Mit der geplanten Einführung neuer Nutzungsbedingungen, die eine stärkere Anbindung an Facebook vorsehen, hat Whatsapp offenbar bei vielen Usern endgültig das Vertrauen verspielt. Weltweit steigen Nutzer scharenweise auf als sicher geltende Alternativen um, insbesondere auf Telegram und Signal. Bei letzterem Anbieter sorgte der Ansturm sogar temporär für gröbere Probleme wegen Serverüberlastung.

Wie viele Nutzer nun in Bewegung sind, lässt sich nicht genau sagen. Aber es dürfte Feuer am Dach sein. Erst vor kurzem hat Whatsapp die Einführung der neuen AGB um mehrere Monate verschoben. Die "Pause" will man nutzen, um in eigener Sache zu informieren. Dafür setzt man nun massiv auf Eigenwerbung.

Ganzseitige Zeitungsanzeigen

Über den eigenen "Stories"-Kanal in der App selbst erklärt man etwa, dass man sich dem Schutz der Privatsphäre der Nutzer verpflichtet habe. Kontakte würden nicht mit Facebook geteilt, und man habe auch keinen Einblick in die Nachrichten oder die geteilten Standorte der Nutzer.

In Indien, dem in Sachen Nutzerzahl größten Markt für Whatsapp, setzt man nun sogar auf ausgesprochen analoge Maßnahmen. Gleich in mehreren überregionalen und landesweit verkauften Zeitungen hat man die Titelseiten oder letzten Seiten für Anzeigen gebucht, wie der Journalist Pratik Sinha auf Twitter dokumentiert. Das Foto zeigt nur einen Teil der Medien, in denen das Sujet platziert wurde.

"Respekt vor Ihrer Privatsphäre ist Teil unserer DNA", heißt es darin unter anderem. Die Skepsis vieler Nutzer bringt Sinha allerdings auch zum Ausdruck. "Was sie nicht sagen, ist, dass ihre DNA von Land zu Land mutiert – und in Indien ist es eine schädliche Mutation", schreibt er zu seinem Foto und zieht dabei einen Vergleich zur EU, wo Whatsapp aufgrund der geltenden Datenschutzregeln wesentlich eingeschränkter ist, was den Datenaustausch mit Facebook betrifft.

Nur 18 Prozent wollen ganz verzichten

Doch gerade seine große Nutzerbasis ist Whatsapps vielleicht beste Waffe, den Nutzerschwund zu bremsen. Wer alle seine Freunde dort versammelt hat, während kaum ein Kontakt noch einen anderen Messenger verwendet, hat abseits der Datenschutzbedenken das Problem, dass er bei einem Umstieg beide Dienste verwenden muss, ehe nicht alle relevanten Kontakte gewechselt sind.

Das zeigt auch eine Umfrage in Indien. 18 Prozent der Teilnehmer zeigen sich von den AGB-Änderungen unbeeindruckt und wollen wie gehabt Whatsapp nutzen, schreibt "Quartz India". Nur 15 Prozent planen, künftig komplett auf die Plattform zu verzichten. Der Rest – exklusive sieben Prozent Enthaltungen – wird Whatsapp in unterschiedlichem Umfang weiter neben anderen Alternativen einsetzen.

Deutlich anders sieht es in puncto geschäftliche Kommunikation aus. Hier bekunden zwei Drittel der Befragten, spätestens mit Inkrafttreten der neuen Nutzungsbedingungen andere Kanäle verwenden zu wollen. (gpi, 19.1.2021)