Wien – Die von der Regierung verordnete Pflicht zum Tragen von FFP2-Atemschutzmasken im Handel und in öffentlichen Verkehrsmitteln lässt den Preis der stark nachgefragten Produkte erodieren. Wurden in Apotheken bis vor kurzem bis zu acht Euro pro Stück verlangt, bietet der Diskonter Hofer den Corona-Schutz inzwischen um 59 Cent an. Das ist ein Fünftel des von Supermärkten noch vor einer Woche verlangten Preises.

Die Preise für die Schutzmasken sind zuletzt kräftig erodiert.
Foto: AFP

Abgegeben wird in Haushaltsmengen, teilt der Diskonter vorsorglich mit – wohl auch, um dem Hamstern vorzubeugen. Auf diesen Zug ist auch die Lugner-City aufgesprungen. In dem Einkaufszentrum nächst der Wiener Stadthalle ist der medizinische Mundschutz um einen Euro zu haben. Die Nachfrage sei enorm, sagt Richard Lugner, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass er derzeit Masken abgebe, die er bei Hygiene Austria, dem Joint Venture des Faserherstellers Lenzing und des Wäschekonzerns Palmers, um 2,90 Euro je Stück eingekauft habe. Lugner verbucht das unter Werbung für sein Haus.

Max Leschanz erklärt, wie man eine FFP2-Maske richtig an- und ablegt, und wie man sie am besten reinigt.
DER STANDARD

Billiger, billiger

Inzwischen habe er sich mit in Deutschland zertifizierten Masken eingedeckt, die wohl aus China kämen. Bei der Handelskette Lidl geht man davon aus, dass ab 25. Jänner – ab dann gilt die FFP2-Pflicht – ausreichend Stückzahlen verfügbar sind. Der Endkundenpreis könne sich verändern, hänge von Lieferfähigkeit und Nachfrage ab. Kürzlich verlangte man 99 Cent pro Stück, vor einer Woche waren es noch 1,99 Euro.

Auch beim Konkurrenten Rewe (Billa, Penny, Bipa, Merkur) waren FFP2-Masken bisher für 2,99 das Stück erhältlich. Wie Rewe nun ankündigte, werden sie ab 21. Jänner einzeln oder in 10er-Packungen in den Filialen aufliegen; pro Haushalt sieht er fünf einzelne oder eine 10er-Packung vor. In den Regalen sollen laut Rewe "ausschließlich hochwertige Masken aus österreichischer Produktion" landen, wie etwa von Hygiene Austria – zum nunmehrigen Selbstkostenpreis von 59 Cent das Stück.

Andere heimische Maskenhersteller bringt die betriebswirtschaftlich originelle Vorgabe "Selbstkostenpreis" gehörig unter Druck. Sie wurden von Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) beim Einstieg in die Maskenproduktion gefeiert, gekauft haben die Republik und ihre Dienststellen und Gesundheitseinrichtungen dann aber in China. Heimische Hersteller wie die Grazer Aventrium Health Care bedient dagegen nicht nur große heimische Lebensmittelketten, sondern liefert auch Millionen Masken nach Deutschland (siehe dazu: Griss um FFP2-Masken im Lebensmittelhandel).

Hier probt ein deutscher Bartweltmeister das Tragen einer FFP2-Maske.
Foto: APA/dpa/Marijan Murat

"Offenbar befeuert Österreich lieber das chinesische Wirtschaftswunder", ätzt Wolfgang Hofer, Aufsichtsratschef des Lenzing-Großaktionärs B&C Industrieholding, in Anspielung auf die Gratismasken für Betagte, die in der Türkei zertifiziert und verpackt wurden. "Wir sind wie Lenzing enttäuscht, dass der Großauftrag des Gesundheitsministeriums – der Bevölkerung als 'Gabe der Politik' versprochen – an Hersteller in China ging", sagt Hofer. Schuld sei das Billigstbieterprinzip, da seien Anbieter mit österreichischer Wertschöpfung chancenlos.

Ausweitung der Produktion

Dennoch überlegt man eine Ausweitung der Produktion in Wiener Neudorf. Man evaluiere die Investition und prüfe die Verfügbarkeit von Maschinen, bestätigt Hygiene-Austria-Geschäftsführer Stephan Trubrich. Er schätzt den täglichen Bedarf an FFP2-Masken der Privathaushalte und Unternehmen in Österreich auf 1,2 Millionen Stück. (ung, 20.1.2021)