Telegram beherbergt zahlreiche öffentliche Gruppen, betrieben von Rechtsextremen und Verschwörungserzählern.

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In Folge des gewaltsamen Sturms auf das US-Kapitol machten sich soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter sehr schnell daran, Postings wegen Gewaltaufrufen und Falschmeldungen zu löschen. Nun beginnt auch der Messenger Telegram, härter gegen Rechtsextreme vorzugehen und löscht mehrere öffentliche Gruppen wegen Gewaltaufrufen.

"In den letzten 24 Stunden haben wir dutzende öffentliche Kanäle geblockt, die offensichtlich Gewaltaufrufe an tausende Abonnenten verschickten", sagte Telegram-Sprecher Mike Ravdonikas gegenüber "Techcrunch". Die meisten gesperrten Accounts sollen dabei jedoch nicht auf die US-Politik oder Pro-Trump-Verschwörungserzählungen fokussiert gewesen sein. Viel eher wurden offen rechtsextreme Ideologien wie zum Beispiel die Rassenlehre angepriesen.

Alternative Organisation

Einige der gelöschten Gruppen sollen jedoch Backups erstellt haben und bereits versuchen, ihre Anhänger auf anderen Plattformen zu erreichen. Außerdem sollen die Betreiber Empfehlungen gegeben haben, wo man sich in Zukunft austauschen könne, falls bisherige Gruppen und Konten gesperrt werden, so "Heise".

Ob die Sperr-Welle auch Europa erreichen wird, bleibt abzuwarten. Allerdings betreiben deutsche Verschwörungserzähler wie Attila Hildmann Telegram-Kanale mit hunderttausenden Mitgliedern. Zwar sind zu Vermuten, dass es sich bei einigen davon um stille Beobachter handelt, seine verhetzenden und teils den Holocaust verharmlosenden Inhalte erreichen trotz allem abertausende Menschen. Erst im November letzten Jahres hat die Polizei deshalb eine Hausdurchsuchung bei ihm durchgeführt.

Deutsche Verschwörungserzähler

Veranlasst wurde diese von der Staatsanwaltschaft Cottbus, die unter anderem wegen Verhetzung gegen ihn ermittelt, mit der Begründung der Gefahrenabwehr. Es gehe darum, "weitere Straftaten im Internet zu erschweren". Im Rahmen der Durchsuchung wurden Computer, Handys und Speichermedien beschlagnahmt. Der STANDARD berichtete.

Seit der enormen Kritikwelle gegenüber Whatsapp wegen dessen Aktualisierung der Datenschutzrichtlinien, erleben Alternativ-Dienste wie Telegram, Signal und Threema außerdem einen enormen Nutzerzuwachs. Grund dafür: Whatsapp-Daten sollen mit allen Facebook-Unternehmen geteilt werden, auch für Werbezwecke. Zwar trifft diese Klausel für europäische Nutzer nicht zu, das Vertrauen in den eigentlich beliebten Messenger scheint dennoch zu schwinden. (red, 15.1.2021)