Der Pharmakonzern Pfizer will – trotz Verzögerungen – die versprochenen Impfdosen nach Europa liefern.

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New York / Brüssel / Wien – Nach der Ankündigung des US-Pharmakonzerns Pfizer, die Lieferungen des gemeinsam mit der deutschen Firma Biontech vermarkteten Anti-Covid-Impfstoffs vorübergehend zu verlangsamen, wollte die EU "sofort" Gespräche mit den Unternehmen starten. Am Freitagabend relativierte das Unternehmen: Es werde nicht zu Kürzungen kommen. Auch die EU-Kommission beruhigte. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte bei einem Besuch in Lissabon, Pfizer halte trotz Verzögerungen die Lieferzusagen für die EU im ersten Quartal 2021 ein.

Produktionswerk "neu kalibrieren"

Laut STANDARD-Informationen rechtfertigte Pfizer die zeitlichen Turbulenzen damit, dass man das belgische Produktionswerk "neu kalibrieren" müsse, um die insgesamt erhöhten Lieferzusagen für das zweite Quartal erfüllen zu können. In einer internen Information des Gesundheitsministeriums hieß es dazu: "Die Liefermenge der KW3 wird um 40 Prozent reduziert. Das ist die einzige Woche, mit reduzierter Lieferung." Einen genauen neuen Lieferplan pro Land wolle Pfizer Europa am Wochenende erstellen.

Das heißt auch, dass das Gesundheitsministerium in Österreich eine neue Kalkulation der Aufteilung des jeweils konkret zur Verfügung stehenden Impfstoffs pro Bundesland machen muss. Man werde dazu den neuen Lieferplan abwarten: "Sollte dieser neue Lieferplan von Pfizer NICHT am Wochenende, also Samstag oder Sonntag, bereit gestellt werden, wird die für Sonntag angekündigte Freischaltung von Dosen nicht erfolgen", schreibt der Sonderbeauftragte für Gesundheit im Ministerium, Clemens Maria Auer.

Die Verhandlungen mit Pfizer hätten schon Freitagnachmittag begonnen, auch Österreich sei dabei vertreten gewesen, hieß es auf STANDARD-Anfrage aus dem Gesundheitsressort. Dort ging man am Freitag davon aus, dass es bereits ab Februar Lieferungen in höherer Menge als bisher ausgemacht geben werde. Einzig Kalenderwoche 3 soll vom reduzierten Lieferumfang betroffen sein. In der Kalenderwoche 7 sollen die ausgebliebenen Lieferungen ausgeglichen werden.

Garantierte Impfdosen sollen kommen

EU-Kommissionschefin Von der Leyen betonte am Freitag, sie habe sofort den Chef von Pfizer angerufen, der erklärt habe, dass es in den kommenden Wochen eine Produktionsverzögerung gebe. Zugleich habe er jedoch versichert, dass alle garantierten Dosen im ersten Quartal auch geliefert würden. Er werde sich persönlich darum kümmern, die Verzögerung zu reduzieren und so schnell wie möglich aufzuholen.

Von der Leyen hatte darauf verwiesen, wie wichtig es sei, dass die zugesagten Dosen bis Ende März geliefert würden. Weil es innerhalb eines bestimmten Zeitraums zwei Impfungen des Pfizer/Biontec-Impfstoffs brauche, gebe es auch die medizinische Notwendigkeit, dass der Impfstoff rechtzeitig geliefert werde.

Hintergrund der befürchteten Lieferreduktion ist der Ausbau der Produktionskapazitäten für das Vakzin auf zwei Milliarden Dosen pro Jahr in Europa. Diese Maßnahmen im Werk in Puurs in Belgien würden sich "vorübergehend auf die Lieferungen von Ende Jänner bis Anfang Februar auswirken", hatte der Pharmakonzern mitgeteilt.

Gespräche mit Ländern, Sozialpartnern und Experten über Lockdown

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte derweil am Freitagabend bis in die Nacht Gespräche mit den Landeshauptleuten über etwaige Öffnungsschritte nach dem Lockdown bis 24. Jänner geführt. Wie es danach weitergeht, soll am Sonntagvormittag (vermutlich 11 Uhr) verkündet werden. Heute, Samstag, sind für 8 Uhr früh Expertinnen und Experten ins Kanzleramt geladen. Um 10 Uhr folgen die Sozialpartner. DER STANDARD wird berichten. (nim, red, 16.1.2021)