Im Warteraum für einen Job: Bewerben, bewerben, hoffen, warten. Für viele junge Menschen sieht die Arbeitswelt derzeit so aus.

Foto: Getty Images/iStockphoto

An den Hochschulen klappt es für viele Studierende recht gut mit dem Weiterkommen im Distanzmodus – wenngleich nicht besonders spaßig. Einige sammeln mit Müh und Not ihre Prüfungspunkte und hoffen auf Besserung. Ein solches halbwegs positives Bild können tausende Lehrstellensuchende nicht zeichnen, auch nicht jene Tausenden, die versuchen, im Jobmarkt Fuß zu fassen. Versuchen, mit Dutzenden Bewerbungen einen Arbeitsplatz zu finden, auf dem sie sich mit ihren Ausbildungen entwickeln können und endlich ein selbstfinanziertes und damit auch selbstbestimmtes Leben zu führen. Statistisch erfasst sind sie meist gar nicht, wenn sie noch keine Beschäftigung hatten. Wie schwierig ihre Position derzeit ist, ist diesen Jungen klar. Kein Wunder – die hohe Arbeitslosigkeit ist bekannt, und der zweite Lockdown trägt das Seinige zur Wahrnehmung der Zukunftschancen bei.

Wir haben nachgefragt und stellen in dieser Serie exemplarisch Junge auf ihrem Weg ins Arbeitsleben in dieser besonderen Zeit vor. Wie lange sucht ihr schon? Wie oft habt ihr euch beworben? Was könnt ihr euch von eurer Jobzukunft erwarten? Hier sind die Antworten.

Michael, Behavioural Science: "Ich bleibe trotz vieler Absagen zuversichtlich"

Foto: privat

Ich bin 25, wohne derzeit wieder in Wien und habe seit Anfang Dezember des Vorjahres meinen Master in Behavioural and Economic Science an der University of Warwick in England im Anschluss an mein Psychologiestudium absolviert.

Derzeit bin ich täglich mittendrin im Bewerbungsprozess, vorwiegend über Linkedin. Manchmal wird gar nicht reagiert, überwiegend gibt es kurze formale Absagen. Bei einem Unternehmen bin ich jetzt ein paar Schritte weitergekommen. Ob ich frustriert bin? Nein, ich bin zuversichtlich! Und ich lerne, all die Absagen nicht persönlich zu nehmen. Am liebsten würde ich irgendwo in Europa arbeiten.

Julia, Eventmanagement: "Ich weiß nicht, wie es in der Eventbranche weitergeht"

Foto: privat

Seit meinem Abschluss im Juni bin ich auf Jobsuche. Ursprünglich wollte ich im Club-Bereich Events organisieren. Außerdem habe ich nebenbei immer wieder gekellnert, aber auch das fällt momentan weg. Es ist zurzeit wirklich schwer, weil es einfach keine Stellenanzeigen gibt. Mittlerweile wäre ich über jeden Job in der Eventbranche sehr dankbar. Wenn es Ausschreibungen gibt, wird eher nach Kandidatinnen und Kandidaten gesucht, die schon Erfahrung mit virtuellen Events oder Webinar-Tools haben. Das hatten wir in der Ausbildung aber nicht dabei.

Ich bin 27 und habe letztes Jahr einen Diplomlehrgang im Eventmanagement abgeschlossen. Rückblickend war das vielleicht nicht die beste Entscheidung. Das konnte ich zu Beginn meiner Ausbildung aber nicht ahnen. Davor war ich fünf Jahre lang in einem Unternehmen als Assistenz der Geschäftsführung und mochte meinen Arbeitsplatz sehr. Ich habe mich dann aber dazu entschieden, diese Weiterbildung zu machen, weil ich einen neuen Berufsweg einschlagen wollte.

