Gut 160 Zentimeter Schnee liegen am Hochälpelekopf – Bedingungen, von denen Skifahrer unweit von Dornbirn sonst nur träumen können. Kein Wunder, dass die Einheimischen der Pandemie zum Trotz regelmäßig auf die Piste strömen. Das Geschäft läuft sogar besser als im Vorjahr, sagt Herbert Kaufmann, Chef des Skigebiets Bödele-Schwarzenberg. Allerdings litt das Naturschneegebiet im Rheintal in der Vorsaison an akutem Schneemangel. Im Vergleich zu einer durchschnittlichen Saison sei man zu 70 Prozent ausgelastet.

Auch der Rest Österreichs kann nicht über Schneemangel klagen. Allerdings kommen nicht alle Skigebiete so gut durch die Krise wie die Vorarlberger. Im Gegenteil: Laut einer Erhebung der Marktforscher von Manova brechen die Umsätze der Liftbetreiber heuer massiv ein. Je nachdem, wie sich die Saison entwickelt, dürfte am Ende ein Minus von bis zu 91 Prozent stehen, im besten Fall ein Minus von 76 Prozent – das setze aber voraus, dass ab März Hotels öffnen und ausländische Touristen kommen.

Herz für die Einheimischen

Am besten ergeht es Skigebieten mit vielen Tagesgästen, dazu gehören jene im Osten, die von Wien aus gut erreichbar sind. Und eben auch Skigebiete in Ballungsräumen wie dem Rheintal. Tourismuslastige Regionen verzeichneten die größten Umsatzverluste. Dass das Gros der heimischen Seilbahnen dennoch geöffnet bleibt, bezeichnet Franz Hörl, Obmann des Fachverbandes der Seilbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), als "philanthropisches Projekt". Gewinnbringend sei das nicht. Es gehe darum, den Einheimischen zu signalisieren, dass man für sie da sei.

Die Gondel ist leer, dennoch steht sie nicht still. Dass viele Skilifte trotz Pandemie offen sind, hat mehrere Gründe.
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Werktags geschlossen

"Aus betriebswirtschaftlicher Sicht macht es für die meisten Liftbetreiber wohl keinen Sinn, durchgehend geöffnet zu bleiben", erklärt Tourismus-Experte Oliver Fritz vom Wifo. Daran ändern auch die Corona-Hilfen nichts: "Seilbahnbetreiber haben bisher um den Fixkostenzuschuss ansuchen können. Jetzt soll der Ausfallbonus kommen, der allerdings noch reine Ankündigung ist." Im Verhältnis zu den Verlusten der Branche seien die Hilfen vor allem für größere Unternehmen ein Tropfen auf den heißen Stein.

Viele Betreiber erwägen, nur noch am Wochenende zu öffnen. Eine Möglichkeit wäre, die Mitarbeiter während der Woche in Kurzarbeit zu schicken, erklärt der Wifo-Experte.

Seilbahnlobbyist Hörl will keine allgemeine Handlungsempfehlung geben. Dafür seien die regionalen Unterschiede zu groß. Mit Blick auf Bilder von Menschentrauben bei den Talstationen verwies er auf die reduzierte Förderleistung. Man habe immer gesagt, das sei kontraproduktiv – besonders bei offenen Sesselliften. Die Bilder vom Semmering seien aber nicht verallgemeinerbar. Und im Fall vom Semmering auch nicht Schuld des Liftbetreibers. Wenn sich auf der Rodelwiese die Menschen tummeln, sei das des Bürgermeisters Bier.

Kostspielige Gondeln

Es bedarf keines wirtschaftlichen Doktortitels, um nachvollziehen zu können, dass es eine kapitalintensive Angelegenheit ist, ein Skigebiet zu betreiben. Eines kristallisiert sich nach zahlreichen Telefonaten mit heimischen Seilbahnbetreibern schnell heraus: Pauschalieren lassen sich diese Kosten nicht, zu viele Faktoren spielen da hinein.

Echte Raupen verpuppen sich und werden zu Schmetterlingen. Pistenraupen planieren im Durchschnitt sechs Jahre lang Pisten – und werden dann durch ein neueres Modell ersetzt.
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Der Seilbahnen-Fachverband der WKO hat eine Hochrechnung auf Basis einer Gondel für sechs bis acht Personen angefertigt. Sie besagt, dass Anschaffungskosten für eine solche Seilbahn unter anderem von Länge, Höhenunterschied, Gestaltung der Stationen, Förderleistung und Materialkosten abhängen. Dazu kommen Unterschiede im regionalen Preisniveau bei Bau- und Montagekosten. Als Mittelwert für die Herstellung kann man von 3,5 bis zwölf Millionen Euro pro Kilometer ausgehen. Dann steht die Seilbahn, sie läuft aber noch nicht.

Hohe Betriebskosten

Unabhängig von der Auslastung haben Liftbetreiber wegen vieler Anlagen, Personalintensität, Energiekosten sowie Zins- und Tilgungskosten einen hohen Fixkostenanteil. Rund 520.000 Euro kommen pro Saison zusammen, heißt es. Wie viel Personal notwendig ist, richtet sich klarerweise nach der Größe der Bahn und der Besucherfrequenz. Im Schnitt ist von vier bis sieben Personen die Rede.

DER STANDARD hat sich die Details am Beispiel der 2019 eröffneten Zehnergondel auf der Planai angesehen. Die 153 Gondeln befördern 3800 Personen vom Tal auf den Berg. Und das hat seinen Preis. Rund 28,5 Millionen Euro hat es gekostet, die Seilbahn zu bauen. Die Betriebskosten für diese Bahn belaufen sich pro Wintersaison auf 800.000 Euro, fast drei Viertel davon sind Strom und Personal.

Dazu kommt eine ähnlich hohe Halbjahresabschreibung. "Diese Betriebskosten muss man abdecken und die Abschreibung zusätzlich verdienen, um den Kredit zurückzuzahlen", sagt der Prokurist der Planai-Hochwurzen-Bahnen, Peter Weichbold. Dafür allein brauche es 50.000 Gäste in der Saison, und dann habe man noch nichts verdient. Insgesamt drehen 30 Liftanlagen ihre Runden auf den Planai-Bergen, so kostenintensiv sind die anderen jedoch nicht.

Heuer ist Frau Holle fleißig. In anderen Jahren sorgen die Pistenbetreiber selbst für Schnee. Billig ist die weiße Unterlage nicht.
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Teure Pisten

Damit hören die Ausgaben für ein Skigebiet aber nicht auf, wer mit einer Gondel rauffährt, will auf einer ordentlichen Piste runterfahren. Ohne Beschneiungsanlagen geht mittlerweile nur noch wenig. Auf der Planai fallen dafür 5,5 Millionen Euro pro Saison an. Ebenso sind teure Pistengeräte im Einsatz.

Besuchertechnisch sieht es in Schladming pandemiebedingt eher mager aus. Die Auslastung liegt bei 25 bis 30 Prozent verglichen mit den Vorjahren. Statt der üblichen 35 Millionen Euro Umsatz erwartet Weichbold heuer maximal zehn.

Das passt ins Bild, das die Marktforscher von Manova zeichnen. Mindestens 66 Prozent weniger Skifahrer werden heuer Österreichs Pisten herunterkurven. Schlimmstenfalls könnten es sogar 80 Prozent weniger werden. Weichbold fürchtet bei den langfristigen Folgen für die Branche eine Abwärtsspirale. "Investitionen werden abnehmen, wodurch sich das Angebot und die Marktposition verschlechtern." (Andreas Danzer, Aloysius Widmann, 21.1.2021)