Die Möglichkeiten für abendliche Erledigungen schwinden in Frankreich.

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Die Neuerung stellt für Frankreich eine massive Änderung des Alltagslebens dar. Die Bürozeiten enden landesweit oft erst um 18 oder gar 19 Uhr; dann geht man noch einkaufen oder genehmigt sich einen Aperitif. Dieser Rhythmus ändert nun: Ab Samstag müssen die Französinnen und Franzosen um 18 Uhr (bisher 20 Uhr) zuhause sein und dort bis zum frühen Morgen bleiben.

Damit entfallen die letzten Möglichkeiten, abends aus dem Haus zu kommen, indem man etwa im Restaurant um die Ecke ein Essen "zum Mitnehmen" abholte. Auch Läden und öffentliche Dienste müssen um 18 Uhr die Tore ganz schließen. Premierminister Jean Castex begründete den Schritt mit positiven Erfahrungen in zehn Departementen Ostfrankreichs, wo die Sperrstunde 18 Uhr bereits seit einigen Tagen galt: Die Ansteckungsrate liege dort zwei- bis dreimal tiefer als in den anderen Landesteilen, meinte Castex.

Alternative zu schärferem Lockdown

Um die Bevölkerung für das ungeliebte "couvre-feu" (Ausgangssperre) zu gewinnen, erklärte Castex, die einzige Alternative wäre ein umfassender Lockdown. Ihn wolle die Regierung so lange wie möglich vermeiden, um die Wirtschaft zu stützen. Sollte sich die Lage aber weiter verschärfen, würde ein Lockdown unumgänglich, warnte Castex. Um die stark ansteckenden Virusmutationen möglichst von Frankreich fernzuhalten, verschärft die Regierung die Einreise außer allen außereuropäischen Ländern: Test und Quarantäne werden obligatorisch.

Die Grundschulen bleiben in Frankreich grundsätzlich offen. In den Kantinen werden die Schutzmaßnahmen indes verstärkt. Die Hochschulen und auch Kulturstätten bleiben geschlossen. Generell bezeichnete Castex die Lage in Frankreich als "besorgniserregend, aber stabil". Sehr langsam in die Impfkampagne gestartet, weitet die Regierung den Kreis der Betroffenen über die 75-Jährigen und Älteren hinaus auf andere Risikogruppen aus.

Rückgang bei Infektionen

Frankreich meldete einen Rückgang bei der Zahl der Neuinfektionen von 23.852 auf 21.228. Allerdings stieg die der der Krankenhausfälle um 248 auf 25.017 und die der Intensivbehandlungen um 15 auf 2726. Zudem wurden 282 weitere Todesfälle verzeichnet (Stefan Brändle aus Paris, APA, 14.1.2021)