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Während öffentliche Spitäler mit Covid-Stationen mit Lieferengpässen zu kämpfen haben, wurde an Privatkliniken schon die Hälfte der Belegschaft geimpft.

Foto: dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Innsbruck – Rund die Hälfte seiner Mitarbeiter seien bereits geimpft, bestätigte Medalp-Mitgründer Alois Schranz am Mittwoch dem STANDARD. Das seien rund 110 Personen, so der Mediziner, der im Vorjahr auf Wunsch von Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) in den Corona-Krisenstab des Landes berufen wurde. Die privaten Unfallkliniken unter dem Namen Medalp betreuen jedoch gar keine Covid-Patienten, wie Schranz erklärt. Sie sind vor allem auf Unfallchirurgie spezialisiert und werden strategisch günstig in der Nähe von Skigebieten betrieben.

Ob seine Kliniken vorgereiht worden seien? "Nein", erklärt Schranz. Man habe dem Land auf Aufforderung mitgeteilt, wie viele Impfdosen man benötige, und die Landessanitätsdirektion habe diese geliefert. Auch seitens des Landes wird die Lieferung bestätigt. Neben den Medalp-Kliniken haben demnach auch das Sanatorium Kettenbrücke der Barmherzigen Schwestern, das Sanatorium Hochrum der Kreuzschwestern sowie die Rehakliniken Münster und Kitzbühel bereits Impfstoff erhalten. Wie viel, ist noch Gegenstand einer laufenden Anfrage des STANDARD beim Land Tirol.

Tirol Kliniken haben erst 15 Prozent der Mitarbeiter geimpft

Bei den Tirol Kliniken, dem Betreiber der Landeskliniken, sind bisher 1325 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, also ungefähr 15 Prozent, geimpft worden. In manchen Bezirksspitälern wie Schwaz, war erst diesen Dienstag Impfstart.

Seitens des Sanatoriums Kettenbrücke legt man Wert auf die Feststellung, dass man im Vorjahr Covid-Patienten betreut habe. Aktuell sei eine positiv getestete Person im Sanatorium. Im fünften Stock des Hauses befinde sich eine "Covid- oder Isolierstation", die bei Bedarf jederzeit hochgefahren werden könne, so die Anstaltsleitung. Zur Impfung habe man 90 Personen eingemeldet und diese 90 Dosen auch erhalten und verimpft.

Eigentlich für Covid-Stationen vorgesehen

Seitens des Landes verweist man auf den Bund: "Aufgrund der Rahmenvorgaben des Bundes wurden bereits Ende Dezember 2020 im Auftrag des Bundes alle Krankenanstalten in Tirol angeschrieben, mit dem Ersuchen, dass Tirols Krankenanstalten die Anzahl der MitarbeiterInnen für eine Covid-Impfung einmelden, die auf Covid-Stationen arbeiten." Allerdings gibt es weder in den Medalp-Kliniken noch in der Kettenbrücke oder in Hochrum Covid-Stationen. Wieso man dennoch Impfstoff bestellen konnte, blieb bisher unbeantwortet. In den Rehakliniken, zumindest in Münster, werden tatsächlich Covid-Patienten behandelt.

Am Donnerstag bestätigte das Land auf Anfrage des STANDARD, "dass die genannten Krankenanstalten diese Anforderungen auf das erwähnte Anschreiben eingemeldet haben." Insgesamt habe man 490 Impfdosen für die fünf Kliniken und Reha-Einrichtungen zur Verfügung gestellt. Je nach Liefertermin wurden seien aber noch nicht alle Impfdosen verimpft und könnten je nach Dringlichkeit des Bedarfs noch flexibel etwa auch den öffentlichen Spitälern oder anderen priorisierten Personengruppen zugeteilt werden.

Öffentliche Spitäler und Rettungsdienst

Die öffentlichen Spitäler Tirols haben bisher 3100 Impfdosen erhalten, teilte das Land mit. Man verweist seitens der Behörde darauf, dass in Phase eins nach Vorgabe des Bundes unter anderem "Personal in medizinischen Einrichtungen mit besonders hohem Expositionsrisiko" prioritär geimpft werden soll. Auf Unverständnis stößt die Verteilung in Tirol vor allem deshalb, weil der Impfstoff in den öffentlichen Spitälern weiter Mangelware ist. Erst diese Woche wurden die Einrichtungen informiert, dass es zu Lieferengpässen kommen werde und sie vorläufig nicht alle bestellten Dosen erhalten.

