Auch der dritte Teil der Spieleserie kann begeistern.

Foto: IO Interactive

Mit dem Reboot der "Hitman"-Serie im Jahr 2016 konnte das dänische Entwicklerstudio IO Interactive Millionen Fans des Auftragskillers Agent 47 reaktivieren. Vielfältige Levels und immer kreativere Wege, um sich der unterschiedlichen Zielpersonen zu entledigen, begeistern die Community bis heute. Mit "Hitman 3" haben die Entwickler es ein weiteres Mal geschafft, die inzwischen gewohnte Spielformel frisch aufzupolieren und einen würdevollen, grafisch beeindruckenden Abschluss für die Trilogie zu liefern. Der STANDARD hat das Spiel auf der Xbox Series X getestet.

Als Spieler reist man erneut um die halbe Welt und darf dabei die detailreich gestalteten Sandbox-Levels erkunden. Nach dem Spielstart im Burj Al-Ghazali – dem höchsten Hochhaus Dubais – besucht man das englische Dartmoor, muss mehrere Ziele inmitten der Menschenmenge eines Berliner Underground-Clubs beseitigen, bevor man in die chinesische Metropole Chongqing weiterreist. Nach einem Zwischenstopp in Argentinien endet die Story schlussendlich in den Karpaten in Rumänien.

Lichteffekte und Spiegelungen wissen ab dem ersten Level zu beeindrucken.
Foto: Screenshot/IO Interactive

Altbekannt und dennoch frisch

Alteingesessene Fans der Spieleserie dürften sich dabei sofort wie zu Hause fühlen. Denn am Spielprinzip und an den zugrundeliegenden Spielmechaniken hat sich im Großen und Ganzen nichts verändert. Nach einer Introsequenz, in der die Ziele der einzelnen Levels erklärt werden, wählt man Startpunkt und Ausrüstung, um dann auf eigene Faust auf Erkundungstour zu gehen – und so den möglichst kreativsten Weg zu finden, um die Zielperson(en) loszuwerden.

Neu ist bei "Hitman 3" – abgesehen von den grafischen Verbesserungen – die Kamera, die einem in manchen Levels das Öffnen von Fenstern und Türen ermöglicht und dank Scan-Funktion auch zur Hinweissammlung genutzt werden kann. Grafisch wissen vor allem verbesserte Lichteffekte und beeindruckende Spiegelungen zu begeistern. Schon zu Spielbeginn, sobald man die Lobby des Burj Al-Ghazali betritt, fallen diese positiv auf.

Dartmoor und Detektivarbeiten

Spielerisch stach im Test vor allem die zweite Mission hervor. In dieser infiltriert man eine Landvilla im englischen Dartmoor, eigentlich nur mit dem üblichen Vorhaben, die Zielperson zu erledigen, findet man sich kurzerhand in der Rolle eines Privatdetektivs – der ironischerweise dort ist, um einen Mord aufzuklären. Spieler, die den Ende 2019 erschienenen Film "Knives Out" gesehen haben, dürften zudem etliche Parallelen zwischen Film und Spiel feststellen.

Im zweiten Level kann der Spieler in die Rolle eines Privatdetektivs schlüpfen.
Foto: IO Interactive

Eine reiche, zerstrittene Familie, ein scheinbarer Selbstmord, bei dem es sich in Wirklichkeit um Mord handeln soll, ein historisches Landhaus und ein Privatdetektiv – allesamt Bestandteile des erfolgreichen Films, den man nun in etwas abgeänderter Fassung nachspielen kann. Durch Elemente wie dieses, also eine vollständige Zweitmission, die zusätzlich zum Auftragsmord absolviert werden muss, schafft IO Interactive es, "Hitman 3" nochmals frisch wirken zu lassen.

Wenig Inhalt auf den ersten Blick

Die sechs Levels, die sich beim ersten Durchgang durchaus in jeweils unter einer Stunde absolvieren lassen, mögen dabei auf den ersten Blick nach etwas wenig Inhalt für ein Vollpreisspiel wirken. Doch seit jeher leben die "Hitman"-Spiele von ihrer hohen Wiederspielbarkeit, die man so nur bei sehr wenigen Singleplayer-Games finden kann. Und aufgrund des durchwegs grandiosen Level-Designs liefert auch "Hitman 3" ab, was es verspricht.

Denn durch Kreativität und Erforschungsdrang entfalten Spieler mit jedem erneuten Spielversuch neue Möglichkeiten, zum Ziel zu kommen. Die Freiheit, das Ziel nach Levelstart genau so anzugehen, wie man es persönlich möchte, lässt einen immer wieder neue Stellen in den meist großen Arealen der sechs Spielorte entdecken. Jeder erneute Besuch der sechs Orte wirkt deshalb frisch und als würde man eine ganz eigene Geschichte spielen, da man unterschiedliche "Storylines" innerhalb der Levels verfolgt.

Die verregnete Stadt Chongqing beeindruckt auch grafisch.
Foto: Screenshot/IO Interactive

Zudem können Spieler erneut davon ausgehen, auch nach Launch mit weiteren Inhalten – zum Beispiel den beliebten zeitlich begrenzten und immer wieder wechselnden Attentatszielen – versorgt zu werden. Sowohl für Langzeitfans als auch für interessierte Neueinsteiger bietet das Spiel dabei unterschiedliche Schwierigkeitsgrade und, falls gewollt, Hilfestellung. Während Puristen all diese abwählen können, um das eigene Können auf die Probe zu stellen, gibt das Spielanfängern und Gelegenheitsspielern genug Hilfestellung, um nicht verlorenzugehen.

Schwächen sind Stärken

Man könnte natürlich kritisieren, dass IO Interactive mit "Hitman 3" nicht versucht hat, die altbewährten Spielmechaniken weiterzuentwickeln. Aber gerade diese Schwächen, angefangen beim etwas umständlichen Inventar bis hin zu den teilweise etwas dümmlich wirkenden NPCs, machen einen großen Teil des Charmes der "Hitman"-Spiele aus.

Gerade die Mischung aus altbekannten, aber spaßigen Mechanismen, dem spannenden Setting und den vielfältigen und durch die Bank gelungenen Level-Designs macht "Hitman 3" zu einem großartigen Spielerlebnis und lässt auf eine Rückkehr des glatzköpfigen Auftragsmörders Agent 47 hoffen. (Mickey Manakas, 23.1.2021)