Der Urzeithai Asteracanthus ist der nächste Verwandte moderner Haie und Rochen. Von den zeitgleich mit den Dinosauriern ausgestorbenen Tieren gab es bisher nur isolierte Skelettfragmente. Ein österreichisch-schweizerisches Forscherteam hat nun ein außergewöhnlich gut erhaltenen Skeletts diese Gattung beschrieben. Mit einer Gesamtlänge von 2,5 Metern zählte der Urzeithai zu den größten seiner Zeit, berichten die Wissenschafter im Fachjournal "Papers in Palaeontology".

Rekonstruktion des Haies Asteracanthus.
Illu.: Sebastian Stumpf/Fabrizio De Rossi

Das Fossil des Tieres wurde schon vor einigen Jahren im Solnhofener Plattenkalk in der Fränkischen Alb in Bayern entdeckt, der während der Zeit des Oberjura vor 150 Millionen Jahren in einer tropisch-subtropischen Lagunenlandschaft gebildet wurde. In den vergangenen 150 Jahren wurden dort bei Grabungen zahlreiche Fossilien von Haien und Rochen gefunden. Doch weil die Skelette von Knorpelfischen vergleichsweise wenig widerstandsfähig sind, gibt es zumeist nur sehr unvollständige Fossile – von Asteracanthus seien vor allem Flossenstachel erhalten, sagte Sebastian Stumpf von der Universität Wien, der Erstautor der Studie.

Das Skelett stammt aus dem oberjurassischen Solnhofener Plattenkalk.
Foto: Fabrizio De Rossi

Jagender Allesfresser

Umso überraschender war für die Wissenschafter der Fund eines nahezu vollständig erhaltenen Skeletts. Es handelt sich um das bisher größte jemals im Solnhofener Plattenkalk geborgene Haisfossil. Stumpf und seine Kollegen untersuchten den Fund, der vom Wyoming Dinosaur Center in Thermopolis aufgekauft wurde. "Es zeigte sich, dass wir bisher eine komplett andere Vorstellung von dem Tier hatten", so Stumpf.

Das zeigte sich etwa am Gebiss, das außergewöhnlich gut erhalten ist und mehr als 150 Zähne mit jeweils einer mittigen Hauptspitze und mehreren Nebenspitzen beinhaltet. Bisher dürften viele gefundene Zähne fälschlicherweise der Gattung Asteracanthus zugeordnet worden sein und man nahm an, dass die Haie sie zum Aufbrechen hartschaliger Organismen genutzt haben. Die nun entdeckte Art der Bezahnung "deutet darauf hin, dass Asteracanthus ein Jäger war, der ein breites Nahrungsspektrum hatte", betonte der Forscher.

Ausgestorbener Riese

Asteracanthus trat erstmals im Devon vor 361 Millionen Jahren auf und starb am Ende der Kreidezeit vor 66 Millionen Jahren zeitgleich mit den Dinosauriern aus. Die Haie besaßen zwei Rückenflossen, die jeweils durch einen kräftigen Flossenstachel gestützt wurden. Anhand dieser isoliert gefundenen Flossenstachel wurde Asteracanthus vor mehr als 180 Jahren durch den schweizerisch-amerikanischen Naturforscher Louis Agassiz beschrieben.

Das Größenspektrum der Haie reichte von wenigen Zentimetern bis hin zu annähernd drei Metern, was Asteracanthus zu einem der größten Vertreter seiner Gruppe macht. "Er war mit Sicherheit nicht nur einer der größten Knorpelfische seiner Zeit, sondern auch einer der imposantesten", sagte Stumpf. Es gab im Jura auch bereits zahlreiche moderne Haie und Rochen. Sie erreichten allerdings nur Größen von bis zwei Metern. (red, APA, 18.1.2021)