Ein Smartphone, das ausschließlich das Beste vom Besten bietet, dafür dann aber einen entsprechend saftigen Preis verlangen darf: Unter diesem Blickwinkel hat Samsung im Vorjahr seine S- und Note-Reihen um sogenannte Ultra-Modelle erweitert. Geglückt ist dieses Unterfangen allerdings nur so halb. Gerade das S20 Ultra musste mit zu vielen Fehlern und Defiziten kämpfen, um seinen Preis wirklich zu rechtfertigen.

Neuer Anlauf

So leicht will sich Samsung aber nicht geschlagen geben, also versucht man es erneut: Mit dem Galaxy S21 Ultra wurde vor kurzem ein neues Topmodell für die eigene Smartphone-Palette vorgestellt. Der STANDARD konnte das Gerät in den vergangenen Tagen bereits ausführlich testen, woraus die folgenden Eindrücke resultieren. Zunächst sei aber noch angemerkt, dass passend zum offiziellen Marktstart Ende Jänner noch ein weiteres Software-Update erwartet wird. Sollte sich dadurch substanziell etwas am Testergebnis ändern, werden diese Informationen nachgereicht.

Das Galaxy S21 Ultra.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Ein dezentes Smartphone im schlanken Design: Das würde über das S21 Ultra wohl kaum jemand sagen. "Ziemlich groß und verdammt schwer" – das kommt dem ersten Eindruck schon näher. Mit 228 Gramm ist das S21 Ultra satte 20 Gramm schwerer als das ohnehin nicht als Leichtgewicht verschriene Note 20 Ultra desselben Herstellers. In Kombination mit den Abmessungen von 165,1 x 75,6 x 8,9 Millimeter ergibt sich ein Gerät, das nicht gerade angenehm in der Hand liegt – daran ändert auch die gewohnt exquisite Verarbeitung durch Samsung wenig.

Ein ziemlicher Brocken

Verstärkt wird dieser Eindruck durch das riesige Kameramodul auf der Rückseite, für das Samsung zumindest ein neues Design ausbaldowert hat: Es geht nun links und oben in den Rand über. Der Hersteller selbst sieht dies als echtes Highlight, den meisten Nutzern wird wohl eher auffallen, dass dieses Modul weiterhin sehr stark aus dem restlichen Gehäuse heraussteht. In Kombination mit der gewählten Position führt dies dazu, dass das S21 Ultra – wie seine direkten Vorgänger – sehr schlecht aufliegt. Das Tippen, während das Gerät auf dem Tisch liegt, ist infolge dessen eine unerquickliche Angelegenheit.

Die Farbe des Testgeräts nennt sich übrigens "Phantom Black" und verspricht ein besonders dunkles Schwarz. Dass sich dies ähnlich ausspricht wie das notorisch alles Licht fressende "Vantablack", ist sicher nur ein Zufall. In der Realität ist die Farbe zwar tatsächlich ziemlich dunkel im Vergleich zu dem, was sonst so als Schwarz bei Elektrogeräten durchgeht, ganz so groß ist der Unterschied aber auch wieder nicht. Trotzdem sieht es auch dank der matten Oberfläche durchaus gut aus. Wem dieser Look trotzdem nicht gefällt, der kann sich stattdessen für eine silberne Variante entscheiden, exklusiv über die Webseite von Samsung gibt es zudem Titan, Navy und Braun.

Wie weit steht das Kameramodul heraus? Sehr weit.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Aber es gibt auch einige positive Punkte anzumerken: Der Bildschirm geht mittlerweile fast ganz bis an den Gehäuserand, Samsung knabbert von Generation zu Generation die letzten Millimeter weg. Durchbrochen wird dies lediglich durch die Frontkamera, die oben in der Mitte des Bildschirms angebracht ist. Wer genau schaut, dem wird auffallen, dass dieser kreisrunde Ausschnitt interessanterweise eine Spur größer ist als noch beim Note 20 Ultra. Wirklich relevant ist dieser Unterschied zugegebenermaßen aber nicht. Geschützt werden sowohl Vorder- als auch Rückseite durch das noch recht neue Gorilla Glass 7 (Victus), das natürlich noch besser vor Beschädigungen schützen soll als seine Vorgänger. Getestet haben wir das allerdings nicht, immerhin ist die bewusste Zerstörung eines mindestens 1.249 Euro teuren Geräts – so viel kostet die günstigste Ausführung – keine sonderlich verlockende Idee. Außer natürlich, man lebt von einschlägigen Videos, insofern sei in dieser Hinsicht auf sicherlich bald kommende Youtube-Clips zu diesem Thema verwiesen.

Der beste Bildschirm bisher

Apropos Bildschirm: Dieser zählt zu den traditionellen Stärken von Samsung-Smartphones, und das S21 Ultra bildet da keine Ausnahme – ganz im Gegenteil. Gibt es doch einige durchaus signifikante Upgrades zu früheren Hardwareversionen. Bei einer Größe von 6,8 Zoll liefert er eine Auflösung von 1.440 x 3.200 Pixel, was einer sehr hohen Pixeldichte von 515 PPI entspricht. Wie schon in den vergangenen Jahren gilt aber auch hier die Einschränkung, dass Samsung die volle Auflösung gar nicht von Haus aus nutzt, sondern das niedrigere FHD+ (2.316 x 1.080) voreingestellt hat. Das hat durchaus nachvollziehbare Gründe: Einerseits sieht praktisch niemand mit freiem Auge den Unterschied, zudem reduziert diese Maßnahme den Akkuverbrauch.