Das Rote Kreuz Tirol vermeldete heute, dass am kommenden Wochenende die ersten Impfungen für jene Sanitäterinnen und Sanitäter starten, die in der Covid-Abstrichnahme und bei Covid-Testungen im Einsatz sind. Dafür habe man insgesamt 300 zugeteilt Impfdosen erhalten. "Sollten wir einen geringen Impfstoffüberschuss haben, so werden wir damit beginnen, Notärzte und Notfallsanitäter zu impfen, denn diese stehen in unserer Impfpriorität an zweiter Stelle", erklärte dazu Andreas Karl, Geschäftsführer beim Rettungsdienst Tirol.

Wie DER STANDARD vergangene Woche berichtete, hatte das Rote Kreuz eigentlich einen internen Bedarf von 4700 Impfdosen für seine Mitarbeiter erhoben. Man hatte bereits interne Priorisierungen vorgenommen, wonach 3000 Mitarbeiter vorrangig zu impfen seien.

Grüne wollen Klärung, wo Fehler passiert ist

Vom grünen Regierungspartner der ÖVP in Tirol kommt Kritik an der Verteilung von Impfstoffen an Privatkliniken. Klubobmann Gebi Mair verweist auf klare Vorgaben durch den Impfplan des Landes: "Der Impfplan ist eindeutig und besagt, dass Alten- und Pflegeheime, Mitarbeiter von Covid-Stationen, Notaufnahmen und der Rettungsdienst, also die Hochrisikobereiche, zuerst drankommen."

Erst danach sei gemäß Impfplan des Landes Tirol das allgemeine Gesundheitspersonal an der Reihe. "Das ist eigentlich unmissverständlich", hält Mair fest und stellt klar: "Das Vorgehen, wie es jetzt passiert ist, halten wir für nicht richtig." Er fordert daher eine Aufklärung, wie es dazu kommen konnte.

SPÖ-Dornauer mit Kritik an Impfstoff-Verteilung

Tirols SPÖ-Chef Georg Dornauer kritisierte die Verteilung von Corona-Impfstoffen an Privatkliniken am Donnerstag in einer Aussendung scharf: "Dass nun private Einrichtungen ohne Covid-Patienten Impfdosen erhalten haben, während der Impfstoff für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Tirol Kliniken bereits ab nächster Woche wieder knapp wird, ist inakzeptabel und verantwortungslos." Es sei bezeichnend, dass erneut die Tiroler Adlerrunde in der Causa mitmische, so Dornauer. Er bezieht sich dabei auf die Rolle von Alois Schranz, der Vize-Präsident des Unternehmerverbundes ist.

"Warum gerade während der offenkundigen Engpässe in der Schranz-Klinik die Impfungen erhältlich sind, die anderswo viel dringender benötigt werden, ist in keiner Weise nachvollziehbar. Dieser erneute Skandal passt ins Bild des schwarz-grünen Missmanagements und es wird ganz genau zu klären sein, welche Rolle Landeshauptmann Günther Platter und Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg bei der nicht nachvollziehbaren Verteilung gespielt haben", erklärte Dornauer.

Andrea Haselwanter-Schneider von der oppositionellen Liste Fritz, fordert angesichts der umstrittenen Verteilung von Impfdosen in Tirol, den Rücktritt des Gesundheitslandesrates Bernhard Tilg (ÖVP). Man sei zwar froh, über jeden Mitarbeiter im Gesundheitsbereich, der geimpft werde, aber die aktuelle Vorgehensweise zeige, dass man hier nicht gemäß Impfplan vorgehe: "Wie wichtig eine vernünftige Gesundheitspolitik in Tirol ist, hat uns die Corona-Pandemie gelehrt und es reicht eben nicht, per Selbstdefinition 'alles richtig gemacht' zu haben." (Steffen Arora, 20.1.2021)