Wo andernorts in den vergangenen Monaten die Besucher fehlten, trudelten sie hier ein: in den Parks der Städte überall auf dieser Welt. Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen sozialen Einschränkungen, geschlossenen Lokale und fehlenden Freizeitalternativen haben den grünen Oasen an vielen Orten neue Besucherrekorde beschert. Durch die voranschreitende Urbanisierung könnte laut Experten die Bedeutung von Parks in den nächsten Jahrzehnten noch einmal deutlich zunehmen.

Die Vorteile von Parks sind durch Wissenschafter seit langem belegt: Parks steigern das Wohlbefinden der Bevölkerung, indem sie zu mehr Bewegung beitragen und Fettleibigkeit reduzieren, Natur "erlebbar" machen und die Artenvielfalt erhöhen sowie Städte in heißen Sommermonaten "kühlen". Aber nicht jede Stadt bietet für die Bewohner eine große und qualitativ gute Auswahl an Parks: Studien zufolge haben sowohl in Städten in Industrieländern als auch in Städten in Entwicklungsländern reichere Bevölkerungsgruppen einen leichteren Zugang zu mehr und besseren Parks als ärmere Bewohner. Besonders die Qualität, das Angebot und die Instandhaltung von Parks lassen in vielen Städten zu wünschen übrig.

Schön und nützlich

Einige kreative Architekten, Designer und Stadtplaner wollen das ändern. Sie arbeiten bereits an innovativen Parkkonzepten für die Zukunft. Diese Parks sollen sozialer, nachhaltiger, vernetzter, besser designt sein und auch für die Lebensmittelerzeugung eine Rolle spielen – eine Mischung aus Funktionalität und Ästhetik.

Geht es nach den Designern, wären keine zwei Parks innerhalb einer Stadt oder in verschiedenen Städten gleich: Jeder Park soll sich an den individuellen Bedürfnissen der Bewohner, des Klimas und der Natur ausrichten, eingebettet in ein Stadtkonzept, das Grünflächen auf Wohnungen, Einkaufszentren und Parkplätzen mitdenkt und zugleich Lebensraum für Tiere schafft. Vier Beispiele, wie Grünräume in Städten in Zukunft aussehen könnten.

Istanbul: In den Baumkronen spazieren

Der aufsteigende Weg soll den Besuchern neue Blickwinkel auf den Wald eröffnen, heißt es von den Designern.
Foto: Dror

Die US-Design-Firma Dror entwarf dieses Konzept für einen Park, der in den nächsten Jahren in Istanbul entstehen soll. Der Stadt fehlt es an Grünflächen, und sie hat – wie viele andere – das Problem, dass es im Zentrum kaum mehr Platz für neue Parks gibt.

Um die Bewohner trotzdem wieder näher an die Natur heranzuführen, soll ein neuer Park, genannt "Parkorman", ein paar Kilometer nördlich des Stadtzentrums innerhalb eines bestehenden Waldes entstehen. Das Konzept beinhaltet einen zentralen Platz beim Eingang, auf dem sich die Besucher treffen können, gefolgt von einem aufsteigenden Gehweg, der sich zwischen den Bäumen hindurchschlängelt, mit mehreren Trampolinen hoch oben in den Baumkronen.

Würden Sie auf den Trampolinen springen?
Foto: Dror

Zudem sollen mehrere Hängematten und Schaukeln zwischen den Bäumen angebracht werden, und es soll mehrere Laufwege und einige Kunstinstallationen geben. Wann das Projekt genau umgesetzt und fertiggestellt werden soll, ist noch nicht bekannt.