Der Bildschirm ist einmal mehr hervorragend.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Die gute Nachricht: Im Gegensatz zum S20 Ultra lässt sich hier QHD+ nun ohne Einschränkungen betreiben. Das heißt vor allem, dass damit der 120-Hz-Modus für eine sanftere Wiedergabe von Animationen und Scrollbewegungen und eine geringere Latenz bei Bildschirmeingaben funktioniert. Doch nicht nur das: Das S21 Ultra kann die Bildwiederholfrequenz automatisch zwischen 10 und 120 Hz anpassen, um dann umgekehrt bei statischen Inhalten Strom zu sparen und so den höheren Verbrauch der 120-Hz-Ansicht zumindest ein Stück weit auszugleichen.

Gesteigerte Darstellungsqualität

Die Technologie hinter dem aus eigener Entwicklung stammenden Bildschirm nennt sich nun "Dynamic AMOLED 2x", und damit will das Unternehmen einen Generationssprung signalisieren. Und das durchaus mit gutem Recht. Bietet das Galaxy S21 Ultra doch einen noch einmal um 50 Prozent gesteigerten Kontrast im Vergleich zu älteren Displays – und damit übrigens auch zu S21 und S21+ mit ihren FHD+-Panels. Des Weiteren soll die Farbwiedergabe verbessert worden sein, mit freiem Auge ist der Unterschied aber nicht wirklich bemerkbar. Dazu passend gibt es HDR10+-Support für entsprechende Inhalte. Was wirklich begeistert, ist die maximale Helligkeit des Bildschirms von sagenhaften 1.500 Nits, die sicherstellt, dass das Display auch bei direktem Sonnenlicht noch gelesen werden kann.

Die Kamera

Update, 5.2.2021: Angesichts doch zum Teil deutlich divergierender Ergebnisse im Vergleich zu anderen Tests haben wir die Kamera mittlerweile noch ein zweites Mal unter die Lupe genommen – und zwar mit einem neuen Testgerät. Die folgende Passage über die Kameras ist insofern unter diese Vorzeichen zu verstehen, und es sei nach der Lektüre dringend angeraten den Nachtest ebenfalls zu lesen, der zu einem etwas positiveren Resümee kommt – auch wenn viele Kritikpunkte aufrecht bleiben.

Eher durchwachsen ist Samsungs Bilanz in Hinblick auf die eigenen Smartphone-Kameras. Seit Jahren liefert man zwar immer irgendwie gute, aber auch nicht wirklich herausragende Fotofähigkeiten. Beim S20 Ultra versuchte man dies dann auf jenem Weg zu ändern, den man am besten beherrscht: mit einem komplett neuen und vor allem sehr großen Sensor aus eigener Fertigung. Der Plan ging allerdings gehörig schief, zu den altbekannten Softwareschwächen gesellten sich noch schwere Probleme mit dem Autofokus, die auch mit mehreren Updates nur begrenzt behoben werden konnten. Die gute Nachricht: Dank eines zusätzlichen Laser-Autofokus gibt es zumindest dieses Defizit so beim S21 Ultra nicht mehr. Die schlechte: Die Probleme mit der Bildqualität hat Samsung noch immer nicht im Griff.

Vorab noch eine wichtige Information: Wer die Bilder im Detail betrachten will, sei auf das zugehörige Album bei Google Photos verwiesen, wo sich auch noch einige zusätzliche Aufnahmen finden.

Bei gutem Licht produziert das S21 Ultra durchaus ansehnliche Bilder, auch wenn sich hier bereits in den dunklen Bereichen gewisse Schwächen bei der Schärfe zeigen.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Aber zunächst zu den Eckdaten: Für die Hauptkamera kommt wieder ein Sensor mit 108 Megapixel und einer Pixelgröße von 0,8 µm um Einsatz, wobei von Haus aus 3x3 "Binning" betrieben wird. Das heißt, dass neun Bildpunkte zu einem zusammengefasst werden, es resultiert dann also wieder ein Zwölf-Megapixel-Bild. Die Theorie dahinter: Für besonders gute Lichtverhältnisse kann man optional die vollen 108 Megapixel verwenden, um zusätzliche Details zu erfassen. Bei schwachem Licht ermöglicht das Binning hingegen besonders lichtstarke Aufnahmen dank einer virtuellen Pixelgröße von 2,4 µm. Ob das ein wirklich sinnvoller Weg ist, ist allerdings nicht unumstritten. Die 108-Megapixel-Aufnahmen sind jedenfalls weiterhin größtenteils Zeit- und Platzverschwendung. Sie sind um ein vielfaches größer und zeigen beim Aufnehmen auch eine deutliche Verzögerung, der Qualitätsunterschied ist hingegen kaum sichtbar. Gleichzeitig ist für die Lichtstärke in Wirklichkeit viel wichtiger, dass der von Samsung verwendete Sensor mit 1/1.33 Zoll einfach physisch für ein Smartphone sehr groß ist. Die Blende liegt bei f/1.8, es handelt sich um eine Weitwinkeloptik (äquivalent zu 26 mm).

Anders als es die exakt gleichen Eckdaten des Vorjahresmodells vermuten lassen würden, handelt es sich dabei übrigens um eine neue Sensorgeneration. Der "Isocell HM3" soll kräftigere Farben und einen größeren Dynamikumfang bieten. In der Praxis zeigen sich im Vergleich zu einem Note 20 Ultra in dieser Hinsicht aber nur wenig Unterschiede.

Gutes Licht, gute Bilder. Ansonsten ...

Bevor hier ein falscher Eindruck entsteht: Ja, gerade bei guten Lichtverhältnissen lassen sich mit dem S21 Ultra zum Teil sehr gute Aufnahmen machen – zumindest wenn man sich die Details nicht näher ansieht. Das gilt freilich für praktisch jedes aktuelle Smartphone – und selbst für solche, die erheblich günstiger sind, wie etwa Googles Pixel 4a. Schwierig wird es dann, wenn es dunkler wird. Dass die Samsung-Software bei Zwielicht ihre liebe Not hat und zum Teil verblüffend schlechte Bilder produziert, ist schon von früheren Hardwaregenerationen bekannt und zeigt sich hier erneut.

