Flachau – Manuel Feller hat Flachau erneut zum Schauplatz eines Wintermärchens gemacht. Dort, wo einst der Stern von Hermann Maier aufgegangen ist, holte sich der Tiroler (28) am Samstag im Slalom seine ersten Weltcupsieg. Und das trotz des Riesendrucks, den sich Feller selbst aufgeladen hatte, weil der die Piste im Vorfeld als zu leichte "Märchenwiese" bezeichnet hatte. Hinter Feller und Clement Noel (FRA) sichert sich Adelboden-Sieger Marco Schwarz sein drittes Podium in Folge.

Das Märchen auf der Märchenwiese.
Foto: APA/BARBARA GINDL

Premierensieger Feller holte sich dank Laufbestzeit im Finale des Wengen-Ersatzslaloms auch das rote Trikot des Disziplinenführenden zurück. Er liegt vor dem zweiten Slalom am Sonntag aber nur einen Punkt vor Schwarz. Er hatte einst nach einem verpassten Geburtstag Freunden versprochen, bei seinem ersten Weltcupsieg zehn Flugtickets nach Bangkok und retour zu kaufen. "Das wird jetzt also teuer", erklärte Feller schmunzelnd." Er sollte am besten am Sonntag (10.30/13.45 Uhr/live ORF 1) nochmals zuschlagen, denn der Ersatzslalom für Kitzbühel ist mit 150.000 Euro deutlich besser dotiert.

Verheißungsvoll

Das wegen der coronabedingten Verlegung der beiden Slaloms erste Herrenrennen in Flachau seit 2011 begann für Österreichs Slalomteam verheißungsvoll, qualifizierten sich doch alle acht für das 30er-Finale. Einzig Platz 24 für Michael Matt überraschte.

Bei immer dichter werdendem Schneefall lief es dann in der Entscheidung zunächst zwar nicht wie erhofft, dafür konnten Schwarz und vor allem Feller zulegen. Schwarz fuhr von Platz fünf noch auf das Podium, Feller carvte als Halbzeit-Dritter dank Bestzeit nach mehr als 120 Rennen zum ersten Weltcupsieg überhaupt. Der Tiroler war im fünften Saisonslalom auch der fünfte Sieger, so viel Vorsprung wie der Österreicher auf Noel (0,43 Sek.) hatte bisher aber noch keiner.

Podest.
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"Das ist ein Tag, den ich nie vergessen werde. Es ist mein größter Erfolg und ich werde Stunden brauchen, bis ich das realisiert habe", sagte ein überglücklicher Feller im Ziel. "Es ist schwer auszudrücken. Ich war wegen der Vorgeschichte bei keinem Rennen so nervös wie hier heute im ersten Durchgang. Ich hab schon die Schlagzeilen gesehen, wenn ich beim zweiten Tor einfädle", gestand der 28-Jährige.

Locker

Dann habe er im ersten Lauf aber gesehen, dass Material und Skifahren passten. "In dem Wissen bin ich dann locker drauflos gefahren und habe mich gar nicht am Limit gefühlt", erzählte der Sieger. "Wenn sie dann erstmals wegen dir die Hymne spielen, das ist Gänsehaut. Ein unglaublicher Tag, eine unglaubliche Geschichte. Es ist ein kleines Märchen."

Dem stimmte ÖSV-Sportdirektor Toni Giger zu. "Jetzt ist er der Märchenprinz", freute sich Giger mit Feller, der seit Jahren mit Rückenproblemen kämpft, aber die Szene auch mit seiner expliziten Meinung polarisiert und diese oft auch mittels Rap in die Öffentlichkeit kolportiert.

Trainer Marko Pfeifer war angesichts seiner persönlichen Beziehung zu Feller sichtlich gerührt. "Es war eine lange Zeit und es ist mehr als verdient, dass er das jetzt gewonnen hat", lobte der Kärntner. "Zuerst diese ganze Vorgeschichte und dann so abzuliefern, ist unglaublich. Es war aber auch eine richtige Bombenfahrt", lobte der Coach des aktuell besten Slalomteams der Welt. Die Bindung zu Feller sei eng. "Wegen der vielen Tiefs und Niederschläge. Das jetzt hat er sich wirklich verdient."

