Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ), Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) sowie Günter Steinbauer, Geschäftsführer der Wiener Linien, schupfen Schutt.

Foto: Christian Fischer

Die umfangreichen Verkehrsumleitungen, Einschränkungen und Sperren rund um den Großbereich Frankhplatz und Wiener Rathaus für den Bau des U-Bahn-Linien-Kreuzes U2 und U5 wurden bereits vor zehn Tagen aktiviert. Am Mittwoch folgte der symbolische Spatenstich für das Großvorhaben von Personen, die etwas Schutt auf ihre Spaten luden, um diesen gleich wieder zurück in die kleine Baugrube zu schütten. Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne), Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP), Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) und Günter Steinbauer (Wiener Linien) trugen dabei einen Helm und hielten den Abstand von mindestens einem Spaten ein.

Den U-Bahn-Bau bezeichnete Gewessler danach als "eines der allergrößten Klimaschutzprojekte in Österreich". So sollen laut Wiener Linien künftig bis zu 75.000 Tonnen CO2 durch die Verlagerung des Autoverkehrs auf die Öffis eingespart werden. Bis es zu Einsparungen kommt, dauert es freilich noch einige Jahre: Die erste Ausbaustufe der brandneuen U5 soll nach aktuellem Stand bis zum Jahr 2026 fertig sein, jene der U2 bis 2028. Die U5, die vollautomatisch und damit fahrerlos unterwegs sein soll, übernimmt ab Karlsplatz die bisherige U2-Strecke bis Rathaus und zweigt von dort zur neuen vorläufigen Endstation Frankhplatz (Altes AKH) ab. Die U2 biegt künftig von der Seestadt kommend bei der neuen U2xU5-Doppelhaltestelle Rathaus via Neubaugasse (U3) und Pilgramgasse (U4) zur S-Bahn-Station Matzleinsdorfer Platz ab.

U2-Sperre ab Ende Mai 2021

Gearbeitet wird beim Rathaus und beim Frankhplatz zunächst vor allem an der Oberfläche. So werden in den Baubereichen Asphalt entfernt, Gehsteigkanten abgetragen und Baufelder eingezäunt. Wiener-Linien-Geschäftsführer Steinbauer rechnet damit, dass in etwa "sechs bis acht Wochen" erstmals die schweren Tiefbaumaschinen zum Einsatz kommen. So werden bis zu 60 Meter lange Bohrpfähle die Schächte sichern, die dann ausgehoben werden.

Ein weiterer Schacht wird beim Schottentor nötig, weil hier ja die U2 künftig auf einer neuen Streckenführung Richtung Rathaus abbiegt. Um eine Verbindung zur bestehenden U2-Strecke schaffen zu können und die bisherige U2-Strecke umzurüsten, wird die Linie ab Ende Mai 2021 zwischen Schottentor und Karlsplatz für 26 Monate gesperrt. Die U2 wird damit für mehr als zwei Jahre nur zwischen der Seestadt und Schottentor/Universität verkehren.

Steinbauer sieht der U2-Sperre "relativ entspannt" entgegen. So hätten die Ringlinien als Ersatzverkehrsmittel noch Ressourcen. Und eine weitere Bim zwischen Schottenring und Karlsplatz wird eingerichtet: Sie soll U2Z heißen.

Straßenbahngleise werden umgelegt

Um Platz für den U-Bahn-Bau zu machen, werden die Straßenbahngleise der Linien 43 und 44 im Bereich der Universitätsstraße mehrmals umgelegt. Das soll großteils bei laufendem Betrieb stattfinden. An einigen Wochenenden wird es aber zu Einschränkungen kommen: So wird die Linie 43 erstmals zwischen 5. und 7. Februar nur zwischen Neuwaldegg und Alser Straße pendeln. Die Linie 44 wird eingestellt. Dafür wird die Linie 33 ab Lange Gasse zur Maroltingergasse verlängert.

Bund steuert 78 Millionen Euro pro Jahr bei

Die Kosten für den U-Bahn-Bau werden wie schon bei vergangenen Ausbauprojekten zwischen Bund und Stadt Wien geteilt. Laut Gewessler steuert der Bund 78 Millionen pro Jahr bei, der Beitrag für 2021 sei bereits überwiesen worden. Insgesamt soll die erste Ausbaustufe laut Stadtrat Hanke rund 2,1 Milliarden Euro kosten. 2014 war die Stadt – unter anderen Voraussetzungen und anderer Preisbasis – noch von einer Milliarde Euro ausgegangen. Finanzminister Blümel hoffte, "dass dieses Projekt nicht nur ökologisch, sondern auch budgetär mehr Nachhaltigkeit bringt".

Verhandlungen über neue Ausbaustufe laufen

Parallel wird eine weitere Ausbaustufe verhandelt: Die U2 soll bis zum Wienerberg, die U5 bis zum Elterleinplatz verlängert werden. Noch fehlt aber der 50:50-Finanzdeal zwischen Bund und Stadt. Hanke betont persönliche Gesprächstermine mit Blümel und Abstimmungen auf Beamtenebene. Ergebnisse könne es bis Mitte des Jahres geben. Als "verkehrstechnisch sinnvoll" ist laut Steinbauer gleich ein Ausbau der U5 bis zur S-Bahn-Station Hernals. So steht es auch im Koalitionspakt zwischen SPÖ und Neos. Für diese Etappe müsste aber wohl eine weitere finanzielle Vereinbarung geschlossen werden. (David Krutzler, 20.1.2021)