Die Corona-Krise setzt dem Handel stark zu. Deren Interessenvertretung fordert mehr Unterstützung.

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Wien – Scharfe Kritik an den fehlenden Plänen nach Ende des Lockdowns kam am Donnerstag von Handelsverband-Chef Rainer Will. "Die Situation verschärft sich täglich." Bereits jetzt würden rund 100.000 Jobs im Handel wackeln, jeder vierte Betrieb sei laut Will "de facto zahlungsunfähig". Der harte Lockdown würde im Handel zu einem Umsatzentgang von einer Milliarde Euro pro Woche führen, im "Lockdown light" habe er wöchentlich 250 Millionen Euro ausgemacht.

Auch darüber hinaus ernteten die Pläne der Regierung zum geplanten "Reintesten" viel Unmut. Wie berichtet, kritisierte Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer, im Ö1-"Morgenjournal" die "längst überfällige" Teststrategie und mangelnde Planungssicherheit. Was Tests im Handel und der Gastronomie angeht, forderte Mahrer Verhältnismäßigkeit. "Da fehlt manchen, die im Elfenbeinturm überlegen, der praktische Ansatz."

Reintesten "nicht administrierbar"

Das "Reintesten" im Handel dürfte allerdings vom Tisch sein. Gut so, meint Will. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von Kunden würde im Handel nur 13 Minuten betragen. Geschäfte seien laut Handelsverband keine bekannten Hotspots für die Verbreitung des Virus. Zudem hätten Händler in den vergangenen Monaten wirksame Hygienekonzepte entwickelt, heißt es bei der Interessenvertretung. Insgesamt müssten die Branchen sehr unterschiedlich betrachtet werden. Ein "Reintesten" im Handel würde Will jedenfalls für "nicht administrierbar" erachten.

Anders sieht es bei der im Raum stehenden FFP2-Maskenpflicht für den Handel aus. Diese kann sich Will durchaus vorstellen. Händler würden um jeden Preis aufsperren wollen, da wäre das Tragen von anderen Masken auch drinnen. Hier kann sich der Handeslverband-Chef vorstellen, dass Mitarbeiter nach einigen Stunden einer anderen Tätigkeit nachgehen, damit sie die Maske abnehmen können. Eine vorgeschriebene "Maskenpause" sei dazu nicht notwendig, die Praxis habe gezeigt, dass Pausen in Betrieben gut untereinander ausgemacht werden. Laut Will sei der Handel bereit, den Mund-Nasen-Schutz "so günstig wie möglich" anzubieten; forderte die Regierung aber auf, bei FFP2-Masken "ins Geldbörserl zu greifen".

Der Handelsverband hat am Donnerstag eine Online-Petition gestartet, in der ein ehestmögliches Ende des Lockdowns gefordert wird, wie auch eine Ausweitung der Wirtschaftshilfen. Die Petition wurde bisher von rund 3.600 Menschen unterzeichnet.

Keine Klarheit in der Gastronomie

Während das "Reintesten" im Handel vom Tisch sein dürfte, herrscht in der Gastronomie noch keine Klarheit. Hier hat sich die Regierung am Verordnungsweg einigen Spielraum eingeräumt, vieles bleibt noch offen. "Es hängt alles in der Schwebe", kommentierte Gastro-Spartenobmann Mario Pulker die Lage. Er rechnet damit, dass Gastronomiebetriebe im Laufe des Freitags mehr Klarheit bekommen werden.

Wie es in der Gastronomie weitergeht, ist nach wie vor nicht geklärt.
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Die Gastronomie sei bei der angedachten Kontrolle der Corona-Tests "nicht unwillig", in der Praxis sei diese jedoch nicht umsetzbar. Pulker erinnerte an Einpersonenunternehmen, die keine Kapazitäten für Kontrollen hätten. Es seien "Vorschläge aus dem Elfenbeinturm", kritisierte auch Pulker, "die haben offenbar keine Ahnung von der Praxis". Anders sehe es bei der Hotellerie aus. Dort hält der WKO-Obmann Testungen für durchführbar. Immerhin würden bei der Rezeption sowieso die Daten der Gäste aufgenommen werden.

Wie ein "Reintesten" in der Gastronomie umsetzbar sein soll, kann sich auch Neos-Wirtschaftssprecher und Gastronom Sepp Schellhorn nur schwer vorstellen. Er würde sich daran mit seinem eigenen Betrieb dennoch beteiligen: "Alles, was uns hilft, mache ich", sagte der pinke Politiker. Vorher müsse allerdings die Verantwortlichkeit geklärt werden, so Schellhorn. Immerhin könnten Gastronomen nicht feststellen, ob ein zu Hause gemachter Covid-Test tatsächlich von einem Gast stammt oder nicht. Er kritisiert das Vorgehen der Regierung, sie habe "total verschlafen". (Nora Laufer, 14.1.2021)