Stark

Dank Feller haben Österreichs Alpinski-Herren nun schon drei Saisonsiege eingefahren, am Sonntag könnte der nächste folgen. Denn ganz offensichtlich liegt die wellige Hermann Maier Weltcuppiste in Flachau aka "Märchenwiese" Pfeifers Slalom-Assen gut. Obwohl das Gros im Finale Ränge einbüßte. Christian Hirschbühl landete auf dem zwölften Rang, Fabio Gstrein auf 14. und Adrian Pertl auf 15. Michael Matt, zuletzt zweimal Vierter, kam nach Fehlern dieses Mal über Rang 20 nicht hinaus. Marc Digruber fiel von Rang 17. auf 25 zurück. Johannes Strolz schied nach Halbzeit-Rang 14 im Finale aus.

Schwarz war auch mit Platz drei zufrieden, für ihn war es der dritte Podestplatz in Folge. "Wir haben ein super Teamgefüge und pushen uns im Training mit Manu. Es macht richtig Spaß, zusammen am Podest zu stehen", sagte der Kärntner. "Er hat mir jetzt das Rote Trikot abgenommen. Ich bin froh, dass es im Team bleibt, das wird noch ganz spannend."

Fellers skifahrerisches Können seit stets außer Frage gewesen. "Jetzt hat er es sich hoch verdient. Und das mit der Märchenwiese hat er so nicht gemeint. Es war nur der Vergleich zu Wengen und Kitz. Aber die Piste heute hier war perfekt. Kein Weltcuprennen ist leicht zu gewinnen."

Schwere Verletzung von Kilde im Training

Wie NRK auf seiner Website berichtet, hat sich Gesamtweltcupsieger Aleksander Aamodt Kilde bei einem Sturz im Super-G-Training auf der Reiteralm eine möglicherweise schwere Knieverletzung zugezogen. "Ich fürchte natürlich das Schlimmste. Aber noch weiß ich zu wenig und hoffe noch", sagte Kilde zu NRK. Er werde sich in Innsbruck einer MRT-Untersuchung unterziehen, noch gäbe es keine Schwellung.

Das norwegische Team hat bereits zwei Ausfälle im Herrenteam zu verkraften. In Adelboden erlitt Sölden-Sieger Lucas Braathen bei einem Sturz eine Seitenbandverletzung im linken Knie. Atle Lie McGrath zog sich eine Bänderdehnung im Knie zu. (APA, 16.1.2021)

Ergebnisse des ersten Weltcup-Slaloms der alpinen Ski-Herren am Samstag in Flachau (Wengen-Ersatzrennen) – Endstand:

1. Manuel Feller (AUT) 1:50,27 55,12 55,15
2. Clement Noel (FRA) 1:50,70 +0,43 54,87 55,83
3. Marco Schwarz (AUT) 1:50,97 +0,70 55,57 55,40
4. Sebastian Foss-Solevaag (NOR) 1:51,08 +0,81 55,10 55,98
5. Linus Straßer (GER) 1:51,47 +1,20 55,74 55,73
6. Ramon Zenhäusern (SUI) 1:51,57 +1,30 55,68 55,89
7. David Ryding (GBR) 1:51,85 +1,58 56,32 55,53
8. Luca Aerni (SUI) 1:51,91 +1,64 56,53 55,38
9. Alexis Pinturault (FRA) 1:52,04 +1,77 56,55 55,49
10. Tanguy Nef (SUI) 1:52,08 +1,81 56,54 55,54
11. Loic Meillard (SUI) 1:52,10 +1,83 56,15 55,95
12. Christian Hirschbühl (AUT) 1:52,16 +1,89 56,10 56,06
13. Victor Muffat-Jeandet (FRA) 1:52,19 +1,92 56,19 56,00
14. Fabio Gstrein (AUT) 1:52,23 +1,96 56,04 56,19
15. Adrian Pertl (AUT) 1:52,66 +2,39 56,33 56,33
16. Albert Popow (BUL) 1:52,68 +2,41 56,96 55,72
17. Stefan Hadalin (SLO) 1:52,83 +2,56 56,82 56,01
18. Henrik Kristoffersen (NOR) 1:52,86 +2,59 56,59 56,27
19. Stefano Gross (ITA) 1:52,96 +2,69 56,13 56,83
20. Michael Matt (AUT) 1:52,99 +2,72 56,74 56,25
21. Sandro Simonet (SUI) 1:53,06 +2,79 55,92 57,14
22. Anton Tremmel (GER) 1:53,13 +2,86 56,86 56,27
23. Timon Haugan (NOR) 1:53,30 +3,03 57,13 56,17
24. Filip Zubcic (CRO) 1:53,37 +3,10 56,56 56,81
25. Marc Digruber (AUT) 1:53,52 +3,25 56,35 57,17
26. Julian Rauchfuß (GER) 1:54,06 +3,79 57,27 56,79
27. Erik Read (CAN) 1:54,49 +4,22 57,23 57,26

