehammer (beide ÖVP) meldeten sich am Donnerstagnachmittag ebenfalls zu dem Fall zu Wort. So habe es in den vergangenen Wochen bereits mehrfach Kontrollen des Betriebes durch die Polizei Hittisau gegeben. Auch die Finanzpolizei sei bereits aktiv. Ende Dezember sei zudem die Liftanlage des Unternehmens kontrolliert worden, wobei keine Verstöße gegen die Masken- und Abstandspflicht registriert worden seien.

Köstinger kündigt "empfindliche Strafen" für den Betreiber, gegen den mittlerweile mehrere Verfahren anhängig sind, an: "Die Umgehung des Beherbergungsverbots über Vereinskonstruktionen ist nicht akzeptabel. Wir werden nicht zulassen, dass durch solche Methoden die Einschränkungen umgangen und die Branche pauschal in Verruf gebracht wird." Nehammer bestätigt, dass die Exekutive in Abstimmung mit den Gesundheitsbehörden ermittelt: "Niemand hat Verständnis dafür, wenn einzelne Unternehmer auf dem Rücken tausender anderer Betriebe die strengen Regeln des Lockdowns nicht einhalten wollen."

Eine STANDARD-Anfrage beim ehrenamtlichen Pressesprecher der "Alpenarena-Sportakademie" blieb bislang unbeantwortet. (Stefanie Ruep, Steffen Arora, 14.1.2021)