Oswald Wagner ist Vizerektor für Klinische Angelegenheiten der Med-Uni Wien.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Eine ganz normale Erkrankung wie jede andere auch – dahin werde sich Covid-19 bald wandeln, sagte Oswald Wagner am Wochenende und sprach optimistisch von einer nur noch kurzen Zeitspanne, die es noch dauern werde, "bis die Pandemie ihren Schrecken verliert". Wagner, in Wels geboren, ist Leiter des klinischen Instituts für Labormedizin am AKH Wien sowie seit Oktober 2015 Vizerektor für Klinische Angelegenheiten der Medizinischen Universität Wien. Er gehört dem Expertengremium an, das die österreichische Regierung in der Corona-Pandemie berät.

Und: Der 58-Jährige ist kinderlos. Warum das wichtig ist? Wagner hatte vergangenes Wochenende gleich zwei Auftritte in Pressekonferenzen. In der ersten forderte er Homeoffice verpflichtend für alle, die von daheim aus arbeiten können. Folglich müssten auch weniger Kinder in Schulen und Kindergärten gehen, weil sie von ihren zu Hause arbeitenden Eltern betreut werden könnten, fügte er hinzu.

Keine Vereinbarkeit

Der Aufschrei war groß, sowohl in Internetforen als auch in den sozialen Medien, wo seit Monaten unter dem Hashtag #CoronaEltern die mangelnde Vereinbarkeit von Homeoffice und Kinderbetreuung thematisiert wird. Eine Aktivistin kritisierte die rein männliche Zusammensetzung des Beratergremiums, teilte Wagners Aussagen auf Instagram und rief ihre Community dazu auf, E-Mails an den Vizerektor zu schicken.

Offenbar mit Erfolg. Tags darauf entschuldigte sich der Experte in der gemeinsamen Pressekonferenz mit der Regierung, er sagte: "Mir ist gestern ein großer Fehler passiert. Bitte verzeihen Sie mir alle, die mir geschrieben haben." Unmittelbar anschließend bekam Wagner einen "Daumen hoch" von Wiens Bürgermeister Michael Ludwig, der neben ihm stand. Und auch in den sozialen Medien stellte sich Wohlwollen für den Labormediziner ein.

Diversere Lebensrealitäten

Fest steht: Niemand ist unfehlbar. Doch Wagner hat Charakterstärke bewiesen und seinen Fehler öffentlich eingestanden – mit der Erklärung, selbst keine Kinder zu haben.

Letztlich lassen sich aus der Causa mehrere Schlüsse ziehen. Zunächst muss es gelingen, auch die Bedürfnisse von Eltern und Kindern in dieser Pandemie zu berücksichtigen sowie diversere Lebensrealitäten in Beratergremien abzubilden. Und: Oswald Wagner kann ein Vorbild sein – für all jene an den Rednerpulten dieser Krise, die sich bisher nicht getraut haben, einen Fehler zuzugeben oder gar zu korrigieren. (Bernadette Redl, 19.1.2021)