Aschbacher tritt eigentlich nicht als Akademikerin auf, sondern als Satirikerin.

Foto: APA / Helmut Fohringer

Unerhört, welche Frechheiten sich die Ausnahmepolitikerin und Vorzeigeintellektuelle Christine Aschbacher zuletzt anhören musste. Ihre Magister- und ihre Doktorarbeit entsprächen keinen wissenschaftlichen Standards, seien achtlos aus den grindigsten Internetquellen zusammengesudelt und unterschritten die hochliegende geistige Latte, welche der Bundeskanzler seinen potenziellen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen auferlegt. Beinahe könnte man glauben, Aschbacher hätte ihre akademischen Titel – und ihr Ministeramt – nur aufgrund ihrer Nähe zu den Türkisen bekommen!

Dabei ist mit Händen zu greifen, dass bei ihren Kritikern schiere politische Böswilligkeit im Spiel ist. In Wahrheit hat Aschbacher mit ihrem wissenschaftlichen Gesamtwerk viel subtilere Ziele verfolgt, als das SPÖ, Neos und Freiheitliche je einräumen würden. Alternative Lesarten für das, was Aschbacher im Schilde führt, liegen dabei auf der Hand.

Gnadenlos entlarvt

Man vertut sich zum Beispiel im Texttypus. Aschbacher tritt eigentlich nicht als Akademikerin auf, sondern als Satirikerin. Ihre "Dissertation" ist ein geistreicher Versuch, ihrem Doktorvater einen abgründigen Häusltext zu unterschieben, um zu entlarven, was heutzutage im österreichischen (oder slowakischen) Hochschulwesen einegeht. Versuch gelungen: offenbar alles!

Etwa Erkenntnisse wie diese: "Führungskräfte müssen ihre erste große Vision zunächst den Mitarbeitern verkaufen können." Begutachter, die solch provokant idiotische Nullthesen mit einem Sehr gut beurteilen, entlarvt Aschbacher gnadenlos.

Und wamst nebenbei all jenen verschwitzten Strebern eine hinein, die glauben, sie seien etwas Besseres, nur weil sie sich jahrelang an ihren akademischen Arbeiten abgequält haben. Noch nie was von Copy und Paste gehört, ihr Koffer?

Schön wäre es, wenn sich die österreichische Academia die Causa Aschbacher zum Anlass nähme, die bestehende Gepflogenheit des Titelkaufs endlich gesetzlich zu normalisieren und selbstbewusst die entsprechenden Preislisten zu erstellen: Bachelor zehntausend Euro, Master fünfundzwanzigtausend und der Ph.D. hunderttausend.

Die Bundesregierung sollte solche Modelle zur Hebung des intellektuellen Niveaus im Lande großzügig fördern. Der Bundeskanzler könnte dabei sicher mit gutem Beispiel vorangehen. (Christoph Winder, ALBUM, 16.1.2021)