Foto: cd projekt red

"Cyberpunk 2077" war gleichzeitig das mit größter Spannung erwartete Spiel des vergangenen Jahres – und gleichzeitig jenes, das wohl am meisten enttäuschte. Denn bis heute ist das Game von Bugs und Performanceproblemen geplagt, auf der Playstation 4 wurde es von Sony aus dem Playstation Store entfernt und ist bis dato nicht verfügbar. Der "Bloomberg"-Journalist Jason Schreier hat mit 20 ehemaligen und aktuellen Mitarbeitern von CD Projekt Red gesprochen, um die Hintergründe für den desaströsen Start des Spiels zu ergründen.

Überstunden

Die größten Schwierigkeiten beim Entwicklungsprozess fänden sich demnach bei schlechter Planung, dem raschen, massiven Wachstum des Studios, welchem mit "Witcher 3" zuvor ein Millionenhit gelang, und damit verbundenen Komplikationen, sowie einem altbekannten Problem in der Games-Branche: Crunch Times. Dabei müssen Entwickler sich an einen unrealistischen Zeitplan halten – in diesem Fall wollte das Unternehmen das Game in jedem Fall noch im Weihnachtsgeschäft veröffentlichen –, was dazu führte, dass die Mitarbeiter bereits lange vor dem Verkaufsstart vielfach Überstunden leisten mussten.

Das Unternehmen habe Marketing über die Entwicklung gestellt, kritisieren die Mitarbeiter, die anonym bleiben wollten. Das führte dazu, dass sie 13-Stunden-Schichten leisten mussten – und das fünf Tage die Woche. Ein Mitarbeiter berichtet von Kollegen, die so Probleme in ihrem Familienleben hatten. Gleichzeitig wurde nach außen hin mit einer Demo für die Spielemesse E3 ein "Cyberpunk 2077" vorgestellt, das längst noch nicht finalisiert ist.

Entschuldigung

CD Projekt Red hat sich umfassend für die Probleme bei dem Spiel entschuldigt. Mitgründer Marcin Iwiński versprach in einem fünfminütigen Video, das Vertrauen der Fans zurückzugewinnen, allerdings müssen Spieler der Playstation 5 oder Xbox Series X sich bis zum Herbst gedulden. Spieler sollen ihren Ärger aber nicht an den Entwicklern auslassen, die harte Arbeit leisten – das Management trage die Verantwortung für die großen Mängel des Spiels.

PC-Version kam gut an

Unmöglich ist eine Umkehr nicht – in der Vergangenheit haben es auch Spiele wie "No Man’s Sky" oder "Destiny" geschafft, anfangs enttäuschte Spieler nachträglich positiv zu überraschen. Das ist insofern nicht unwahrscheinlich, als das Game bei Kritikern in seiner PC-Fassung, die am wenigsten von technischen Problemen geplagt ist, für Begeisterung sorgte. Sie lobten vor allem die große, lebendige Welt und die mitreißende Geschichte des futuristischen Universums. Auch, dass die getroffenen Entscheidungen einen Einfluss auf das weitere Spielgeschehen haben, wurde positiv aufgenommen. Lediglich Bugs, die auch in der PC-Version zu finden sind, aber das Spiel nicht unspielbar machen, vermerkten Tester als negativ. (muz, 17.1.2021)