Wer wegen der vermeintlichen Anonymität von Bitcoin Kursgewinne nicht versteuert, dem droht ein böses Erwachen.
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In Österreich gibt es derzeit etwa 180.000 Anleger, die auf Kryptowährungen wie Bitcoin setzen. Laut einer Erhebung des Linzer Kryptodienstleisters Blockpit hielt ein durchschnittlicher Anleger zu Jahreswechsel einen Portfoliowert von umgerechnet 32.129 Euro und erzielte im Jahr 2020 potenziell steuerpflichtige Gewinne in Höhe von 10.836 Euro sowie steuerfreie Erträge in Höhe von 7.558 Euro. Wer nun denkt, Bitcoin und Co seien anonym, und es daher mit der Steuerehrlichkeit nicht ganz so genau nimmt, der könnte bald eines Besseren belehrt werden.

Schließlich geht es um viel Geld, nachdem Bitcoin seinen Wert im Vorjahr vervierfachte. Blockpit zufolge sind es etwa 375 Millionen Euro, die durch die Besteuerung realisierter Kursgewinne in Österreich im Vorjahr angefallen sind. Zwar liegen im Finanzministerium bisher noch gar keine Zahlen zu bisher von Privatpersonen geleisteten Steuern im Zusammenhang mit Bitcoin und Co vor – allerdings versucht die Finanz, unehrlichen Bitcoin-Investoren mit mathematisch-statistischen Mitteln auf die Schliche zu kommen. Zudem soll sie bald von der EU eine wesentlich schärfere Klinge im Kampf um Steuerehrlichkeit erhalten.

Transparente Anleger

Die Union plant, Kryptodienstleister über eine Verordnung zur Weitergabe ihrer Kundendaten an Behörden zu verpflichten, berichtet Blockpit-Gründer und -Chef Florian Wimmer. Davon betroffen seien in der gesamten EU etwa Handelsplätze, Tauschbörsen oder auch Anbieter von Wallets, wie elektronische Geldbörsen zur Verwahrung von Bitcoin und Co genannt werden. Sprich, die Finanz kann wohl künftig über deren Nutzer- und Transaktionsdaten der vergangenen Jahre verfügen. "Dann kann man auch im Nachhinein ableiten, was an Gewinnen realisiert wurde", gibt Wimmer zu bedenken.

Im Finanzministerium bestätigt man derartige Pläne. "Der Ball liegt bei der EU", heißt es auf Anfrage. "Österreich unterstützt diese Bemühungen und wird sich an einer europäischen Lösung beteiligen." Ein konkreter Vorschlag soll aber frühestens gegen Jahresende auf dem Tisch liegen, womit eine Umsetzung wohl erst ab 2022 möglich wäre.

Der Preis für Bitcoin hat sich im Vorjahr etwa vervierfacht und lag am Mittwochabend bei etwas mehr als 34.400 US-Dollar, das entspricht 28.450 Euro.
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Auch Eric Demuth, Chef und Mitgründer der Wiener Handelsplattform Bitpanda, räumt mit der Mär der Anonymität von Kryptowährungen auf: "Du kriegst in Europa dein Geld nicht in oder aus Bitcoin, ohne dich irgendwo zu verifizieren." Die gesetzlichen Regeln ließen das gar nicht anders zu, was Demuth durchaus begrüßt. Andernfalls wäre wohl auch die Kooperation mit dem Kartenunternehmen Visa nicht zustande gekommen.

Gemeinsam bringen beide Firmen am 24. Februar eine Debitkarte, wie Bankomatkarten nun offiziell heißen, auf den Markt. Diese ermöglicht es, mit allen bei Bitpanda verfügbaren Assetklassen – neben herkömmlichen und Kryptowährungen auch Edelmetalle – im Alltag zu bezahlen.

Zahlen im Alltag

Wie das funktioniert? In einer App lässt sich einstellen, was man ausgeben möchte. Zum Beispiel kann man eine Wurstsemmel im Supermarkt mit Bitcoin zahlen und die Handyrechnung in Gold oder Silber. Die Umwandlung in Euro übernimmt Bitpanda, und im Anschluss läuft es durch das Visa-Netzwerk zum Händler.

Wie sehr die Karte von den laut eigenen Angaben 1,6 Millionen Bitpanda-Nutzern angenommen wird, bleibt abzuwarten. Ebenso inwieweit Kryptowährungen für Zahlungen im Alltag benutzt werden. Schließlich hat sich Bitcoin hauptsächlich als Anlageobjekt durchgesetzt. Und besonders um den Jahreswechsel, als Bitcoin das alte Rekordhoch von 2017 übertroffen hatte, sind in Österreich laut Blockpit-Chef Wimmer viele neue Investoren hinzugekommen.

Dabei habe Österreich ohnedies eine "im internationalen Vergleich sehr hohe Dichte" an Bitcoin-Usern. Wimmer empfiehlt ihnen, innerhalb eines Jahres realisierte Kursgewinne im Zuge einer Einkommenssteuererklärung vollständig anzugeben – wobei Blockpit entsprechende Lösungen anbietet. Andernfalls könne dies für Bitcoin-Anleger in den Folgejahren zum Bumerang werden. (Alexander Hahn, Andreas Danzer, 21.1.2021)