Hans Staudacher hatte erst vergangenen Donnerstag seinen 98. Geburtstag gefeiert.

Foto: Schöndorfer

Wien – Spontan, poetisch und intensiv war die Malerei, die Hans Staudacher bereits in den 1950er-Jahren schuf. Konsequent entstanden seine Werke aus ihm selbst heraus. Der 1923 in Kärnten Geborene erlernte sein Handwerk nicht, er brachte es sich selbst bei – "Malerei und Poesie erzählt nicht mehr, sie handelt", schrieb der Autodidakt in seinem 1960 verfassten Manifest. Malerfürsten wie Paul Klee, Wassily Kandinsky, Pablo Picasso oder Joan Miró galten ihm als Vorbilder.

Wo zu Beginn noch kubistische Formen in seinen Gemälden zu erkennen waren, verschwanden bald jegliche gegenständlichen Inhalte und machten prozessualen Farbgesten Platz. Wie heftige Emotionen traten seine abstrakten Gebärden nach und nach zutage – selten malte er ein Gemälde in einem Zug.

Durch mehrfache Aufenthalte in Paris zwischen 1954 und 1962, bei denen er mit den Werken von Georges Mathieu und dem lyrischen Informel in Berührung kam, nahm er später Textpassagen als gleichberechtigte Komponenten in seine Kunst auf.

Grafische Chiffre und malerische Geste verschwammen zunehmend zu einem Ganzen. Später löste Staudacher den Raum in seinen Werken vollends auf, die Farbgebung wurde sanfter: braun, rot, schwarz, ocker.

Unverkennbare Schichtigkeit

Als einer der wichtigsten Vertreter des Informel vertrat Staudacher 1956 Österreich auf der Biennale in Venedig und nahm an unzähligen Gruppenausstellungen teil. Seit den 1950er-Jahren war er aktives Mitglied der Secession, 1991 wurde er ihr Ehrenmitglied. Zu seinem 75. Geburtstag widmete ihm das Kunsthistorische Museum im Palais Harrach eine umfassende Schau.

Später wurden Arbeiten des Künstlers mit ihrem unverkennbaren Stil oft Opfer von Fälschungen. "Aber mein Material und meine Schichtigkeit können sie nicht", soll er frech entgegnet haben.

Vergangenen Donnerstag feierte Staudacher noch seinen 98. Geburtstag. In der Nacht auf Sonntag ist er in Wien verstorben. Er ist friedlich eingeschlafen. (Katharina Rustler, 17.1.2021)