Bei schlechtem Wetter – und damit weniger Licht – werden die Probleme im Processing von Samsung bald offenbar, viele Teile sind hier komplett verschwommen. Der Boden wirkt etwa in Teilen so, als würde er gar nicht zum Bild gehören.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Am Abend wird es dann wieder komplizierter: Zum Teil liefert das S21 Ultra wieder gute Aufnahmen, dann aber welche mit beinahe erschreckenden Schwächen. Gerade bei großem Helligkeitsunterschied – also da wo Samsung eigentlich mit seiner Hardwarestärke punkten will – kommt es zu unschönen Effekten. Bei zahlreichen Aufnahmen sind weniger stark beleuchtete Details im Hintergrund komplett verschwommen. Dieses Phänomen ist dermaßen ausgeprägt, dass der Autor zunächst davon überzeugt war, dass die Linse verschmiert gewesen sein muss, und alle Aufnahmen an einem anderen Tag noch mal wiederholte. Doch das Ergebnis war auch nach ausführlicher Reinigung immer das gleiche.

Diese Probleme zeigen sich auch bei Gegenlicht und sonst eigentlich guten Lichtverhältnissen. Gerade zu den Rändern hin verlieren die Aufnahmen massiv an Schärfe. Dabei wäre der Gesamteindruck des Bilds sonst eigentlich sehr gut, vor allem was Farbgebung und Dynamik anbelangt.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Was die Angelegenheit noch verblüffender macht: Zum Teil zeigt sich dieser Effekt auch bei guten Lichtverhältnissen. Also dass in den dunkleren Bereichen viele Detail stark verwischt wirken, wobei der Effekt zu den Rändern hin immer stärker ausgeprägt ist. Damit sind die Fotos teilweise sogar merkbar schlechter als beim Note 20 Ultra, was ein durchaus unerwartetes Ergebnis ist. Dazu kommt noch, dass diese Effekte sich bei allen Kameras des S21 Ultra zeigen. Das legt nahe, dass Samsung irgendwo bei der Anpassung der Software für seine neue Hardwaregeneration grob gepatzt hat.

Eine Aufnahme am Abend mit den Default-Einstellungen wird wieder viel zu weich.
Foto: Proschofsky / STANDARD
Verblüffenderweise schlägt sich das Note 20 Ultra hier erheblich besser.
Foto: Proschofsky / STANDARD
Mit manueller Aktivierung des Nachtmodus gibt es auch mit dem S21 Ultra brauchbare Bilder. Allerdings hilft auch der nicht in allen Szenarien, die Probleme der Kamera zu umschiffen.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Immer wieder: Ein Trauerspiel

Samsung ist also das Meisterstück gelungen, sein ohnehin schon schlechtes Processing noch einmal schlimmer zu machen. Angesichts dessen, dass sich diese Defizite – in unterschiedlicher Ausprägung – nun schon seit Jahren hartnäckig halten und dass Samsung bei der Hardware dermaßen viel in die Entwicklung investiert, ist es wirklich verblüffend, dass man dieses Thema nicht endlich einmal von Grund auf angeht. Zumal man hiermit auch in der wichtigsten (Quelle: Autor) aller Fotokategorien versagt: der Katzenfotografie. Egal wie gut die Lichtverhältnisse sind, Haare werden immer zu einem verschwommenen Brei.

Der Tier gewordene Fellhaufen sieht auf den ersten Blick ganz gut aus, in die Details sollte man aber auch hier besser nicht gehen. Das Processing von Samsung mag einfach kein Fell – oder sonstige feine Details.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Der Doppel-Zoom-Trick

Deutlich erfreulicher ist da schon der Blick auf die Telekameras, und ja: Der Plural ist richtig. Samsung liefert nun zwei solche Kameras mit, eine mit dreifacher (70 mm), eine mit zehnfacher (240 mm) optischer Vergrößerung, wobei letztere in einem Periskopaufbau gestaltet ist – der nicht zuletzt für die Dicke des gesamten Kameramoduls verantwortlich ist. Der dahinter stehende Sensor ist bei beiden der exakt gleiche, er bietet 10 Megapixel bei einer Pixelgröße von 1,22 µm. Optische Bildstabilisierung gibt es übrigens bei sämtlichen Kameras des S21 Ultra.

Der 10x-Zoom ist an sich hervorragend. Aber auch das wieder nur bei perfekten Lichtbedingungen. Selbst wenn es bedeckt ist, zeigen sich schnell die besprochenen Schwächen. Auch dieses Foto wirkt zum Teil so, als wäre jemand mit einem Blur-Effekt über einzelne Stellen gegangen.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Warum aber zwei Kameras? Weil so eine Optik an einem Smartphone natürlich nur eine fixe Brennweite hat, alles dazwischen muss berechnet werden. Das führte bei den Ultra-Modellen des Vorjahrs dazu, dass die Aufnahmen bei kleiner Vergrößerung alles andere als gut waren. Da schneidet das S21 Ultra tatsächlich erheblich besser ab. All das gilt aber wieder einmal nur für gute Lichtverhältnisse, am Abend kommen diese Telekameras üblicherweise ohnehin nicht zum Einsatz, da sie dafür nicht lichtstark genug sind. Bleibt der digitale Zoom von Samsung, und der ist wirklich schlecht, das lässt sich nicht anders sagen. Der versprochene "Space Zoom" mit 100x ist natürlich weiterhin Marketing-Unsinn, von dem Samsung aus unerfindlichen Gründen nicht lassen will. Dessen Ergebnisse sind jedenfalls fast immer unbrauchbar und auch sonst nicht besser, als wenn man ein Detail aus einem Foto mit Zehnfachvergrößerung auswählt und via Bildbearbeitung digital "aufbläst". Nett ist zumindest, dass es jetzt einen "Zoom Lock" gibt, der den gewählten Ausschnitt bei Nutzung der Telekameras nach rund zwei Sekunden fixiert, um dem Wackeln der Hand entgegenzuwirken.

