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US-Präsidet Donald Trump hat ein Sprachrohr weniger.

Foto: LEAH MILLIS / REUTERS

Der Sturm von rechtsextremen Trump-Anhängern auf das US-Kapitol hatte Konsequenzen, mit denen kaum jemand gerechnet hatte. Nach unzähligen Postings, für die jeder andere Nutzer schon lange gesperrt worden wäre, entschlossen sich Twitter und Facebook schlussendlich doch noch zu einer Sperre seiner Konten. Dies angesichts der Befürchtung, der US-Präsident könnte seine Anhänger zu neuer Gewalt aufstacheln – ob bewusst oder unbewusst.

Eine Vorgehensweise, die zwar von vielen Beobachtern grundlegend begrüßt wurde, aber durchaus auch Kritiker auf den Plan rief. Neben jenen, die den großen Plattformen vorwerfen, dass sie dem Treiben viel zu lange zugesehen haben und sich somit auch bei der Verbreitung von Hass mitschuldig gemacht haben, gibt es auch die Perspektive derer, die darin eine unzulässige Einschränkung der Meinungsfreiheit sehen.

Wie wirksam sind diese Methoden?

Parallel dazu gibt es aber noch eine andere Diskussion: nämlich ob dieses "Deplatforming" überhaupt wirkt. Und hier scheinen die Zahlen nun ziemlich eindeutig. Wie die "Washington Post" in Berufung auf eine Untersuchung von Zignal Labs berichtet, sind die Falschinformationen über den Ausgang der US-Wahl seit dem Abdrehen der Accounts von Donald Trump um stolze 73 Prozent zurückgegangen. Auch die Erwähnung zuvor wochenlang vielgenutzter Hashtags wie "#FightforTrump" ist massiv zurückgegangen – in diesem Fall gar um 95 Prozent.

Selbst wenn man in Betracht zieht, dass es noch andere Faktoren geben könnte – etwa dass viele Gegner angesichts der Ratifizierung des Siegs von Joe Biden durch den US-Kongress schlicht aufgegeben haben könnten –, ist diese Zahl doch dermaßen groß, dass ein Zusammenhang mit den Sperrmaßnahmen eindeutig erscheint. Das ist wiederum Wind auf die Mühlen derjenigen, die schon länger eine Sperre von Trump gefordert haben, immerhin zeigt dies, welch zentrale Rolle er bei der Verbreitung von Falschinformationen über die Präsidentschaftswahl eingenommen hat.

Damit könnte das Beispiel von Trump das bisher stärkste für "Deplatforming" im Allgemeinen werden. Ganz neu ist die Erkenntnis, dass solche Maßnahmen greifen, allerdings nicht. Gerade der Rauswurf von Rechtsextremen hatte diesen in der Vergangenheit eine deutliche Einschränkung ihrer Reichweite beschert.

Weitere Sperre

Auch gegen QAnon-Verschwörungserzähler haben die großen Plattformen zuletzt ihre Gangart deutlich verschärft. In den vergangenen Tagen wurden mehrere zehntausend damit assoziierte Accounts gelöscht. Und dabei trifft es nun eine weitere Vertreterin der US-Politik. Am Sonntag wurde das Twitter-Konto von Marjorie Taylor Green, neue Abgeordnete der Republikaner im Repräsentantenhaus, gesperrt. Twitter spricht in diesem Fall von einer temporären Sperre, da Greene mehrfache Falschinformationen über die US-Wahl verbreitet hat. Greene hatte sich bereits 2017 in einem Video zu QAnon bekannt, später diese Verbindung aber heruntergespielt. In einer aktuellen Stellungnahme wirft sie Twitter nun vor, konservative Meinungen zu unterdrücken. Die Macht der Plattformen über den öffentlichen Diskurs sei "außer Kontrolle". (apo, 18.1.2021)