Ubuntu auf einem Mac Mini

Foto: Corellium

Als Apple vor einigen Monaten die ersten Macs mit eigenen Prozessoren auf den Markt brachte, tauchte eine Frage schnell auf: Werden sich darauf auch andere Betriebssysteme nutzen lassen, oder sind diese Geräte komplett auf macOS beschränkt? Schnell wurde klar, dass dies zwar theoretisch möglich sein sollte – die Praxis aber nicht ganz so einfach aussieht. Einen Dualboot mit Windows verhindert der Unwille von Microsoft, dem Linux-Support steht wiederum die Fülle an von Apple selbst entwickelter Hardware entgegen, für die es keine Treiber gibt.

Challenge: Accepted

Doch wenn es etwas gibt, was die Linux-Community mag, dann ist es eine Herausforderung. Und so ist es nun den Entwicklern des Softwareherstellers Corellium tatsächlich gelungen, ein Linux-System auf einem neuen Mac Mini mit M1-Chip zu booten. Via Twitter veröffentlichte Fotos liefern den Beweis, und zeigen ein auf dem neuen Apple-Rechner laufendes Ubuntu-System.

Um dies zu ermöglichen, mussten die Entwickler diverse Änderungen am System vornehmen, etwa beim USB-Support oder auch beim seriellen Kommunikationsprotokoll I2C. All die dabei entstandenen Patches wurden auf Github veröffentlicht, und sollen nun für die Aufnahme in den Linux-Kernel und andere betroffene Projekt vorgeschlagen werden. Zudem wurde ein angepasstes Ubuntu-Image veröffentlicht, das diese Änderungen bereits beinhaltet.

Viele Einschränkungen

Gleichzeitig betonen die Entwickler im zugehörigen Blogposting, dass es sich noch um eine sehr frühe Portierung handelt, bei der viele Dinge nicht – oder nur schlecht – gehen. So mussten Maus und Tastatur über einen externen USB-Hub angeschlossen werden. Dinge wie Bluetooth gehen gar nicht, weil Apple hier wie so oft eine eigene Lösung verwendet. Langfristig die größte Herausforderung dürfte aber die Grafikausgabe werden. Derzeit wird die dafür eigentlich zuständige GPU komplett umgangen, es gibt also nur "Software Rendering", das auf der CPU ausgeführt wird. Dies weil es für die Apple-eigene GPU bisher keine Treiber gibt.

Konkurrenz

Genau an der Lösung dieses Problems arbeitet ein anderes Projekt: Asahi Linux wurde vor einigen Wochen gegründet, und hat sich ebenfalls zum Ziel gesetzt, Linux auf den Macs mit "Apple Silicon" lauffähig zu machen. Ein bootfähiges System kann man dort zwar noch nicht vorweisen, dafür hat man eine Entwicklerin für das Unterfangen gewonnen, die einen freien GPU-Treiber schreiben soll. Wie gut dessen Qualität dann im Vergleich zu einem macOS-System ist, muss sich erst zeigen. Gerade die Entwicklung von Grafikkartentreibern ohne Unterstützung durch den Hersteller hat sich in der Vergangenheit immer wieder als große Hürde herausgestellt.

Hintergrund

Die Firma Corellium ist unter Apple-Entwicklern kein Unbekannter. Das Unternehmen bietet virtualisierte iOS-Geräte zu Testzwecken an, was nicht zuletzt für Sicherheitsforscher von großem Interesse ist. Weniger erfreut darüber zeigt sich Apple, hat der iPhone-Hersteller doch vor einigen Monaten genau aus diesem Grund eine Klage gegen Corellium eingebracht. Zuletzt hat ein Richter aber Corellium weitgehend Recht gegeben. (apo, 21.01.2021)