Ultraweite Stärken

Die Ultraweitwinkelkamera kommt einem dann schon wieder bekannt vor: 12 Megapixel (f/2.2, 13 mm, 1,4 µm) und ein Betrachtungswinkel von 120 Grad klingen exakt gleich wie im Vorjahr. Das macht aber nichts: Diese Komponente bleibt ein Highlight des Samsung-Kamerasystems. Interessant ist dabei auch, dass nun ein Autofokus vorhanden ist. Zum Einsatz kommt dieser allerdings nur, wenn Objekte sehr nah sind, ansonsten wird wie zuvor ein Fixfokus genutzt. All dieses Lob gilt aber einmal mehr nur für Tagesaufnahmen, am Abend zeigen sich auch hier all die oben erwähnten negativen Effekte der Samsung-Software – noch einmal potenziert.

Die Ultraweitwinkelkamera gefällt mit ihrem großen Betrachtungswinkel.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Bleibt noch die Frage, wofür eigentlich die fünfte Öffnung beim Kameramodul ist. Hierbei handelt es sich um den bereits erwähnten Laser-Autofokus, der zusätzlich zum gewohnten "Dual Pixel Phase Detection Autofocus" verbaut wurde. Die groben Probleme des S20 Ultra hat man damit zwar hinter sich gelassen, ganz perfekt läuft dieser aber weiter nicht. So konnten im Test immer wieder Szenarien erstellt werden, in denen sich das Smartphone nicht entscheiden konnte, was jetzt fokussiert werden soll, und im Endlosloop zwischen Vor- und Hintergrund wechselte. Auch sonst passiert es regelmäßig, dass die Kamera selbst bei statischen Motiven einfach mal refokussiert. Das kann zu verschwommenen Aufnahmen führen und kennt man so stark ausgeprägt von anderen aktuellen Smartphones kaum mehr.

Automatische Optimierungen direkt aus der Hölle

Ein Szenario, das dem Autofokus des S21 Ultra echte Probleme beschert. Er kann sich nicht entscheiden, ob der Vordergrund oder doch eher ...
Foto: Proschofsky / STANDARD
... der Hintergrund scharf gestellt werden soll, und wechselt im Endlosloop hin und her.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Verschärfend kommt hinzu, dass Samsung von Haus aus allerlei Automatismen aktiviert hat, die dabei helfen sollen, das perfekte Foto zu machen. Das ist angesichts der fast schon erdrückenden Funktionsvielfalt, die die zugehörige Kamera-App bietet, auch an sich keine schlechte Idee. Das Problem ist nur: Automatismen müssen zuverlässig funktionieren, sonst schaden sie mehr, als sie nützen – und leider ist bei Samsung zweiteres der Fall. So erkennt die "Szenenoptimierung" schnell einmal Objekte vollständig falsch, nimmt dann aber allerlei unpassende Einstellungsänderungen vor. Noch schlimmer ist die "Fokusoptimierung", bei der man sich schnell fragt, ob das die Entwickler eigentlich auch selbst ausprobiert haben. In der Praxis sieht das nämlich etwa so aus: Versucht man, ein Objekt aus der Nähe zu fotografieren, springt plötzlich die Anzeige um, und man sieht eine Vorschau ohne natürlichen Bokeh. Der Grund dafür: Im Bestreben, sämtliche Bildinhalte komplett scharf zu erfassen, wechselt das S21 Ultra automatisch auf die Ultraweitwinkelkamera, schneidet das Ganze aber zu, um halbwegs auf den Ausschnitt der Hauptkamera zu kommen. Dass diese nicht nur einen anderen Blickwinkel bietet, sondern auch eine deutlich schlechtere Bildqualität, scheint unwichtig zu sein. Und auf die Idee, dass es bei Fotografie nicht immer darum geht, alles schön scharf zu haben, scheint man bei Samsung nicht gekommen zu sein.

Was hingegen wirklich gefällt: Beim Teilen der Fotos via Galerie-App gibt es jetzt eine Option, über die die Metadaten – etwa zum Standort – automatisch entfernt werden. Vorgezeigt hat Samsung zudem einen "Object Eraser", bei dem mithilfe von Maschinenlernen Objekte aus Aufnahmen entfernt werden können. Wie gut das dann wirklich funktioniert, muss sich allerdings erst zeigen. In der aktuellen Softwareversion ist diese Funktion nämlich noch nicht vorhanden, sie soll mit einem Update nachgereicht werden.

Hoffnung auf ein Update

Nach diesen vielen Worten über die Processing-Probleme noch ein kleiner Hoffnungsschimmer: Die Fehler sind dermaßen ausgeprägt und vor allem über alle Kameras hinweg konsistent, dass durchaus Hoffnung besteht, sie könnten sich mit einem Software-Update beheben lassen. Das ist freilich nur ein Versprechen für die Zukunft und kann insofern in die Gesamtbewertung des Geräts nicht einfließen. Diese kann sich nur am Status quo orientieren und nicht an vielleicht – oder auch nicht – kommenden Softwareaktualisierungen. Das sollten alle nur zu gut wissen, denen Samsung im Vorjahr Monat für Monat die Behebung der Autofokus-Probleme beim S20 Ultra versprochen hat – nur um dann bei Nachfolgegeräten mit der Aufnahme des Laser-Autofokus indirekt zu bestätigen, dass man hier ein grundlegendes Problem hat.

Wenige Stunden vor der Veröffentlichung des Tests wurden denn auch tatsächlich bereits ein Update veröffentlicht, das verspricht, die Kamera zu verbessern. Das schreibt Samsung allerdings bei praktisch jeder Softwareaktualisierung dazu, und tatsächlich zeigen sich auf den ersten Blick keine substanziellen Unterschiede. Die beschriebenen Defizite sind auf den Fotos noch immer zu erkennen, maximal sind sie eine Spur weniger stark ausgeprägt.

