Zahlreiche betagte Österreicherinnen und Österreicher haben ihre Gratis-FFP2-Masken bereits im Postkasten vorgefunden – je zehn Stück. Sehr lang auskommen werden sie damit wohl nicht, aber immerhin sollten diese medizinischen Atemschutzmasken wirksamer gegen Covid-19-Ansteckungen schützen als der herkömmliche Mund-Nasen-Schutz. Sie kommen nun für alle.

Die von der Regierung verschickten FFP2-Masken kommen nicht aus Österreich. Sie sind "made in China". Dort sitzt der größte Hersteller weltweit. Acht Millionen Masken spucken die Maschinen dort aus – pro Tag. Da können die im Vorjahr ins Geschäft eingestiegenen österreichischen Anbieter nicht mithalten – weder bei der Menge noch beim Preis. An die zehn Millionen Stück setzt Hygiene Austria pro Monat ab. Das Joint Venture des Faserherstellers Lenzing und des Wäschekonzerns Palmers ist zwar mit großen Lebensmittelkonzernen, Industrie und Landeskrankenhäusern gut im Geschäft.

Besserer Schutz, der ins Geld geht: die FFP2-Maske.
Foto: Toppress / Karl Schöndorfer

Für die Republik Österreich, die den zentralen Einkauf über die Bundesbeschaffungsgesellschaft abwickelt, war man bis dato allerdings nicht konkurrenzfähig. Der Preis sei beim Bund das mit Abstand wichtigste Kriterium, da könne man mit Löhnen, Gehältern, Produktion und Wertschöpfung aus Österreich nicht mithalten, sagt der Geschäftsführer der Hygiene Austria, Stephan Trubrich. 2,99 Euro pro Stück verlangten Handelsketten wie Rewe und Spar zuletzt – das ist zwar weniger als die Hälfte dessen, was Apotheken für Ware aus China verlangen. Bei einem Einmalprodukt könnte das aber rasch zur Belastung für Haushalte werden.

Neujahrsfeiern in China

Nun starrt die Branche auf die von der Regierung angestrebte FFP2-Masken-Pflicht ab 25. Jänner. Der Zeitpunkt der Einführung der medizinischen Atemschutzmasken ist denkbar ungünstig. Die Nachfrage nach den fünflagigen Spezialmasken mit zwei Filtervliesen und einer Filtration von mehr als 94 Prozent sei enorm, sagt Trubrich – und sie steige nicht zuletzt aufgrund der ansteckenderen Coronavirus-Mutationen von Tag zu Tag. Zudem stehen in China im Februar die Neujahrsfeiern an, was die Produktion dämpft und zugleich den Eigenbedarf steigert. Branchenkenner bezweifeln deshalb, dass der Preis sinken wird. Im Großhandel ist von 30 bis 35 Cent pro Stück die Rede – da können europäische Produzenten kaum mit.

Mit den Preisen für chinesische Masken können die heimischen Hersteller nicht mithalten.
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Wie der von der Bundesregierung angekündigte "Selbstkostenpreis" in der Praxis aussehen wird, bleibt spannend. Er wird für Masken aus Österreich mit Sicherheit über dem von Masken chinesischer Provenienz liegen – obwohl diese tausende Kilometer im Flugzeug zurücklegen.

Dank des im Vorjahr pandemiebedingt vereinfachten Zulassungsverfahrens für CPA-Masken, die ebenfalls Aerosole filtern können, gibt es hierzulande jedenfalls mittlerweile einige Kompetenz in Sachen Maskenproduktion. In Vorarlberg haben sich mehrere Betriebe – darunter die Grabher Group, Wolford und die Stickerei Hämmerle – zusammengeschlossen.

Arbeitsschutz

Textilunternehmer Günther Grabher hält den Vorstoß, den Mund-Nasen-Schutz durch FFP2-Masken zu ersetzen, allerdings für grundverkehrt. "Die sind nicht für die Pandemie gebaut", sagt er, sondern für den Arbeitsschutz. Deswegen unterlägen sie auch der Gewährleistungspflicht. Sollte sich der Träger anstecken und könne Mängel an der Maske nachweisen – dazu zähle schon eine falsche Beschriftung –, habe er ein Recht auf Schadenersatz. "Ich wundere mich, dass die Regierung sich das traut", warnt Grabher. Für den Masseneinsatz besser geeignet hält er die vom EU-Normungsausschuss entwickelte "Community-Mask". Sie biete den notwendigen Filterschutz, sei 30-mal waschbar und damit einen Monat lang haltbar. (Regina Bruckner, Luise Ungerboeck, 17.1.2021)