Die Mattersburger Commerzialbank ist nach einem Bilanzskandal pleitegegangen. Die Opposition im Burgenland forderte zur Aufklärung die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses.

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Mattersburg – Mit dem ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden der Commerzialbank Mattersburg, Josef Giefing, haben am Donnerstag die Befragungen im burgenländischen U-Ausschuss zur Pleitebank begonnen. Er gab sich dabei über weite Strecken ahnungslos und erklärte, dass er sich mit Geldangelegenheiten "nicht beschäftigt" habe.

Aufgefallen ist ihm in der Bank in all den Jahren nichts: "Wir haben etliche Fragen gestellt, die wurden von Pucher (Ex-Bankchef Martin Pucher, Anm.) sehr kompetent beantwortet, und wir hatten keinen Grund, es nicht zu glauben." Informiert über Puchers Selbstanzeige hätten ihn dessen Frau und Tochter am Abend des 14. Juli. Alles Weitere habe er dann aus den Medien erfahren, so Giefing. Gesprochen habe er mit niemandem darüber.

"Die TPA (Wirtschaftsprüfung, Anm.) war sehr zufrieden mit der Bank und hat sie gelobt. Wir hatten keinen Grund, der TPA nicht zu glauben", erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende. Was schiefgelaufen ist in all den Jahren, konnte Giefing nicht beantworten: "Das müssen Sie die Geschäftsführung fragen. Ich weiß es nicht."

Geschenke und Anteile aus dem Nichts

Auf Anteile an der Eigentümergenossenschaft angesprochen, erklärte Giefing, er habe "etliche Anteile". Wie er dazu gekommen ist, sei ihm aber unklar: "Die dürfte mir Pucher irgendwie zugeschanzt haben." Mit Geldangelegenheiten habe er sich bezüglich der Bank oder in seiner zweijährigen Amtszeit als Bürgermeister der Gemeinde Krensdorf "nicht beschäftigt".

Auch zur Geschenkepraxis der Bank hatte Giefing keine Wahrnehmung. Er selbst habe zum 60. Geburtstag eine Taschenuhr und zum 70. Geburtstag von Pucher persönlich Reisegutscheine erhalten. Als Aufsichtsratsvorsitzender habe er 3.000 Euro im Monat bekommen.

Zum Sponsoring des SV Mattersburg durch das Institut erklärte Giefing, der Aufsichtsrat habe von 300.000 Euro für Werbetafeln am Fußballplatz gewusst. Im Stadion des SVM war Giefing oft, auch im VIP-Bereich: "Ich habe die Karte wöchentlich zugeschickt bekommen, unentgeltlich." Zunächst seien dort viele Politiker gewesen, gegen Ende hin nicht mehr. Danach gefragt, ob er im VIP-Klub den damaligen Landesrat Christian Illedits (SPÖ) gesehen habe, meinte Giefing: "Ich habe die Politiker nicht beachtet, aus einem einfachen Grund: Sie haben mich nicht interessiert." (APA, 21.1.2021)