Selfie-Freuden

Bleibt noch die Frontkamera, die mit 40 Megapixel (2x2 Binning bei 0,7 µm) und f/2.2 angegeben ist. Deren Qualität ist generell sehr gut, was vor allem heißt, dass für eine Selfie-Kamera ungewöhnlich viele Details übrigbleiben. Der Porträtmodus funktioniert ebenfalls recht gut, das gilt übrigens auch für die rückseitigen Kameras.

Videostärken

Viel Wert legt Samsung auf die Videofähigkeiten seiner Smartphones, und da es in diesem Bereich – noch – mehr auf Hard- als auf Software ankommt, ist man damit auch durchaus erfolgreich. Das S21 Ultra bietet 8K-Videos mit bis zu 24 Bildern pro Sekunde. Wirklich relevante Qualitätsunterschiede zu 4K-Aufnahmen zeigen sich dabei aber einmal mehr nicht, zum Glück gibt es auch diese Auflösung mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde. Bei 1080 p sind dann maximal 240 FPS möglich, für 720 p gibt Samsung gar 960 FPS an. Das ist allerdings eine reichlich irreführende Aussage. Im Kleingedruckten erklärt man dann nämlich, dass es sich in Wirklichkeit "nur" um 480 FPS handelt und die Frames dazwischen interpoliert werden. Relevant ist dies eigentlich nur deswegen, weil S21 und S21+ interessanterweise echte 960 FPS bieten und zumindest in dieser Kategorie dem Ultra überlegen sind. Laut Samsung liegt das daran, dass der größere Sensor des Ultra-Modells eine längere Verschlusszeit hat. Ebenfalls wichtig: 4K60 geht nun mit sämtlichen Kameras, zudem gibt es einen "Super Steady"-Modus, der besonders stark stabilisiert, aber nur bis 4K30 geht. Das ist auch logisch, wird hier doch eine 8K-Aufnahme zugeschnitten, um das Wackeln auszugleichen.

Dazu kommen einige neue Features für die Kamera-App. Das wichtigste ist dabei wohl die Regieansicht, mit der bei der Aufnahme direkt zwischen den unterschiedlichen Kameras gewechselt werden kann. Dabei werden automatisch passende Ausschnitte gewählt, damit dann beispielsweise schnell von einer Totale auf eine Porträtansicht einer Person gewechselt werden kann. Ob dieses Feature große Nutzung erfahren wird, sei dahingestellt, es ist aber zumindest eine nette Spielerei. Das gilt auch für "Vlogger View": Dabei werden gleichzeitig Aufnahmen von Front- und Rückkamera getätigt. Und dann wurde auch noch das im Vorjahr eingeführte "Single Take" um neue Funktionen erweitert. Dabei werden in einem gewissen Zeitraum Aufnahmen mit allen Kameras gemacht, und zwar sowohl Fotos als auch Videos. Anschließend wählt die Software selbsttätig Highlights aus und fasst diese zusammen. Mit dem S21 Ultra gibt es hier nun einige neue Effekte wie die dynamische Verlangsamung von Videoaufnahmen. Das ist manchmal ganz lustig. In Summe kann man sich aber nicht ganz des Eindrucks erwehren, dass Samsung etwas krampfhaft nach Anwendungsszenarien für die gleichzeitige Nutzung mehrerer Kameras sucht.

Rechenzentrale

Als Prozessor kommt Qualcomms gerade erst vorgestellter Topchip Snapdragon 888 zum Einsatz. Also zumindest, sofern man in den USA wohnt. In Europa gibt es nämlich stattdessen wieder einen SoC ("System on Chip") aus Samsungs eigener Fertigung, den Exynos 2100. Die gute Nachricht: Samsung hat eingesehen, dass die Entwicklung eigener Prozessorkerne zuletzt mehr Schaden als Nutzen gebracht hat, und setzt nun wieder auf Designs von ARM selbst. Damit will man nicht nur leistungsmäßig wieder zu den Qualcomm-Chips aufschließen, sondern vor allem die Probleme mit Hitzeentwicklung und Akkuverbrauch in den Griff bekommen.

Doch zuerst die Grundlagen: Der Exynos 2100 setzt sich aus einem Kern mit maximal 2,9 GHz (Cortex X1), drei Kernen mit bis zu 2,8 GHz (Cortex A78) und vier 2,4-GHz-Kernen (Cortex A55) zusammen, die jeweils für unterschiedlich anspruchsvolle Aufgaben gedacht sind. Dazu kommen eine Mali-G78MP14-Grafikeinheit sowie eine NPU für Maschinenlernaufgaben – die gleich einmal um den Faktor 2 bis 3 flotter als der Vorgänger ist. Ebenfalls nicht unwichtig: Es gibt Hardwaresupport zum Decoding von Videos im noch recht jungen AV1-Format, das in Zukunft von den meisten großen Herstellern eingesetzt werden sollte.

Starkes Leistungs-Upgrade, aber ...

Was heißt das nun in der Praxis? In Benchmarks schneidet das S21 Ultra um 20 bis 50 Prozent besser als sein direkter Vorgänger ab. Die größten Zuwächse sind bei grafikintensiven Aufgaben zu verzeichnen. Ein durchaus signifikantes Upgrade also, gleichzeitig muss man aber sagen: Im normalen Smartphone-Alltag merkt man davon herzlich wenig. Selbst ein Pixel 5 mit deutlich schwächerem Chip ist bei der durchschnittlichen App-Nutzung praktisch gleich flott. Wer also wirklich irgendwas von dem Topchip haben will, der muss schon eine besondere Affinität zu grafikintensiven Spielen haben. Zumindest bekommt man dafür eine gewisse Zukunftssicherheit, was die Leistungsfähigkeit in ein paar Jahren anbelangt.

