Sörensen (Bjarne Mädel) versucht einen vorsichtigen Kontakt mit Jan (Claude Heinrich).

Foto: NDR/Michael Ihle

Werden beste Freunde: Sörensen (Bjarne Mädel) und Cord.

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Endlich Ruhe. Raus aus dem Moloch Hamburg mit all seinem Lärm, seinem Stress, seiner Hektik. Und rein ins beschauliche Landleben. Das zumindest war seine Vorstellung, als sich Hauptkommissar Sörensen für einen neuen Job ins friesische Kaff Katenbüll versetzen ließ. Doch auch dort ist das Leben schon lange kein Ponyhof mehr. Es ist grau, trist, trostlos. Besonders für jemanden, der gerade von Frau samt Kind verlassen wurde und der sich auch sonst nicht leichttut mit seinem Leben.

Kotzen vor Arbeitsbeginn

Noch weiß er aber nicht, welcher Wahnsinn ihn am neuen Arbeitsort erwartet, doch bei der Hinfahrt kommt ihm schon das Kotzen. Das könnte man als böse Vorahnung sehen. Oder aber als Zeichen seiner Angststörung, die ihn schon viele Jahre begleitet. Sein Leben wächst ihm über den Kopf, Panikattacken sind die Folge. Und er tut sich schwer, sich seinen Problemen zu stellen. Aber Flucht ist auch keine Lösung, weil "irgendwo muss man ja sein". Wo er recht hat, hat er recht.

Schauspieler Bjarne Mädel (52) war 31 Folgen lang vielgelobter Tatortreiniger, spielte in Stromberg oder gab den faulen Polizeiobermeister in Mord mit Aussicht. In Ferdinand von Schirachs Justizdrama Feinde war er kürzlich als Kommissar Peter Nadler zu sehen, der sich der Folter schuldig macht. In Sörensen hat Angst (Mittwoch um 20.45 Uhr, ARD) spielt Mädel nicht nur die Hauptrolle, er führt erstmals auch Regie. Basis für den Film waren ein Roman und ein Hörspiel von Sven Stricker, der auch das Drehbuch verfasst hat.

Drei Musketiere

Sörensen ist gerade erst angekommen in Katenbüll, da wird er gemeinsam mit seinen neuen Kollegen Jenni Holstenbeck (Katrin Wichmann) und Malte Schuster (Leo Meier) zu einem Tatort gerufen. Bürgermeister Jan Hinrichs wurde erschossen.

Verdächtig sind der Fleischereichef Jens Schäffler (Peter Kurth) und Frieder Marek (Matthias Brandt). Früher waren die drei unzertrennlich ("Die drei Musketiere"), doch dann ist etwas passiert, was Marek aus der Bahn warf und ihn zum Alkoholiker machte. Später verschwindet noch ein kleiner Bub, aus dem ruhigen Landleben wird für Sörensen also vorerst nichts.

Wahres Grauen

Bjarne Mädel spielt mit den Erwartungen der Zuschauer, um diese dann geschickt zu brechen. Der Film kommt zunächst als harmloser, humoriger Provinzkrimi daher. Erst nach und nach zeigt sich die ganze Dimension des Grauens. Und auch die innere Kraft von Sörensen, allen Ängsten zum Trotz.

"Bei missglückter Regie hätte der Film leicht entweder in ein schweres Drama oder in Richtung Schmunzelkrimi abrutschen können. Der Humor diente mir dazu, die Zuschauer in die Geschichte hineinzuziehen. Dann übernimmt aber die Härte des Kriminalfalls , und der Zuschauer begreift, genau wie Sörensen selbst, wo er gelandet ist", sagt Mädel.

Das ist ihm gelungen. Eine Fortsetzung wäre wünschenswert. (Astrid Ebenführer, 20.1.2021)