Ein Symbolbild – denn leider haben wir keinen einzigen Vogel gesichtet.

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Im Lockdown fällt einem und einer allerhand ein, um sich die Zeit zu vertreiben. Früher, vor Corona, habe ich immer gerne Menschen zugesehen (übers "Leitschaun" wurde an dieser Stelle schon berichtet). Nun, wo es gilt, Menschenansammlungen zu meiden, musste also ein Ersatzprogramm her. So viel vorweg: Es kommt aus dem Tierreich.

Seit zwei Wochen hängen auf unserem Balkon in Grün eingeflochtene Meisenknödel und eine Stange Nuss-Fett-Mix. Am Fenster sitzen, beim Frühstück den munter und lustig herumhüpfenden und an den Samen pickenden Vögelchen zusehen, das stellten wir uns idyllisch vor. Doch die Wahrheit sieht leider anders aus, denn seit Tag eins haben wir an unserer Futterstelle keinen einzigen Piepmatz gesichtet. Und nicht nur das: Selbst im Garten und in den Bäumen vor unserer Wohnung scheinen plötzlich alle Vögel verschwunden – abgesehen von den großen Krähen, die hin und wieder im Tiefflug über den Himmel ziehen und dabei bedrohlich herunterkreischen.

Viele Gründe

Bei der Ursachensuche stieß ich auf verschiedene Gründe. Zunächst sind wir spät dran. Denn wenn man das Vogelfutter schon im Herbst aufhängt, zwitschert sich das im Laufe des Winters herum, erklärt mir mein Vater – er ist seit Jahren ein Profivogelversorger. Auch spielt die Witterung eine Rolle. Ist der Boden nicht zugeschneit und sind Äste nicht gefroren, finden Vögel auch in der Natur genügend Nahrung.

Letztendlich könnte die Flaute am Futterstand aber auch daran liegen, dass die Anzahl der Wildvögel seit Jahren immer weiter abnimmt. Ob das auch in diesem Jahr so ist, wird die Auswertung der Vogelzählaktion der Organisation Birdlife zeigen, die letzte Woche stattgefunden hat und an der sich jede und jeder vom Fenster aus, im eigenen Garten oder im Park beteiligen konnte. Unser trauriges Fazit: null Vögel gesichtet. Aber auch das ist laut Birdlife eine wertvolle Meldung. Wenn auch eine traurige. (Bernadette Redl, 15.1.2021)