Der Stromverbrauch im Iran erreicht ein Rekordniveau und laut den Regierenden sei das Mining von Kryptowährungen der Hauptgrund. Ob dies der einzige Grund für das verstärkte Aufkommen von Smog in den iranischen Städten ist, bleibt zu hinterfragen.

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Der Winter ist eigentlich in der iranischen Hauptstadt Teheran nicht wesentlich kälter als in den vergangenen Jahren, das sagt zumindest die Statistik. Dennoch steigt der Stromverbrauch in den iranischen Metropolen rasant. Die Konsequenz daraus: Smog und Stromausfälle. Sicherlich ein Grund, die harten Ausgehbeschränkungen im klerikalen Staat und die damit ansteigende Nutzung von Strom. Doch Irans offizielle Vertreter machen vor allem das gestiegene Bitcoin-Mining dafür verantwortlich und beweisen dies mit Zahlen.

Ursprünglich pro Bitcoin

In der Theorie steht die islamische Republik den Kryptowährungen eigentlich positiv gegenüber. Das hat nicht zuletzt mit den harten Wirtschaftssanktionen der USA gegenüber dem Iran zu tun. Bis vor kurzem war es sogar möglich, auf das subventionierten Stromkontingent zurückzugreifen, um Kryptowährungen zu generieren.

Der Bitcoin wurde sogar als eine Alternative zum US-Dollar in Betracht gezogen, doch damit soll jetzt Schluss sein. Die iranischen Behörden sollen mehrere Razzien durchgeführt haben und dabei Mining-Farmen beschlagnahmt haben, um dadurch die Stromengpässe zu überbrücken.

In manchen Miningfarmen wird im großen Stil mit Grafikkarten gemint. Die Folge: Absurd hoher Stromverbrauch.
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Das Techmagazin Wccftech berichtet, dass sich der durchschnittliche Verbrauch dieser Anlagen auf 300 Megawatt (MW) beläuft und zu Spitzenzeiten sogar auf 450 MW steigert. Das entspricht einem Stromverbrauch von 100.000 Menschen. Auf österreichische Verhältnisse heruntergebrochen: Die Farm nutzt nahezu gleich viel Strom wie die Stadt Klagenfurt. Dabei sollen vor allem chinesische Miner ihre Zelte in der Volksrepublik abgebrochen haben, um die billigen Strompreise im Iran auszukosten. Denn laut Videocardz.com kostet eine Kilowattstunde im Iran lediglich 2,2 Cent US-Dollar. Jedoch scheint dies nicht der einzige Grund zu sein, weshalb der Iran solche Probleme mit der Stromversorgung hat. Bloomberg schreibt, dass die Infrastruktur in schlechtem Zustand ist.

Das Stromnetz soll seit Jahrzehnten nicht erneuert worden sein und befindet sich einem maroden Zustand. Außerdem müssen Kraftwerkbetreiber aufgrund der erhöhten Nachfrage bereits auf Treibstoffe zurückgreifen die eine mindere Qualität besitzen. Dies würde mitunter der Hauptgrund sein, weshalb es in den iranischen Städten vermehrt zu Smog kommt.

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Die Washington Post hingegen nahm Ende Jänner Kontakt mit einem iranischen Kryptoexperten auf. Dieser erzählte, dass der Verbrauch von Mining-Servern vergleichsweise gering ausfällt. Viel mehr sei hauptsächlich die schlechte Infrastruktur schuld an der Misere.

Im Juli 2019 versuchte die iranische Führung bereits einmal den Wildwuchs zu unterbinden, indem man eine Lizenz zur Generierung von Kryptowährungen eingeführt hatte. (red,16.02.2021)