New York: Park über dem Fluss

Rund einen Hektar soll die Fläche des Parks am Ende messen.
Foto: Pier55 Inc./Heatherwick Studio

In New York wird seit einigen Jahren ein alter Hafen am Hudson River zu einer "Parkinsel", genannt "Little Island", umgebaut. Das 250 Millionen Euro teure Projekt soll noch in diesem Frühling fertiggestellt werden und besteht aus einer Reihe von Betonblöcken, die wie Tulpen geformt sind und laut den Designern an "Blätter, die auf dem Wasser schwimmen", erinnern sollen. Zudem soll es dutzende verschiedene Arten von Bäumen, Büschen und Pflanzen – ähnlich wie in einem botanischen Garten – geben. In einem kleinen Amphitheater sollen regelmäßige Vorstellungen stattfinden.

132 Betonblöcke sollen den Park über dem Wasser halten.
Foto: Littleisland.org

Das Projekt, das vom Medienmogul Barry Diller finanziert wird, stößt jedoch nicht nur auf Begeisterung. Kritiker befürchten, dass der Park Meereslebewesen schaden könnte. Zudem wird kritisiert, dass das Projekt geplant wurde, ohne die Bevölkerung einzubeziehen. Drei Klagen wurden bereits gegen das Projekt eingebracht. Für viele Designer könnte "Little Island" deshalb auch ein Lehrstück der etwas anderen Art sein: Wer zukünftige Park- und Stadtentwicklungsprojekte designen will, sollte zuvor mit den Menschen vor Ort sprechen.

San José: Der senkrechte Park

"San José Ring" wird der Park von seinen Designern genannt.
Foto: CROX

Auf den ersten Blick ist bei dem futuristisch anmutenden Parkkonzept der Designfirma Crox nicht ganz klar, wie man es zur Spitze des Parks schaffen soll – so steil wirkt die Konstruktion. Laut den Designern soll die Kreisform des Parks, der für die Stadt San José in Kalifornien designt wurde, "geschichtliche Kontinuität" symbolisieren und Menschen und Natur in einer großen Schleife miteinander verbinden.

Der Park soll der Stadt ein neues "Image" verpassen.
Foto: CROX
Auch Wüstenelemente sollen in der Parklandschaft vorhanden sein.
Foto: CROX

Der Park soll laut den Designern eine Mischung aus Bäumen, Teichen, Felsen und gemeinschaftlichen Sportplätzen, Theatern, Bibliotheken, Restaurants und Ausstellungen sein. Ob und wann der Park umgesetzt wird, ist noch nicht klar.

Washington: Menschen zusammenbringen

Der "11th Street Bridge Park" soll zum Treffpunkt für unterschiedliche Viertel werden.
Foto: OMA/Olin

Washington gehört einigen Studien zufolge zu den Städten mit der höchsten Einkommensungleichheit in den USA. Speziell nach dem Platzen der Immobilienblase 2007 vergrößerten sich die Ungleichheit und die Armut innerhalb einiger Bevölkerungsgruppen. Das Designbüro Oma und Olin will der Trennung zwischen den Bevölkerungsgruppen zumindest ein Stück weit entgegenwirken und entwarf deshalb ein Konzept für die Wiederbelebung einer alten Brücke über dem Anacostia River. Im historischen Anacostia-Viertel ist das Median-Einkommen nur halb so hoch wie in den gegenüberliegenden Vierteln Navy Yard und Capitol Hill.

Der Park soll auch ein Ort des kulturellen Austauschs sein.
Foto: OMA/Olin

Laut den Designern soll der Park, der auf der Brücke entstehen soll, die Einwohner der drei Viertel näher zusammenbringen. In der Mitte des Parks soll ein großer Platz als Treffpunkt dienen und zugleich Raum für Märkte, Theateraufführungen und Festivals bieten. Auf jeder Seite der Brücke soll ein Wasserfall die symbolische Verbindung zum Anacostia River herstellen. Zudem soll ein "Environmental Education Center" Schülern und Studenten als Lernzentrum dienen. Wann das 2014 gestartete Projekt fertiggestellt werden soll, ist noch nicht bekannt. (Jakob Pallinger, 23.01.2021)