In Oberösterreich drehen sich die Kräne.

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Raus aus der Stadt, rein in den Speckgürtel – das beobachten Immobilienexpertinnen und -experten seit dem Ausbruch der Corona-Krise im ganzen Land. Und das ist auch in Oberösterreich der Fall, wie Mario Zoidl, Obmann der oberösterreichischen Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder, bei einer Pressekonferenz berichtete. Er geht davon aus, dass sich der Trend zu den Grüngürteln der Städte heuer und nächstes Jahr fortsetzen könnte.

Die Auswahl für Wohnungssuchende ist in Oberösterreich jedenfalls am Wachsen: 5.500 Wohneinheiten werden heuer in dem Bundesland auf den Markt kommen, also deutlich mehr als in den vergangenen Jahren, davon 2.600 freifinanzierte Eigentumswohnungen und 1.700 geförderte Mietwohnungen. 2022 ist dann allerdings wieder mit einem Rückgang auf 3.300 Einheiten zu rechnen.

Im gesamten Bundesland teilen sich gemeinnützige und gewerbliche Bauträger die Bautätigkeit fifty-fifty auf. Allerdings errichten gemeinnützige Bauträger eher Mietwohnungen, gewerbliche eher Eigentumswohnungen. Der Großteil der Neubauleistung findet in und rund um Linz statt, dahinter folgen Vöcklabruck, Gmunden und Wels.

Das geht aus einer Wohnbaustudie der Bauträgerdatenbank Exploreal hervor, die am Donnerstag präsentiert wurde. Exploreal hatte zuletzt bereits die Wohnbautätigkeit in Wien, in Niederösterreich, im Burgenland und in der Steiermark analysiert. Nun war Oberösterreich an der Reihe: Dort wurden 800 Projekte mit rund 23.000 Wohneinheiten ausgewertet, 3.900 davon im Detail erfasst und analysiert.

Trend zu Mietwohnungen

Daraus wurde eine durchschnittliche Neubauwohnung in Oberösterreich errechnet: Sie ist knapp 77 Quadratmeter groß, hat eine 8,7 Quadratmeter große Freifläche und verfügt über 1,67 Stellplätze. Der Grundkostenanteil liegt bei 481 Euro pro Quadratmeter. Eine durchschnittliche Bauträgerwohnung kommt aktuell in Oberösterreich auf 274.000 Euro – und ist damit etwas größer sowie günstiger als die Durchschnittswohnung in Niederösterreich (75 Quadratmeter für 292.000 Euro).

Die Durchschnittswohnung in Wien ist laut Daten von Exploreal mit 67 Quadratmetern deutlich kleiner – und mit 363.000 Euro auch deutlich teurer. "In Oberösterreich kriegen Sie das meiste Wohnen für das wenigste Geld", sagte daher Georg Edlauer, Obmann des Fachverbands der Immobilien- und Vermögenstreuhänder.

Alexander Bosak und Matthias Grosse von Exploreal bemerken in Oberösterreich einen Trend hin zu mehr Mietwohnungen. Das führen sie darauf zurück, dass Investoren nach Wien und Graz zunehmend auch Linz entdecken – und dort ganze Wohnhäuser aufkaufen. Die Wohnungen kommen dann als Mietwohnungen auf den Markt.

Mieten in Zeiten von Corona

Ein großes Problem ist laut Immobilienexperte Zoidl die Baulandverknappung. Eine Lösung sieht er im Baurechtsmodell, bei dem Eigentum auf einem fremden Grundstück errichtet wird. "Das ist in anderen Bundesländern schon ein wenig moderner", so Zoidl.

Corona hat nicht nur den eingangs erwähnten Run aufs Land verstärkt. Die Pandemie hat manche Menschen auch durch einen Jobverlust in finanzielle Schwierigkeiten gebracht. Laut Herwig Pernsteiner, Obmann-Stellvertreter des Verbands Gemeinnütziger Bauvereinigungen, sind die Corona-bedingten Zahlungsrückstände im gemeinnützigen Sektor bei Mieterinnen und Mietern aber sehr gering. Auch die Möglichkeit der Stundung der Miete werde kaum in Anspruch genommen. (zof, 21.2.2021)