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Auf Griechenlands Inseln ist es bitterkalt. Die Gesundheit der oft in Zelten lebenden Flüchtlingsfamilien ist in Gefahr.

Foto: Reuters

In den vergangenen Tagen hat es in Griechenland geschneit, in der Nacht zeigt das Thermometer zuweilen Minusgrade an. Am Dienstag konnte ein Mann, der versucht hatte, mit einem Schlauchboot von der türkischen Küste auf die griechische Insel Lesbos zu kommen, nur mehr tot geborgen werden. Auf der Insel befindet sich in einem Olivenhain ein Friedhof, auf dem viele Flüchtlinge, deren Namen nicht bekannt sind, begraben liegen, die die Überfahrt nicht überlebt haben.

Schnee und Nässe setzen nun vor allem den etwa 7.400 Flüchtlingen zu, die in Zelten in dem provisorischen Lager Kara Tepe untergebracht sind. Hilfseinrichtungen berichten, dass viele Kinder verkühlt sind und husten. Das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR), das immer wieder die mangelhafte Versorgung in dem von der Regierung geführten Lager kritisiert, verweist darauf, dass 880 Heizungen für die Zelte bereitstehen, allerdings noch immer nicht angeschlossen werden konnten. "Wir warten auf grünes Licht des Migrationsministeriums, um mit der Verteilung zu beginnen", sagt Astrid Castelein vom UNHCR Lesbos. Nach Angaben des Ministeriums müsste aber zuvor noch die elektrische Kapazität für das Lager ausgebaut werden. Mittlerweile wurden zumindest 126 Notduschen und 36 Duschen in Containern ins Lager gebracht. Diese könnten nur etwa 1.500 Leute am Tag nutzen, so Castelein. NGOs berichten von Warteschlangen vor den Duschen.

So müssen Geflüchtete im griechischen Flüchtlingslager auf Lesbos leben.
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Neue Zentren auf Inseln

Der griechische Premier Kyriakos Mitsotakis, der Kara Tepe vor drei Wochen besuchte, verwies darauf, dass sich zurzeit bedeutend weniger Leute in den Lagern auf den Inseln befinden als noch vor einem Jahr, und versprach, dass das neue Aufnahmezentrum auf Lesbos schnell gebaut werden wird. Nach Angaben der Regierung sank die Zahl der Flüchtlinge in den Lagern auf den Inseln im Jahr 2020 um fast 62 Prozent. Mehr als 14.700 Asylwerber sind jedoch immer noch prekären Zuständen ausgesetzt.

Die neuen Aufnahmezentren auf den Inseln Leros, Kos, Chios, Lesbos und Samos sollen bis September fertig gebaut sein, dann sollen die Flüchtlinge, die sich noch in provisorischen Lagern wie etwa Kara Tepe befinden, dorthin gebracht werden. Asylwerber sollen ab dann höchstens sechs Monate in den neuen Zentren verbringen. In den vergangenen Jahren waren viele für mehr als ein Jahr, auch zwei Jahre in Camps auf den Inseln.

Widerstand in Bevölkerung

Doch der Widerstand der lokalen Bevölkerung gegen die neuen Aufnahmezentren ist weiterhin stark. Die neuen Zentren (jenes auf Samos ist schon im Bau) sind aber vor allem aus menschenrechtlicher Sicht bedenklich, weil sie geschlossen sein sollen, sodass Asylwerber sich nicht mehr – wie jetzt noch – auf den Inseln bewegen können. Die Regierung steht auch unter Erklärungsdruck, weil es immer wieder Berichte über Pushbacks der Küstenwache in türkische Gewässer gibt.

Laut Migrationsministerium ist die Zahl von Flüchtlingen, die auf griechischen Insel ankamen, 2020 um 87 Prozent gesunken. Die Asylverfahren wurden gleichzeitig beschleunigt, Zehntausenden wurde Schutz gewährt. Obwohl auf diese Weise im Vorjahr 43 Prozent der offenen Fälle abgearbeitet wurden, stehen noch 80.000 Entscheidungen aus.

Weniger Wohnungen

Viele anerkannte Flüchtlinge sind jedoch aus den Programmen ausgeschieden, die die Regierung drastisch gekürzt hat. Fast 30.000 haben ihre Startwohnungen verloren, und manche sind obdachlos.

Die griechischen Behörden haben indes die EU-Grenzschutzagentur Frontex aufgefordert, sie bei der Rückführung von 1.450 Migranten zu unterstützen, deren Asylanträge abgelehnt wurden. Die Betroffenen befinden sich auf den ostägäischen Inseln, allein 995 auf Lesbos. (Adelheid Wölfl, 21.1.2021)