Ein paar Benchmark-Werte zum Galaxy S21 Ultra.
Screenshots: Proschofsky / STANDARD

Die beste Leistung bringt allerdings wenig, wenn sie nicht gehalten werden kann. Immerhin will man die gute Framerate in einem Spiel ja auch länger genießen – und nicht nur mit Benchmarks angeben. In dieser Hinsicht waren die Samsung-Geräte des Vorjahrs ein ziemlicher Reinfall, der Exynos-Prozessor hatte dermaßen starke thermische Probleme, dass das Leistungsniveau schnell einbrach. Beim S21 Ultra ist die Situation etwas besser, aber trotzdem noch immer nicht optimal. Im "3DMark Wildlife Stress Test" gab die Leistung recht bald nach, bei Minute 12 wurden dann von den maximalen Benchmark-Werten nur mehr rund 60 Prozent erreicht. Vor allem aber wurde das Gerät dabei ziemlich warm, und das schon bei winterlichen Umgebungstemperaturen. Der Belastungstest lieferte dem S21 Ultra damit einen "Stability Score" von 62,8 Prozent, zumindest eine signifikante Verbesserung gegenüber den miserablen 40,2 Prozent des Note 20 Ultra.

KEIN Micro-SD-Slot mehr

Als Arbeitsspeicher gibt es 12 GB LPDDR5 RAM, dies gilt aber nur für die Modelle mit 128 und 256 GB lokalem Speicherplatz. Bei der teuersten Ausführung werden dann 16 GB RAM und 512 GB Storage geboten. Apropos: In dieser Hinsicht gibt es gute und schlechte Nachrichten. Einerseits sind die von Samsung genutzten Speicherchips wieder einmal extrem flott, um bis zu 50 Prozent besser schneidet das S21 Ultra hier im Vergleich zum Note 20 Ultra ab. Für die meisten aber wohl wichtiger: Der Micro-SD-Steckplatz ist Geschichte. Der Speicherplatz des S21 Ultra lässt sich also nicht mehr erweitern. Eine Entscheidung, die sich bereits länger abgezeichnet hat, und doch könnte Samsung damit so manchen langjährigen Fan der S-Reihe vor den Kopf stoßen.

KEIN Ladegerät

Und wenn wir schon bei den von Apple inspirierten Entscheidungen sind: Nachdem man sich zuerst über die Streichung des Ladegeräts bei aktuellen iPhones lustig gemacht hat, streicht Samsung diese Komponente nun selbst. Die Argumentation ist ähnlich: Viele Nutzer hätten ohnehin schon zahlreiche Ladegeräte herumliegen, die Streichung erfolge also der Umwelt zuliebe. Dass man sich dabei mehrfach Geld erspart – sowohl für die Hardware selbst als auch durch die merklich geschrumpfte Verpackung –, war für die Entscheidungsfindung aber sicher auch kein Hindernis.

Der Akku umfasst jedenfalls 5.000 mAh und fällt damit recht üppig aus. Die resultierende Akkulaufzeit ist entsprechend gut, die Screen-on-Time lag im Test so um die sechs Stunden. Wie immer an dieser Stelle die Anmerkung: Dabei handelt es sich um einen individuellen Erfahrungswert, der von unzähligen Faktoren wie Netzwerkqualität und dem eigenen Nutzungsvehalten abhängt, also nicht verallgemeinert werden kann. Damit scheint das S21 Ultra jedenfalls etwas effizienter zu sein als sein direkter Vorgänger mit einem gleich großen Akku. Generell also ein positives Ergebnis, auch wenn es trotzdem Geräte gibt, die länger durchhalten.

Verblüffend ist dafür eine andere Spezifikation: Die maximale Ladeleistung gibt Samsung nämlich mit 25 Watt an, was ein Downgrade gegenüber dem S20 Ultra mit seinen 45 Watt darstellt. Wieso es dazu kommt, bleibt unklar. Allerdings haben Tests gezeigt, dass der reale Unterschied bei der Ladegeschwindigkeit ohnehin gering war. Bei solchen Angaben vergessen viele oft, dass es hier um Maximalangaben geht, die im gesamten Ladeprozess nur relativ kurz zum Einsatz kommen, um den Akku nicht zu beschädigen. Mit dem Ladegerät des Note 20 Ultra war das S21 Ultra jedenfalls in etwas mehr als einer Stunde vollständig geladen. Drahtloses Laden gibt es ebenfalls wieder – und zwar in beide Richtungen.

Biometrische Autorisierung

Ein Kritikpunkt am S20 Ultra war der unter dem Bildschirm angebrachte Fingerabdrucksensor. Mit der neuen Hardwaregeneration bessert Samsung nun nach, es kommt ein neuerer – und vor allem: größerer – Sensor von Qualcomm zum Einsatz, was sich äußerst positiv bemerkbar macht. Sonderlich flott ist die Erkennung zwar noch immer nicht, dafür ist der Ultraschallsensor von Samsung erheblich sicherer als die optischen Modelle, die viele andere Hersteller verwenden.

Konnektivität

Wie es sich für ein High-End-Smartphone des Jahres 2021 gehört, bietet das Galaxy S21 Ultra 5G-Support, und zwar ziemlich umfassend. Und dankenswerterweise hat man mittlerweile auch die überzogenen Versprechungen in Hinblick auf die neue Mobilfunkgeneration etwas reduziert. Positiv fällt zudem auf, dass sämtliche S21-Modelle neben einer eSIM auch noch Dual-Nano-SIM-Support aufweisen. Die konkret gewählte Lösung ist allerdings etwas frickelig. So werden die SIMs dabei auf den beiden Seiten des zugehörigen Einschubs untergebracht, das Einfügen wird da schnell zum Geduldsspiel. Aus Samsung-Sicht ist das natürlich extrem platzsparend. Wirklich nicht nachgedacht hat man allerdings bei der Platzierung dieser Komponenten. Der Nano-SIM-Slot befindet sich nämlich direkt neben einer der Mikrofonöffnungen. Die Chancen, hier bei der Entnahme der SIM-Karte an der falschen Stelle hineinzustechen und so das Mikrofon zu beschädigen, stehen also sehr gut.