Ausgeschieden im 1. Durchgang: Daniel Yule (SUI), Alexander Choroschilow (RUS), Alex Vinatzer (ITA), Giuliano Razzoli (ITA)

Ausgeschieden im 2. Durchgang: Manfred Mölgg (ITA), Kristoffer Jakobsen (SWE)

Gesamtwertung (nach 18 Rennen):

1. Alexis Pinturault (FRA) 718
2. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 560
3. Marco Odermatt (SUI) 501
4. Filip Zubcic (CRO) 462
5. Marco Schwarz (AUT) 386
6. Henrik Kristoffersen (NOR) 384
7. Loic Meillard (SUI) 378
8. Manuel Feller (AUT) 334
9. Mauro Caviezel (SUI) 307
Ryan Cochran-Siegle (USA) 307
11. Linus Straßer (GER) 280
12. Matthias Mayer (AUT) 264
13. Vincent Kriechmayr (AUT) 248
14. Ramon Zenhäusern (SUI) 209
15. Sebastian Foss-Solevaag (NOR) 208

weiter:
32. Michael Matt (AUT) 143
35. Adrian Pertl (AUT) 133
42. Max Franz (AUT) 110
47. Christian Hirschbühl (AUT) 98
49. Roland Leitinger (AUT) 95
50. Fabio Gstrein (AUT) 94
53. Otmar Striedinger (AUT) 88
54. Christian Walder (AUT) 80
66. Stefan Brennsteiner (AUT) 51
79. Dominik Raschner (AUT) 29
93. Hannes Reichelt (AUT) 19
98. Daniel Hemetsberger (AUT) 16
100. Marc Digruber (AUT) 15
107. Christian Borgnaes (AUT) 13
112. Magnus Walch (AUT) 10
115. Johannes Strolz (AUT) 9
117. Raphael Haaser (AUT) 8
128. Stefan Babinsky (AUT) 4
131. Christopher Neumayer (AUT) 3
135. Christoph Krenn (AUT) 2

Slalom Herren (5):

1. Manuel Feller (AUT) 310
2. Marco Schwarz (AUT) 309

3. Linus Straßer (GER) 278
4. Ramon Zenhäusern (SUI) 209
5. Sebastian Foss-Solevaag (NOR) 208
6. Clement Noel (FRA) 193
7. Henrik Kristoffersen (NOR) 179
8. Michael Matt (AUT) 142
9. David Ryding (GBR) 136
10. Alexis Pinturault (FRA) 120
11. Loic Meillard (SUI) 113
12. Tanguy Nef (SUI) 111
13. Alex Vinatzer (ITA) 110
14. Daniel Yule (SUI) 107
15. Victor Muffat-Jeandet (FRA) 105

weiter:
16. Fabio Gstrein (AUT) 82
17. Adrian Pertl (AUT) 72
19. Christian Hirschbühl (AUT) 66
34. Marc Digruber (AUT) 15
38. Johannes Strolz (AUT) 9

Mannschaft Herren (18):

1. Schweiz 2653
2. Österreich 2252
3. Norwegen 2104
4. Frankreich 1830
5. Deutschland 964
6. USA 787
7. Italien 731
8. Kroatien 508
9. Slowenien 413
10. Kanada 214
11. Großbritannien 136
12. Schweden 103
13. Russland 93
14. Slowakei 90
15. Bulgarien 15
16. Belgien 13
17. Niederlande 5
18. Finnland 4