Der neue Mann an der Spitze der CDU heißt Armin Laschet.

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Es hat wieder nicht gereicht. Zum zweiten Mal, so wie schon gegen Annegret Kramp-Karrenbauer, hat Friedrich Merz verloren. Erneut wählten die Delegierten nicht ihn zum Parteichef. Sie entschieden sich für den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet.

Er war in Umfragen eigentlich hinter Merz gelegen. Doch ganz überraschend ist Laschets Wahl nicht. Die Demoskopen haben unter den CDU-Mitgliedern gefragt, nicht unter den Delegierten. Und diese 1.001 Frauen und Männer, die den Mittelbau der CDU bilden, ticken dann doch ein wenig anders als die Basis, bei der die Sehnsucht nach Merz so groß war.

Sichere Bank Laschet

Die Union muss regieren – das ist das Credo in der Partei, die seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland so lange wie keine andere in der Bundesregierung vertreten war und so lange den Kanzler und die Kanzlerin stellte. Und da erschien vielen dann doch der freundliche Armin Laschet als die sicherere Bank. Er ist der Mann der Mitte, er kann mit den Grünen und auch mit der FDP und der SPD. Dies ist die Grundlage für Koalitionsverhandlungen nach der Bundestagswahl am 26. September 2021. Merz hätte die Grünen und wohl auch große Teile der SPD verschreckt. Viele fürchteten, dass seine Wahl das rot-rot-grüne Lager so stark mobilisieren hätte können, dass die CDU womöglich in Opposition aufgewacht wäre.

Faktor Merkel

Nicht zu unterschätzen ist der immer noch sehr mächtige Faktor Angela Merkel. Sie galt, nach ihrem Rückzug als CDU-Chefin im Herbst 2018 eine Zeit lang als Lame Duck. Ihre Zeit lief ab, man wusste, dass sie auch nicht mehr als Kanzlerkandidatin 2021 antreten will. Doch Corona hat die Lage noch einmal stark verändert. Die erfahrene Merkel und ihr Krisenmanagement waren wieder absolut gefragt. Erneut schnellte die Kurve ihrer Popularität in lichte Höhen, davon profitierte auch die CDU in Umfragen stark.

So mancher wird sich dann doch bei der Wahl des CDU-Vorsitzenden erinnert haben, wie giftig Merz über Merkel und ihr Kabinett ("grottenschlechte" Erscheinung) geschimpft hatte. Er steht zudem – anders als Laschet – für einen gewissen Bruch mit der Ära Merkel, und das betrifft nicht nur die Asylpolitik. Die Partei sollte wieder konservativer werden, um der AfD Wählerinnen und Wähler abspenstig zu machen. Klar, das wollen alle in der CDU. Aber sie wissen auch: Wer diesen Weg geht, droht die Unterstützerinnen in der Mitte zu verlieren. Dieses Risiko einzugehen, erschien einer deutlichen Mehrheit dann doch zu groß.

Zudem hat Merz, im Gegensatz zu Laschet, keinerlei Regierungserfahrung, er war zehn Jahre weg vom politischen Fenster. Mitten in der größten Krise seit Jahrzehnten, ihm die Führung zu überlassen, war vielen auch eine nicht ausreichend sichere Option.

Laschet muss eigene Akzente setzen

Nun wird es also Laschet sein, der die CDU und vielleicht auch Deutschland in die Post-Ära-Merkel führt. Ein einfaches "Weiter-So" wird es nicht geben können, Laschet kann sich natürlich nicht auf den bisherigen Erfolgen Merkels auszuruhen. Er muss es schaffen, neue und eigene Akzente zu setzen, das wird die große Herausforderung an ihn sein.

Fraglich ist, ob es ihm gelingt, den unterlegenen Merz irgendwie einzubinden. Dieser hat ja – trotz der Niederlage – viele Stimmen bekommen. Fraglich ist auch, ob sich Merz überhaupt unterordnen will oder ob er lieber wieder, wie nach der Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer, von der Seitenlinie stänkert. Wenn Merz sein Gerede von der Einigkeit und Gemeinsamkeit ernst meint, dann sollte er dies unterlassen.

Geklärt gehört schnell die Frage der Unions-Kanzlerkandidatur mit CDU-Chef Markus Söder. Das wird spannend. Der Bayer hat, auch wenn er es nicht zugibt, Ambitionen. Doch ein CDU-Chef kann sich dies nicht so einfach aus der Hand nehmen lassen. Doch wie immer dieses nächste Rennen ausgeht – mit dem Ende des CDU-Parteitags und der Wahl Laschets ist klar: Der Wahlkampf für die Bundestagswahl am 26. September hat begonnen. (Birgit Baumann, 16.1.2020)