Da hat Samsung grob gepatzt: Wer genau sieht, erkennt zwischen Nano-SIM-Karten-Einschub und USB-C-Anschluss eine kleine Öffnung. Dahinter verbirgt sich ein Mikrofon, die Öffnung zum Auswerfen der SIM-Karte findet sich etwas weiter rechts.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Eine echte Premiere gibt es bei der WLAN-Unterstützung – unterstützt das S21 Ultra doch erstmal WiFi 6E und damit eine neue Generation des Funkstandards. Dieser verwendet zusätzliche Frequenzen im 6-GHz-Spektrum, was sich nicht zuletzt im städtischen Bereich positiv bemerkbar machen sollte. Die Zukunftsform ist dabei allerdings wichtig, sollen die zusätzlichen Frequenzen dafür in Europa doch erst in den kommenden Monaten freigegeben werden. Generell gilt es, Samsung Respekt dafür zu zollen, dass man bei diesen Hardwaredetails immer an der Spitze der Entwicklung steht. Der dafür genutzte Chip (Broadcom BCM4389) ist auch für den Bluetooth-5.0-Support zuständig. NFC, GPS und Co gibt es natürlich ebenfalls.

Kein Note und doch mit Stift-Support

Ebenfalls neu: Das S21 Ultra kann nun mit einem Stift gesteuert werden, etwas, das bisher der Note-Reihe vorbehalten war. Das funktioniert – auch dank des 120-Hz-Bildschirms – ausgezeichnet, vor allem die niedrige Eingabelatenz von 9 ms gefällt. Ganz mit dem Note lässt sich dies aber (noch) nicht vergleichen, da der derzeit für das S21 Ultra gedachte S-Pen keinen Bluetooth-Low-Energy-Support hat. Luftgesten und Fernsteuerung für die Kamera gehen also damit nicht. All das soll es erst mit einem S-Pen Pro geben, der zu einem späteren Zeitpunkt folgen soll. Fix mitgeliefert wird aber auch der aktuelle S-Pen nicht, er ist als Zubehör erhältlich. Samsung bietet dazu gleich eine passende Hülle, damit der Stift nicht verloren geht.

Angesichts dessen, dass künftig noch andere Geräte S-Pen-Support bekommen sollen, wie Samsung angekündigt hat, braucht man sich keinerlei Illusionen hingeben: Egal ob heuer oder doch erst kommendes Jahr, das Ende der Note-Reihe ist damit vorgezeichnet. Betrachtet man, dass dessen Hardware in den vergangenen Jahren der S-Reihe immer ähnlicher wurde, ist das aber nicht mehr die ganz große Überraschung.

Kein guter Klang

Eines ist die Tonausgabe des S21 Ultra unzweifelhaft: laut. Die Qualität des Gebotenen ist hingegen eher durchschnittlich. Eine Kopfhörerbuchse gab es schon im Vorjahr nicht mehr, beim S21 Ultra sucht man sie entsprechend wieder vergeblich. Doch nicht nur das, dieses Jahr verzichtet Samsung auf die Beigabe von Kopfhörern komplett. Für die Begründung sei auf die Ausführungen zum Thema Ladegerät verwiesen.

Bleiben noch ein paar vermischte Details: Das neue Samsung ist nach IP68 vor Staub und Wasser geschützt. Es gibt Support für die noch recht neue Funktechnologie Ultra Wideband. Diese wird derzeit vor allem für den flotten Austausch von Daten zwischen zwei Geräten via Nearby Share genutzt, ist dies doch erheblich schneller als Bluetooth. In Zukunft soll der UWB-Support auch als eine Art Autoschlüsselersatz verwendet werden können – also um das Fahrzeug mit dem Smartphone zu entsperren. Für die Verbindung nach außen wird ein USB-C-Anschluss mit USB-3.2-Unterstützung geboten.

Software auf Android-11-Basis

Kommen wir zur Software: Auf dem S21 Ultra läuft Samsungs OneUI 3.1 auf Basis des aktuellen Android 11. Die auffälligste Neuerungen resultieren aus einer verstärkten Partnerschaft mit Google. Das führt etwa dazu, dass nun links neben dem Homescreen Googles "Discover Feed" zu finden ist, in dem aktuelle Nachrichten sowie wichtige Informationen versammelt werden. Alternativ kann dort zwar auch "Samsung Free" platziert werden, die Default-Wahl ist aber nun eben jene von Google. Wer beide nicht mag, kann diesen Homescreen komplett deaktivieren.

Von links: Der Homescreen beim S21 Ultra, auffällig ist dabei die Google-Messages-App an prominenter Stelle. Von Haus aus wird nun der Discover-Feed von Google verwendet, wer will, kann aber auch Samsung Feed verwenden oder das Feature ganz deaktivieren. In den Unterverzeichnissen finden sich noch einmal ziemlich viele Apps.
Screenshots: Proschofsky / STANDARD

Die zweite wichtige Änderung: Google Messages ist jetzt von Haus aus für Textnachrichten zuständig. Das ist deswegen interessant, weil damit sämtliche neuen Samsung-Smartphones neben SMS und MMS auch – und zwar unabhängig vom jeweiligen Provider – RCS-Support erhalten. Dies könnte ein wichtiger Schritt für die Verbreitung des SMS-Nachfolgers werden, kommt RCS doch automatisch zum Einsatz, wenn beide Seiten die passende App haben. Damit könnte Android endlich ein echtes Pendant zu Apples iMessages bekommen, also quasi ein nahtloses Upgrade für die verbliebenen SMS-Nutzer. Google arbeitet derzeit übrigens an Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für die Nachrichtenübertragung via RCS, am S21 Ultra ließ sich diese aber auch mit der Beta-Version der App noch nicht nutzen. Das dürfte sich aber in den kommenden Monaten ändern. Interessanterweise installiert Samsung seine alte SMS-App weiterhin parallel – und zwar leider auch nicht entfernbar.

