FPÖ-Mandatar Johann Gudenus (hier im Ibiza-U-Ausschuss) bekam 2018 gute Tipps von ÖVP-Großspender Alexander Schütz.

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Die Causa Wirecard hat jüngst weitere Kreise nach Österreich gezogen – und den Wiener C-Quadrat-Gründer und -Chef Alexander Schütz ins Rampenlicht gebracht. Er ist auch in Deutschland kein Unbekannter, hat er doch Sitz und Stimme im Aufsichtsrat der Deutschen Bank (DB). Im U-Ausschuss des Bundestags zum Skandal um den Finanzdienstleister Wirecard unter Markus Braun und Jan Marsalek (Erster ist in U-Haft, nach dem Zweiten wird gefahndet; für die beiden Wiener gilt die Unschuldsvermutung) tauchten kompromittierende E-Mails von Schütz an seinen langjährigen Bekannten Braun auf.

Im Februar 2019 – die "Financial Times" berichtete schon lang über Ungereimtheiten bei Wirecard – schrieb Schütz: "Habe ja in der FT gelesen, dass du ein ganz Schlimmer bist (…). Hab übrigens dreimal Wirecard-Aktien gekauft letzte Woche, mach diese Zeitung fertig! ?:)" Eine Welle der Empörung ergoss sich bei Bekanntwerden dieser Aufforderung über Schütz, sogar die DB distanzierte sich von ihm. Laut Medienberichten wusch DB-Aufsichtsratschef Paul Achleitner (ein Linzer) Schütz heftig den Kopf, Schütz entschuldigte sich öffentlich.

"Ich lag falsch"

Die Frage des STANDARD, ob er das Kontrollgremium verlassen werde, beantwortete Schütz nicht, wiederholte aber seine Entschuldigung. Er habe Braun Anfang 2019 geglaubt, dass Wirecard ein integres Unternehmen sei, das zu Unrecht diffamiert werde, mittlerweile sei klar, "dass ich damit falsch lag", so Schütz.

Der FT und ihren Reportern gebühre für ihren "wesentlichen Beitrag zur Enthüllung dieses Skandals Anerkennung". Bei der DB, die ohnedies um ihr Image kämpft, gilt Schütz seither als angeschlagen.

Feste mit dem ÖVP-Großspender

Auch in Österreich wird Schütz demnächst mit einem U-Ausschuss zu tun bekommen. Als Auskunftsperson im parlamentarischen Ibiza-U-Ausschuss rund um "mutmaßliche Käuflichkeit der ÖVP/FPÖ-Regierung". Warum er dort befragt werden soll? Das hat mehrere Gründe. Er war ein Großspender der Türkisen: 2017 ließ er 40.000 Euro und im Jahr darauf noch einmal 45.000 Euro für sie springen.

Zudem organisierte der Unternehmer, dessen Frau damals im Kabinett des Finanzministers arbeitete (Kabinettschef war Thomas Schmid, später Öbag-Alleinvorstand), mit Novomatic-Chef Harald Neumann Dinner-Events, etwa im November 2018. Eingeladen waren Leute wie Wirecard-Chef Braun, Ex-Vizekanzler Josef Pröll (ÖVP), Schmid, Gastronom Martin Ho oder Johann Gudenus (FPÖ).

"Egotrip von Thomas Schmid"

Interessanterweise gab ÖVP-Großspender Schütz im Herbst 2018 Nationalratsmandatar Gudenus Ratschläge für die damals anstehenden türkis-blauen Postenbesetzungen. Die teilten sich die Jobs in staatlichen bzw. staatsnahen Unternehmen ja auf, es ging um Vorstands- wie Aufsichtsratsposten.

Das erschließt sich aus einem Chat vom 13. Oktober 2018. Da erkundigte er sich bei Gudenus, wie das "nun mit Öbib und OeNB (Nationalbank, Anm.) ausschaut", und regte eine Forderung der FPÖ an die ÖVP an. Wenn die Bankenaufsicht von der OeNB in die FMA komme und die OeNB geschwächt werde, würde er "einen zweiten Vorstand in der Öbib fordern", schrieb er an Gudenus. Und: "Warum soll das ein Egotrip von ts (Thomas Schmid, Anm.) werden?" Gudenus kündigte an, den aktuellen Stand zu erfragen, und versicherte Schütz: "Natürlich beharren wir auf 2. Vorstand bei Öbib". Zur Erinnerung: Die Koalition wollte damals die Bankenaufsicht umbauen, in die die Finanzmarktaufsichtsbehörde FMA und OeNB eingebunden sind.

Privater Rat für Gudenus

Ob der ÖVP-Spender die FPÖ oder Gudenus beraten hat, wollte der STANDARD von ihm wissen. Nie, so seine Antwort. Er habe Gudenus vielmehr den "privaten Ratschlag" gegeben, sich dafür starkzumachen, dass der Öbib-Vorstand um mindestens eine Person erweitert werde. Er sei ein starker Verfechter des Vier-Augen-Prinzips, obgleich er Schmid für einen "hervorragenden Manager" halte. Inzwischen habe die Öbag (früher Öbib, Anm.) den Vorstand ja auch erweitert, erklärt Schütz.

Und wie passen seine Tipps an Gudenus mit seinen Spenden für die ÖVP zusammen? Diese Frage stelle sich nicht, weil er ja keine Beratungstätigkeit ausgeübt habe. Bei der ÖVP soll die Beliebtheit von Schütz trotzdem gelitten haben. (Renate Graber, 21.1.2021)