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Derzeit wird vor allem der Impfstoff von Pfizer eingesetzt. Österreich wartet dringend auf die Zulassung für Astra Zeneca.

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Wien – Der Impfplan in Österreich hält nur, wenn Pfizer wie vereinbart liefert und der Impfstoff von Astra Zeneca rechtzeitig zugelassen wird. Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) macht Druck, er verweist auf die Gefahr, die von der Corona-Mutation ausgeht. Nur wenn ausreichend Menschen geimpft sind, kommen wir aus der Krise, sagt er.

Frage: Was versucht Österreich auf europäischer Ebene zu erreichen?

Antwort: Bundeskanzler Sebastian Kurz ist bereits extrem ungeduldig und hat nur bedingt Verständnis, dass die Zulassung des Impfstoffes von Astra Zeneca innerhalb der EU so lange dauert. Gemeinsam mit anderen Staatschefs hat Kurz beim EU-Rat am Donnerstag Druck gemacht, die Zulassung durch die EU-Arzneimittelbehörde EMA zu beschleunigen. Kurz hofft darauf, dass es spätestens nächste Woche eine solche Zulassung gibt.

Frage: Warum sind Kurz und andere EU-Regierungschefs in Sachen Astra Zeneca so nervös?

Antwort: Weil unsicher ist, ob die EMA dem Astra-Zeneca-Vakzin eine volle bedingte Marktzulassung gewährt – oder ob sie das Mittel in der EU nur für Menschen unter 55 Jahren freigibt. Die Entscheidung darüber wird am 29. Jänner erwartet.

Frage: Ist das Astra-Zeneca-Vakzin für Ältere nicht geeignet?

Antwort: Unklar ist, wie gut das Vakzin in den höheren Altersgruppen schützt. Laut dem Infektiologen Herwig Kollaritsch hat Astra Zeneca das eigene Produkt in verschiedenen Dosierungsvarianten erprobt. Bei zwei binnen drei Wochen gegebenen gleich großen Impfdosen ergab sich eine Schutzrate von 63 Prozent gegen eine schwere Covid-19-Erkrankung. Bei einer ersten geringeren Dosis und einer zweiten vollen waren es mehr als 90 Prozent. Zu diesem letztlich wirksamsten Schema hat das Unternehmen aber nur Ergebnisse für Menschen bis 55 Jahre publiziert. Möglicherweise wird die EMA die Pharmafirma daher auffordern, Daten für Ältere nachzureichen, und über die Zulassung für alle Altersgruppen erst danach entscheiden.

Frage: Ist Österreich auf den Impfstoff von Astra Zeneca angewiesen?

Antwort: Eine Teilzulassung von Astra Zeneca hätte jedenfalls Auswirkungen auf den österreichischen Impfplan. Ihm zufolge soll die breite Bevölkerung bis zur Bewilligung weiterer Vakzine mit dem Astra-Zeneca-Impfstoff immunisiert werden – während Menschen mit besonders hohem Risiko und Personen über 80 Jahren die bereits bewilligten Mittel der Firmen Biontech/Pfizer und Moderna erhalten. Für Menschen zwischen 55 und 80 Jahren könnte sich ohne das Astra-Zeneca-Vakzin in den kommenden Monaten eine "Impflücke" ergeben; ein Szenario, das das Gesundheitsministerium unter Hinweis auf mögliche Impfstoff-Umschichtungen abwehrt. Laut Impfplan sollten alle über 65-jährigen Menschen, die das wollen, bis Ende März geimpft sein.

Frage: Wie viele Menschen sind in Österreich bereits geimpft?

Antwort: Bis zum Wochenende sollten 200.000 Menschen geimpft sein, am Donnerstagabend waren es rund 170.000 Menschen – alle mit dem Impfstoff von Pfizer/Biontech.

Frage: Warum ist die Lieferung von Astra Zeneca außerdem noch wichtig?

Antwort: Stünden die bis zu zwei Millionen Dosen Vakzin dieser Firma überhaupt nicht zur Verfügung, könnte sich die angepeilte Durchimpfung insgesamt dramatisch verzögern. Angesichts der britischen Corona-Mutation, die weiter verbreitet sein könnte, als bisher vermutet wird, wäre das ein durchaus bedrohliches Szenario.

Frage: Auch rund um die Lieferungen des in der EU bereits bewilligten und eingesetzten Impfstoffs der Firma Biontech/Pfizer gab es zuletzt Probleme. Was ist da los?

Antwort: Vergangene Woche kündigte der Pharmariese Pfizer an, dass es in den nächsten Wochen zu geringeren Lieferungen des Covid-19-Vakzins kommen werde, als ursprünglich zugesagt wurden. Für Österreich bezifferte Kanzler Kurz das Minus mit kurzfristig 20 Prozent. Mitte Februar, so hieß es, werde es dafür Zusatzlieferungen geben, um den Verlust auszugleichen.

Frage: Was sind die Gründe dieses Lieferengpasses?

Antwort: Ursprünglich hieß es, Biontech/Pfizer stelle seine Produktionskapazitäten um, daher werde kurzfristig weniger ausgeliefert. Die Rede war von einer zusätzlichen Pharmafabrik in Belgien, die neu in Betrieb gehe, was vorübergehend zu Verwerfungen führe. Laut dem Wall Street Journal von Donnerstag schwelt zwischen dem Unternehmen und der EU-Kommission gleichzeitig aber auch ein Finanzstreit. In den Phiolen mit Pfizer/Biontech-Vakzin sind nicht, wie von der Firma ursprünglich angegeben, fünf, sondern sechs und manchmal sogar sieben Impfstoffportionen. Vergangene Woche hat die EMA explizit die Entnahme von sechs Dosen bewilligt. Daraufhin habe sich das Unternehmen auf den Standpunkt zurückgezogen, einen Vertrag über die Lieferung einer bestimmten Zahl von Impfportionen abgeschlossen zu haben, nicht von Impfdosen – und habe die Lieferungen gekürzt. (Irene Brickner, Michael Völker, 21.1.2021)