Eine der bisher 2,7 Millionen Impfungen gegen Covid-19 in Israel. Neue Zahlen aus diesem Land deuten darauf hin, dass der Impfschutz nach einer Dosis nur 33 Prozent beträgt.

APA / APF / Jack Guez

Über 46 Millionen Dosen der Impfstoffe gegen Covid-19 sind bereits verabreicht worden. Die sich dadurch ergebenden Daten sowie zusätzliche Studien bringen neue Erkenntnisse die Effektivität der Vakzine betreffend.

Bis Mittwoch waren bei der weltweit größten Impfkampagne, die es je gab, weltweit mehr als 46 Millionen Impfstoffdosen in 51 Ländern zur Immunisierung gegen Covid-19 injiziert worden. Am öftesten kam dabei der mRNA-Impfstoff der Firmen Biontech und Pfizer namens BNT162 zur Anwendung. Mit der Zahl der Impfungen steigt natürlich auch das Wissen über die möglichen Nebenwirkungen, aber auch über die Wirksamkeit des Impfstoffs, der an fast 44.000 Probanden getestet worden war, was für eine Phase-3-Studie eine stolze Zahl ist.

Offene Fragen zu BNT162

Zugleich laufen daneben aber auch noch zahlreiche weitere Untersuchungen bezüglich BNT162. Dabei wird unter anderem analysiert, wie sehr durch die Impfung die Weitergabe von Sars-CoV-2 verhindert wird, was nicht Teil der Phase-3-Studie war. Oder wie gut die Impfung gegen die neu auftretenden Varianten schützt. Es geht aber auch um das Problem, ob und wie die aufwendige Logistik bei Transport und Lagerung (minus 70 Grad und dann Verimpfung innerhalb von fünf Tagen) gelockert werden könnte.

Eine Frage, die sich in den letzten Tagen auch mit neuer Dringlichkeit stellte, war jene nach der Wirksamkeit des Impfstoffs nach nur einer verabreichten Dosis. Denn in Großbritannien etwa hat man beschlossen, möglichst vielen Personen erst einmal nur eine Impfung zu verabreichen und die zweite nicht nach dem Mindestabstand von drei Wochen (bei BNT162) bzw. vier Wochen (Moderna), sondern erst nach etwa drei Monaten.

Geringer Schutz nach Erstimpfung

Immerhin gab es Daten von Biontech/Pfizer, die nahelegten, dass auch schon zehn bis zwölf Tage nach der ersten Impfung ein Schutz von rund 52 Prozent gegen eine Infektion aufgebaut sei. Doch neue und sehr vorläufige Daten aus Israel, wo bereits 2,7 Millionen Dosen verimpft wurden, legen nun nahe, dass diese Schutzwirkung doch geringer sein könnte, wie der britische "Guardian" berichtet.

Laut den Angaben aus Israel liege die Schutzwirkung nur bei rund 33 Prozent. (In Israel kam es gleichzeitig mit den beeindruckenden Massenimpfungen auch zu einem rekordverdächtigen Anstieg der Neuinfektionszahlen.) Britische Experten geben sich im Hinblick auf diese Zahlen aus Israel noch gelassen, da diese nicht streng erhoben worden seien.

Die vielleicht wichtigste Frage, die auch in die heikle Thematik der Impfpflicht hineinspielt, ist jene nach dem Schutz vor Weitergabe des Virus nach Immunisierung. In dieser Sache hat Pfizer-Chef Albert Bourla bei einem virtuellen Treffen, das von der Fraktion der Europäischen Volkspartei (EVP-Fraktion) im Europäischen Parlament veranstaltet wurde, mit "ermutigenden" Nachrichten aufgewartet.

Schutz vor Weitergabe?

"Tierversuche zeigten, dass die Impfung einen signifikanten Schutz vor Übertragung gibt", so Bourla laut Bericht der irischen Zeitung "The Journal". Doch noch fehlen die Daten beim Menschen. Pfizer-CEO Bourla rechnet damit, dass diese Daten im Februar vorliegen werden. Sein Partner, Biontech-CEO Uğur Şahin, hat möglich Evidenzen in der Frage schon für Ende Jänner in Aussicht gestellt.

Allgemein wird erwartet, dass durch die Impfung, die vor Erkrankungen mit Covid-19 sehr wirksam schützt, asymptomatische Infektionen nicht völlig verhindert werden. Unklar ist aber, wie wenig Viren dabei abgegeben werden und ob sich dadurch auch ein Übertragungsschutz ergibt. Offensichtlich ist, dass durch die Impfung das Ansteckungsrisiko zumindest deutlich reduziert wird.

Bourla kündigte zudem an, dass es noch im ersten Quartal Daten darüber gegen sollte, wie gut der Impfstoff bei Kindern wirke und wie verträglich er für diese Altersgruppe sei. Aktuell ist BNT162 nur für Personen ab 16 zugelassen.

Wirksamkeit gegen B.1.1.7

Neue Daten gibt es auch hinsichtlich der Wirksamkeit des Biontech/Pfizer-Impfstoffs gegen die Mutante B.1.1.7, die laut neuester Studie doch "nur" um rund 35 Prozent ansteckender ist: Für die am Mittwoch publizierte und noch nicht fachbegutachtete Untersuchung zum Biontech/Pfizer-Vakzin wurden Blutproben von 16 geimpften Teilnehmenden aus früheren klinischen Studien einem synthetischen Virus ausgesetzt. Dieses war so konstruiert, dass es die gleichen zehn charakteristischen Mutationen aufwies, durch die die britische Variante B.1.1.7 gekennzeichnet ist.

Die Antikörper im Blut der Probanden, die den Impfstoff erhalten hatten, neutralisierten dieses Pseudovirus genauso wirksam wie die Coronavirus-Version, für die das Produkt ursprünglich entwickelt wurde. Das macht es laut den Impfstoffproduzenten wahrscheinlich, dass der Impfstoff auch gegen die britische Variante schützt. (Klaus Taschwer, 20.1.2021)