Wir waren zuletzt dazu übergegangen, Dinge einfach ins Abteil zu schmeißen, die Türe zuzumachen und schnell davonzulaufen. Das hat sich nun geändert.

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Seit bald einem Jahr beschäftigt uns die Corona-Pandemie. Das ist mühsam, hat aber einen einzigen positiven Aspekt: Wir sind beim Ausmisten mittlerweile im Keller angekommen. Dort ist früher alles gelandet, was wir nicht mehr brauchten – aber vielleicht irgendwann mal wieder verwenden könnten.

So hatten sich auf den paar Quadratmetern Kellerabteil mit der Zeit ein kaputter Hometrainer (Baujahr ca. 1980), ein Sitzball, ein Schuhschrank, ein instabiler Gartentisch, Blumentöpfe, alte Kerzen und ein Tierkäfig angesammelt. Wir waren zuletzt dazu übergegangen, Dinge einfach ins Abteil zu schmeißen, die Türe zuzumachen und schnell davonzulaufen. Man weiß ja nie, was da drinnen lauert.

Alles weg

Aber mit Lockdown Nummer drei war die Zeit gekommen, die Sache in den Griff zu bekommen. Nämlich indem wir jedes einzelne Stück gratis auf einem Online-Marktplatz inserierten. Mit Erfolg: Innerhalb eines Tages war alles weg. Die schnöden Kerzenreste entpuppten sich dabei als Überraschungshit. Wir wurden mit Anfragen überschüttet. "Zum Kerzengießen", erklärte uns die Frau, die die Wachsreste abholte.

Überhaupt hatten wir nur nette Begegnungen: Den Hometrainer holte eine Frau, die das Gerät kurzerhand in einen – leeren – Kinderwagen stellte und Richtung U-Bahn abrauschte. Der Transport sollte als erste Trainingseinheit zählen. Den Käfig holte ein Paar für seine Kaninchen. Den Tisch ein Tischler, der ihn wieder herrichten möchte.

Endlich Platz

Jetzt haben wir wieder Platz. Was tun damit? Ein Nachbar hat sich da etwas einfallen lassen: Als ich unser Abteil ausräumte, hörte ich ein Stöhnen aus einer Ecke unseres weitverzweigten Kellers – und fand ihn dort beim Training an einer Klimmzugstange. Wir nickten uns anerkennend zu. Schade eigentlich, dass ich den Hometrainer hergegeben habe. (Franziska Zoidl, 22.1.2021)