Die elenden Stechbilder werden uns entlang des zeitlich ausgedehnten Impfplans sicher noch über Monate hin begleiten.

Foto: Jochen Eckel via www.imago-images.de

Wenn im Fernsehen sechsundsiebzigmal am Tag so eine Zwölf-Zentimeter-Nadel in einen Oberarm fährt, dann frage ich mich, ob das helfen kann, die Impfbereitschaft zu steigern. So ein Sender hat natürlich seine Informationspflicht, und da wird die Hitliste seit geraumer Zeit nun einmal von Corona angeführt, eh klar. Aber wo steht, dass die Nachricht sadomasochistisch imprägniert sein muss?

"Impfen" ist ein total unmissverständliches Wort. Jeder weiß, dass das Durchstechen der Haut gemeint ist (jaja, es gibt natürlich auch die Schluckimpfung). Jedes Kindergartenkind ist darüber im Bilde. Warum dann dieser optische Realo-Horror? Soll er uns ab härten oder daran gewöhnen? Die Sache könnte nach hinten losgehen!

Selbst wer im Leben ausgiebig durch eine Schule der Grauslichkeiten gegangen ist und vom Sauschlachten bis zum Babyspeiben überall dabei war, dem muss hier allabendlich die Gänsehaut kommen. Die elenden Stechbilder werden uns entlang des zeitlich ausgedehnten Impfplans sicher noch über Monate hin begleiten. Man will so etwas doch nicht in der Wohnung haben!

Und dann gleitet die Nadel jedes Mal auch noch so weit hinein, dass man förmlich das Kratzen am Knochen hört. Ein Segen, wer da nicht eh schon Arthrosepatient ist! Ich bettle hiermit um mehr Piktogramme – von mir aus gern mit roten Tropfen und allem Pipapo. Die Monate des usurpatorischen Krankenhauslindgrüns und des ungebremsten Bohrens in fremden Nasen haben eben ihre Spuren hinterlassen.

Und ich erkenne hiermit: Die Jahre mit "Grey’s Anatomy" haben mich auf das alles keineswegs vorbereitet. (Margarete Affenzeller, 18.1.2021)