Eine Gondel am Kitzsteinhorn wird desinfiziert.

Foto: APA/EXPA/JFK

Wien – Die Seilbahnen dürfen auch im harten Lockdown, der nun bis 7. Februar verlängert wurde, offen halten. Voraussetzung ist das Tragen von FFP2-Masken in den Gondeln. Ob und wie lange das auch wirtschaftlich sinnvoll ist, beriet die Branche am Montagnachmittag in einer Bundesausschusssitzung, wie der "Kurier" berichtet. Denn ohne Gastronomie und Hotellerie kommt auch das Geschäft auf den Pisten nur schwer in Schwung.

"Es ging in dem Gespräch um ein Stimmungsbild aus den Bundesländern. Generell sind alle froh, dass die Pisten offen sind. Aber wirtschaftlich ist es sehr, sehr schwer", sagt Manuel Kapeller-Hopfgartner, Fachgruppenobmann der Kärntner Seilbahnen zum "Kurier". Man sei bemüht, das Skifahren aufrechtzuerhalten. "Aber keiner kann seinen Berg woanders hinversetzen. Wir müssen einen gemeinsamen Nenner finden." Am Dienstagnachmittag erfolge eine weitere Videokonferenz mit allen Kärntner Seilbahnbetreibern.

Hörl: Frage des Geldes

Der Obmann des Fachverbands der Seilbahnen in der Wirtschaftskammer (WKO), Franz Hörl, sagt: "Es gibt kein Ergebnis, weil sich jetzt alle zwei bis drei Tage Zeit nehmen, um nachzudenken, wie es weitergeht". Man müsse auch noch die endgültige Verordnung abwarten. Er verwies auf Mitte der Woche.

"Fast alle Skigebiete schreiben Verluste", betonte Hörl vor der Sitzung und verwies auf die wegen der Pandemie behördlich verfügte Beförderungsbeschränkung auf 50 Prozent. Es rechne sich eigentlich für fast kein Skigebiet – die in der Nähe der Stadt hätten bessere Ergebnisse. "Der Wille ist nach wie vor ungebrochen, offen zu halten – die Frage ist, ob sich das alle leisten können", so Hörl.

Mario Stedile-Foradori, Chef der Arlberger Bergbahnen, meint zur Tageszeitung: "Wo die Nachfrage nicht gegeben ist – also in großen Skigebieten abseits der Ballungsräume – wird es weitere Reduzierungen des Angebots geben müssen."

Umsatzeinbußen

In Kärnten soll sich dem Bericht zufolge bis Ende Februar nichts ändern. "Wir haben auch die Zusage von Leitbetrieben, dass diese aufsperren wollen, sobald es erlaubt ist. Aber natürlich hätten wir uns eine frühere Öffnung der Gastronomie und Hotellerie gewünscht. Das Ökosystem aus Gastro, Hotel, Skilift gehört zusammen. Sonst funktioniert es nicht", sagt Kapeller-Hopfgartner.

Allein in der Kärntner Seilbahnwirtschaft verursachten der Lockdown und die damit verbundenen Einschränkungen einen Umsatzrückgang von 50 bis 70 Prozent – regional zum Teil sogar deutlich mehr. "Wir beobachten, dass die kleineren Skigebiete teilweise von der Situation profitiert haben, weil die Leute nicht so weit fahren wollen, wenn eh keine Hütten in anderen Skigebieten offen haben – bei den größeren Skigebieten schaut es teilweise schlecht aus", sagte der Seilbahnobmann.

Betroffen seien in Kärnten vor allem das Nassfeld, Bad Kleinkirchheim, die Turracher Höhe und Heiligenblut – alles Gebiete mit regem Tourismus in normalen Jahren.

Appell an Politik

"Die Politik ist aus unserer Sicht gefordert, die richtigen Werkzeuge zur Verfügung zu stellen", so der Spartenobmann. Bei Investitionen von fünf Millionen Euro alleine auf der Gerlitzen sei ein Umsatzersatz von maximal 800.000 Euro aber ein Tropfen auf dem heißen Stein, meinte er mit Blick auf die Wirtschaftshilfen der Regierung. "Wir haben acht Monate Revisionsarbeiten, damit wir vier Monate öffnen können. Das ist alles bereits im Voraus sehr kostenintensiv."

Alleine in Kärnten seien im vergangenen Jahr 22 Millionen Euro in die Seilbahnwirtschaft investiert worden. Jeder habe Verbindlichkeiten und Kreditzahlungen, die nun Anfang des Jahres schlagend würden. "Doch den Betreibern fehlt schlicht und ergreifend das Geld", erklärte der Branchenkenner.

Erschwerend komme hinzu, dass viele der in Kärnten errichteten Anlagen in die Jahre gekommen seien und in den nächsten Jahren erneuert oder saniert werden müssten, damit die Konzessionen weiterlaufen und die Bahnen ein neues "Pickerl" bekommen. "Doch Investitionen in die Liftanlagen erfordern einen Nachweis von 50 Prozent Eigenkapital. Woher sollen die Betreiber dieses Geld nehmen? Das ist eine Abwärtsspirale", betonte Kapeller-Hopfgartner. (APA, red, 18.1.2021)