Tüpfelhyänen leben in Gruppen, die sich zu Clans von mehreren Dutzend Tieren zusammenschließen können. Deren geballte Kraft nötigt selbst Großkatzen Respekt ab.
Foto: Oliver Höner/Leibniz-IZW

Tüpfelhyänen sind dafür bekannt, dass bei ihnen die Weibchen die erste Geige spielen. Sie sind nicht nur etwas größer als die Männchen, eine Seltenheit in der Welt der Säugetiere. Sie führen auch stets die Gruppe oder den größeren Clan an, die Männchen sind ihnen untergeordnet. Diese ungewöhnliche Sozialstruktur hat viel wissenschaftliches Interesse auf sich gezogen, doch nun berichtet das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) von einer Studie, die auf die Hyänenmännchen fokussierte.

Die Ausgangslage

Männchen schließen sich einer Gruppe, mit der sie nicht verwandt sind, als Außenseiter an. Je länger sie in der Gruppe verbleiben, desto höher steigt ihr Rang gegenüber Konkurrenten. "Wir wollten herausfinden, wie Männchen unterschiedlichen Ranges in ihrem Verhalten und ihrem Hormonhaushalt auf diese Konkurrenz reagieren und wie genau der soziale Rang den Fortpflanzungserfolg bei sozialen, in Gruppen lebenden Säugetieren beeinflusst", sagt Oliver Höner, Leiter des Ngorongoro-Hyänen-Projekts am IZW.

Laut Höner gibt es verschiedene Hypothesen zum unterschiedlichen Fortpflanzungserfolg einzelner Männchen. Eine besage, dass ranghöhere Männchen erfolgreicher bei der Paarung sind, weil sie durch ihren bevorzugten Zugang zu Ressourcen stärker und/oder attraktiver sind. Eine andere Hypothese betone die soziale Dimension von Dominanzbeziehungen. Sie besagt, dass rangbedingte Unterschiede in den physiologischen Kosten ("Stress") der Konkurrenzsituation unter den Männchen ihr Verhalten und letztlich ihren Fortpflanzungserfolg beeinflussen.

Die Untersuchung

Das Forschungsteam untersuchte nun das Zusammenspiel zwischen dem sozialen Rang der Männchen sowie den physiologischen Kosten und Investitionen der Männchen bei sozialen und sexuellen Aktivitäten. Sie maßen die fäkalen Glukokortikoid-Metaboliten-Konzentrationen (fGMC) im Kot als Biomarker für Stress. Anschließend glichen sie diese mit Langzeit-Verhaltensdaten von 319 männlichen Hyänen ab.

"Wenn Männchen um Weibchen buhlten und mit männlichen Konkurrenten interagierten, hatten rangniedrige Männchen höhere fGMC-Werte als ranghohe Männchen", sagt Studienerstautorin Eve Davidian. "Im Gegensatz dazu variierte der fGMC-Wert nicht mit dem sozialen Rang, wenn die Männchen allein waren oder wenn sie Weibchen umworben haben und keine Rivalen anwesend waren." Es ist also die intrasexuelle Konkurrenz, die die Tiere stresst.

Auf sich gestellt

Männchen mit niedrigem Rang neigten daher dazu, den offensichtlich stressigen Wettbewerb zu scheuen. Sie verbrachten mehr Zeit allein und weniger Zeit mit sozialen und sexuellen Aktivitäten als die Männchen mit hohem Rang. Sie investierten auch weniger Aufwand in das Werben um die begehrtesten Weibchen, als es hochrangige Männchen taten. Männchen, die wenig in das Umwerben von Weibchen investierten, wurden dadurch aber auch seltener als Väter ausgewählt und zeugten weniger Nachkommen.

Doch woher rührt der Stress? Davidian vermutet, dass die rangniedrigen Männchen oft Neuankömmlinge in der Gruppe sind. "Diesen Männchen fehlen Freunde, auf die sie sich verlassen und mit denen sie Zeit verbringen können, und sie haben auch keine Sündenböcke, auf die sie ihre Aggressionen umlenken können – ein Verhalten, das Tüpfelhyänen häufig zeigen und ihnen wahrscheinlich hilft, Frustration abzubauen und Stress zu bewältigen." (red, 25. 1. 2021)