Momentan kann es bei Bitcoin zu Kursschwankungen von bis zu 10.000 Dollar innerhalb weniger Tage kommen.

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Verglichen dazu, was sich seit Wochen am Kryptomarkt abspielt, wirkt die Kursrallye von 2017 fast wie ein Strohfeuer. Damals kratzte der Kurs lange an der 20.000-Dollar-Marke, dann platzte die Blase. Drei Jahre später bewegen wir uns in anderen Sphären. Bis zu 42.000 Dollar kostete eine digitale Münze bereits, wenngleich es in den vergangenen Tagen zu einer ersten Kurskorrektur gekommen ist. Das schadet dem momentan enormen Interesse an Digitalwährungen kein bisschen. Bitcoin ist ein begrenztes Gut, und das könnte dieses Wochenende abermals sehr deutlich zur Schau gestellt werden.

Die Handelsplattform Etoro hat ihre Kunden gewarnt, dass es zu Engpässen bei Krypto-Assets kommen könnte. "Die nie da gewesene Nachfrage in Kombination mit begrenzter Liquidität stellt uns vor eine große Herausforderung, Kaufaufträge abzuhandeln", heißt es bei Etoro. Zwar zählt Etoro zu den erfahrenen Firmen am Markt, diesen Ansturm habe man jedoch nicht erwartet. Das Unternehmen wurde 2006 in Israel gegründet und zählt 17 Millionen Kunden. Allerdings wurden in den vergangenen elf Tagen 380.000 neue Accounts eröffnet.

Mögliche Obergrenze

Diese Entwicklung könnte eine Limitierung zum Kauf von Bitcoins oder anderen Assets auf Etoro mit sich bringen. Das heißt, die Kaufoption könnte zeitweise ausgesetzt werden. Auf das Verkaufen würde das allerdings keinen Einfluss haben. Ein ehemaliger Analyst von Etoro und Gründer der Firma Quantum Economics, Mati Greenspan, deutet diese Warnung als "Symptom eines möglichen Liquiditätsengpasses", grundlegendes Problem sieht er darin aber keines.

Die Benachrichtigung über den möglichen Engpass unterstreicht, wie Handelsplattformen mit den teils heftigen Kursschwankungen hadern. Am Montag fiel die Kryptowährung bis auf rund 32.000 Dollar zurück, nachdem sie Ende vergangener Woche ein Rekordhoch von fast 42.000 Dollar erreicht hatte. Zusammen mit der Entwicklung vom Wochenende brach der Kurs zeitweise um mehr als 20 Prozent ein. Am Donnerstag rangierte der Kurs bei rund 38.000 Dollar.

Es ist ein Bild, an das sich Bitcoin-Anleger mittlerweile gewöhnt haben dürften: Auf extreme Kursanstiege folgt oft ein herber Einbruch. Besonders am Wochenende ist das Transaktionsvolumen hoch, weil die Trader mehr Zeit haben, sich am Markt auszutoben. Im Gegensatz zu Aktien werden Digitalwährungen 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche gehandelt. Die massive Nachfrage führte bereits vergangene Woche zu Ausfällen bei Plattformen wie Kraken, Bitpanda oder Coinbase.

Spekulationsobjekt

Mit dem Terminus Bitcoin kann mittlerweile fast jeder etwas anfangen. Im Alltag bezahlt jedoch so gut wie niemand damit. Im Gegenteil. Bitcoin hat sich zu einem Spekulationsobjekt von großen Firmen und Reichen entwickelt. Im vergangenen Monat haben die 100 größten Bitcoin-Adressen noch einmal mehr als zehn Milliarden Dollar dazugewonnen, berichtet das Onlinemagazin Trending Topics. Um es in die Top 100 zu schaffen, müsse man momentan Bitcoins im Wert von mehr als 330 Millionen Dollar besitzen. Für die Top Ten brauche es sogar 2,2 Milliarden Dollar.

Lagarde will Regulierung

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat sich für eine weltweite Regulierung von Bitcoin ausgesprochen. Dies müsse auf globaler Ebene geschehen. "Wenn es ein Schlupfloch gibt, wird dieses genutzt", meint sie. Bitcoin sei ein hochspekulatives Anlageobjekt, bei dem es "einige komische Geschäfte und einige interessante und total verwerfliche Geldwäscheaktivitäten" gegeben habe. Beispiele nannte Lagarde nicht.

Kryptowährungen sind nur wenig reguliert und werden häufig für Geschäfte im Darknet verwendet, dem für illegale Geschäfte genutzten Teil des Internets. Außerdem kommt es immer wieder zu Hackerangriffen, bei denen digitale Münzen erbeutet werden. (Andreas Danzer, 14.1.2021)