Viel mit dabei

Auch sonst ist die Softwareausstattung des S21 Ultra nicht gerade schlank. Zumindest lässt sich vieles von dem, was nach dem Setup auf dem Gerät zu finden ist, restlos entfernen. 21 Apps fallen in diese Kategorie. Weniger erfreulich sieht es in Hinblick auf Facebook aus: Zwar lässt sich die App selbst restlos entfernen, parallel dazu sind aber versteckt mehrer Facebook-Dienste als Systemservice installiert, die unter anderem nach Belieben Apps nachinstallieren können. Das ist schon aus Sicherheits- und Privatsphärensicht ein absolutes No-Go, bei einem Gerät in dieser Preiskategorie grenzt das aber an Frechheit. Passt aber auch zur aufdringlichen Werbung für eigene Dienste, mit der Samsung seine Nutzer regelmäßig via Benachrichtigungen nervt. Auch das Netflix erneut fix vorinstalliert und nicht restlos entfernbar ist, ist aus Nutzerperspektive nicht nachvollziehbar.

Ebenfalls nicht wegzubekommen ist Samsungs digitaler Assistent Bixby, der bei einem Langdruck auf den Einschaltknopf aktiviert wird. Zum Glück lässt sich über die Systemeinstellungen das Verhalten anderer Android-Geräte einstellen, also dass hier dann das Ausschaltmenü stattdessen angezeigt wird. Angesichts all der Dopplungen und der Fülle an Optionen gilt mit zunehmender Schärfe, was an dieser Stelle schon mehrfach gesagt wurde: Samsung muss seine Software endlich einmal radikal aufräumen. Zwischen all den Gimmicks wird es immer schwerer, die wirklich relevanten Funktionen zu finden. Das schadet der wirklich guten Basis, die bei OneUI mittlerweile durchaus vorhanden ist.

Und noch eine Entfernung

Umso überraschender kommt, dass Samsung mit dem S21 Ultra ausgerechnet eines jener Features streicht, mit denen man sich von anderen Herstellern abgehoben hat: die "Magnetic Secure Transmission (MST)" für Samsung Pay. Damit war es möglich, eine Kreditkarte zu klonen und dann stattdessen mit dem Smartphone zu zahlen. Das ging zwar nicht immer zuverlässig, trotzdem stellt sich nach dessen Entfernung die Frage, wozu es Samsung Pay jetzt eigentlich überhaupt noch gibt.

Erfreulicher sieht die Situation in Hinblick auf die Update-Versorgung aus. Samsung garantiert drei große Versionssprünge und vier Jahre lange Sicherheitsaktualisierungen. Und zumindest bei letzteren war man zuletzt wirklich schnell und zuverlässig. Das mag alles nach (zu) wenig klingen, in der Android-Welt ist das aber noch immer ein hervorragender Wert.

Verfügbarkeit

Das Galaxy S21 Ultra ist ab dem 29. Jänner offiziell erhältlich – bei diversen Händlern, bei Samsung selbst und natürlich über alle großen österreichischen Mobilfunker. Der Preis liegt wie erwähnt bei 1.249 Euro für die 128-GB-Ausführung und damit 100 Euro günstiger als es noch das S20 Ultra war. Das Modell mit 256 GB kostet dann 1.299 Euro, die 512-GB-Variante 1.429 Euro. Wer das neue Smartphone vorbestellt, bekommt wahlweise die neuen Galaxy Buds Pro oder die Galaxy Buds Live mit einem Galaxy Smart Tag – einem kleinen Tracker ähnlich dem Anhänger von Tile – kostenlos dazu.

Das Kamerasystem ist ziemlich aufwendig – und scheitert dennoch an der Samsung-Software.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Fazit

Die wirklich großen Hardwareinnovationen sucht man beim Galaxy S21 Ultra vergeblich. Das muss aber nicht unbedingt etwas Schlechtes sein: Samsungs neues Top-Smartphone ist eine konsequente Weiterentwicklung des Vorgängers, bei der auch so mancher fatale Fehler – Stichwort: Autofokus der Kamera – ausgebessert wurde. Die Verbesserungen bei Fingerprintsensor und Display sind ebenfalls erfreulich. Gerade letzteres ist wirklich herausragend, darüber gibt es keine Diskussion.

Und doch macht es Samsung einem nicht einfach: Die Erweiterbarkeit mittels Micro-SD-Karten und der MST-Support für Kreditkarten wurden ersatzlos gestrichen, Ladegerät oder Kopfhörer sucht man in der Ausstattungsliste ebenfalls vergeblich. Ob man dies mit der leichten Preisreduktion wett machen kann, sei dahingestellt. Immerhin ist das S21 Ultra auch so noch immer extrem teuer. Und dann wäre da halt noch die Kamera, die zwar generell sehr gut ist, aber auch nach mehreren Updates noch immer gewisse Softwaredefizite aufweist.

Doch es gibt auch eine andere Perspektive: Wer mit diesen Schwächen leben kann und sonst ein Gerät mit topaktueller Ausstattung sucht und dem Preisfragen eher egal sind, für den könnte das Galaxy S21 Ultra eine durchaus interessante Wahl sein. Immerhin ist das Gerät wirklich schnell, der Bildschirm gar herausragend. Da mögen Defizite an anderer Stelle in der individuellen Gewichtung schon mal verblassen. (Andreas Proschofsky, 21.1.2021)