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Am Sturm auf das Kapitol waren auch bekennende Neonazis beteiligt.

Foto: Getty Images

Der Sturm auf das US-Kapitol sorgte nicht nur in der Politik des Landes für ein Beben. Auch bei der im Besitz von Microsoft befindlichen Codehosting-Plattform Github hatten die Ereignisse des 6. Jänner beachtliche Nachwirkungen. Im Vorfeld der Erstürmung warnte ein Mitarbeiter in einem internen Slack-Chat. "Passt auf euch auf, Homies, Nazis sind unterwegs", schrieb er und handelte sich damit schnell Kritik von einem Kollegen ein, der ihn für seine "spaltende" Rhetorik kritisierte. Es folgte eine hitzige Debatte.

Besagter Mitarbeiter, der jüdischen Glaubens ist, erhielt noch am gleichen Tag eine Verwarnung durch die Personalabteilung für den Gebrauch des Begriffs "Nazi" am Arbeitsplatz. Drei Tage später wurde sein Arbeitsverhältnis wegen nicht näher definierten "Verhaltensmustern" aufgelöst. Der Fall sorgte intern für eine Welle der Empörung und wurde publik. Firmenchef Nat Friedman schrieb daraufhin eine Nachricht an alle Mitarbeiter, verurteilte darin den Kapitolsturm und kündigte eine Untersuchung an. Diese ist nun abgeschlossen und sorgt für einen Abgang im Management.

HR-Chefin wirft verärgert das Handtuch

Die Entlassung des Mitarbeiters sei nicht gerechtfertigt gewesen, lautet die Conclusio. Die Personalchefin von Github, Gia Colosi, übernehme die volle Verantwortung für den Vorfall, berichtet Geschäftsführerin Erica Brescia in einem Blogeintrag. Sie ist von ihrem Posten zurückgetreten.

Dieser Abgang dürfte aber nicht ganz friktionsfrei gelaufen sein, wie Twitterbotschaften von ihr nahelegen. Sie hatte gedacht, die Personalleitung bei Github werde ihr Langzeitjob sein. Doch jetzt habe sie es satt, als Sündenbock herzuhalten. Man entlasse nicht einfach so Leute. Darauf hingewiesen, dass Personalabteilungen immerhin Entscheidungen träfen, die schwere Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen hätten und man daher auch die Verantwortung übernehmen müsse, wenn man nicht sorgfältig vorgegangen ist, stimmt sie zu, ergänzt aber später, dass Frauen in diesem Bereich vor allem "das Chaos der Männer aufräumen". Mittlerweile hat sie ihren Twitter-Account auf "geschützt" geschalten, ihre Botschaften sind nur noch für ausgewählte Follower lesbar.

Wiedereinstellung angeboten

"Es tut uns ehrlich leid", schreibt Brescia weiter im Firmenblog an den Mitarbeiter. Laut Techcrunch befindet sich das Unternehmen in Gesprächen mit seinem Anwalt und hat ihm seine Stelle wieder angeboten. CEO Friedman schrieb zudem an die Angestellten, dass sie jederzeit ihre Sorgen bezüglich Neonazis, Antisemitismus oder anderen Formen von Belästigung und Diskriminierung besprechen könnten, solange dies in einem respektvollen und professionellen Ton geschehe.

Mit seinem Attest, dass "Nazis unterwegs" sind, sollte der Entlassene Recht behalten. Wie sich schnell herausstellte, waren am Angriff auf das Kapitol zahlreiche bekannte Gesichter rechtsextremer Gruppierungen beteiligt – darunter auch Personen, die sich selbst zum Neonazismus bekennen. (gpi, 18.1.2021)