Am Anfang des zweiten Lockdowns hatte ich noch Hoffnung. Ich dachte, dass ich trotz der Umstände bald etwas finden würde. Nichts zu tun zu haben und auch nichts tun zu können ist das Anstrengendste an der Situation. Am meisten würde es mir helfen zu wissen, wie es in der Eventbranche weitergeht. Ob es dieses Jahr überhaupt wieder Veranstaltungen geben wird oder nicht. Ich mache mir schon Gedanken, ob ich in dieser Branche bleiben kann oder mich noch mal neuorientieren soll. Gerade als jemand, der neu in dem Bereich ist, kann ich das nur schwer abschätzen. Finanziell komme ich zurecht. Ich bekomme Arbeitslosengeld und habe meine Ersparnisse. Aber es sind doch 200 bis 300 Euro, die ich jeden Monat davon verwenden muss.

Janina, Soziale Arbeit: "Ich habe Angst, trotz des Studiums keinen Job zu finden"

Foto: privat

Gerade im Vergleich zur Jobsuche vor der Pandemie, merke ich einen großen Unterschied. Momentan gibt es so gut wie keine Stellen in der Sozialarbeit. Dabei dachte ich, dass dieser Bereich sehr krisensicher wäre. Mittlerweile suche ich seit mehr als zwei Monaten täglich nach Jobs oder anderen Einnahmemöglichkeiten, um mich über Wasser zu halten. Ich bin nämlich gerade in meine erste eigene Wohnung gezogen. Mit dem Arbeitslosengeld und meinen Ersparnissen komme ich schon aus. Dass ich darauf zurückgreifen muss, hätte ich aber auch nicht gedacht.

Ich bin 23 Jahre alt und habe mein Bachelorstudium Soziale Arbeit an der FH St. Pölten im Herbst 2019 abgeschlossen. Seitdem hatte ich zwei Jobs, in beiden waren die Arbeitsbedingungen sehr schlecht. Meinen ersten Job habe ich zu voreilig angenommen, und er hat auch gar nicht meinen Qualifikationen entsprochen. An meinem letzten Arbeitsplatz wurde ich von der Führungskraft gemobbt und habe deswegen nach knapp zehn Monaten mit Jänner gekündigt.

Das Leben in der neuen Wohnung kann ich gar nicht richtig genießen. Die Angst, keinen Job zu finden, ist so präsent, und es gibt sonst auch keine Ablenkung von meiner Situation. Das Einzige, was mir momentan hilft, ist zu wissen, dass ich nicht allein bin und dass es nicht an mir liegt, dass ich gerade keinen Arbeitsplatz finde. Für meine Zukunft wünsche ich mir einen Job, der mir gefällt. Einer, bei dem ich mein erlerntes Wissen anwenden und mich entfalten kann. Was ich nicht möchte, ist wieder in einem Job zu arbeiten, der nicht meinen Qualifikationen entspricht und in dem schlechte Arbeitsbedingungen herrschen.

Anna, Matura: "Es fällt mir schwer, nicht die Motivation zu verlieren"

Foto: privat

Eigentlich wollte ich nach der Schule ein Gap-Year und Work and Travel machen. Also mir ein Jahr Zeit nehmen, um zu reisen und zu arbeiten. Aus diesem Plan ist nichts geworden. Ich bin 19, habe letztes Jahr die Matura an der HLW St. Pölten mit Schwerpunkt Mediendesign absolviert und bin seitdem auf Jobsuche. Ich schaue jeden Tag auf Jobportalen, Unternehmensseiten oder deren Social-Media-Accounts nach Stellen, die zu mir passen könnten. Bewerbungen schreibe und versende ich aber nur einmal die Woche. Es fällt mir schon schwer, nicht die Motivation zu verlieren. Manchmal fühle ich mich, als wäre die Zeit seit meinem Abschluss stehen geblieben.

Im Herbst bin ich nach Wien gezogen, weil ich dachte, dass es mit der Jobsuche einfacher wäre. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich sogar schon eine Zusage für einen Nebenjob im Verkauf. Aber dann kam der zweite und dritte Lockdown. Mir wurde gesagt, dass niemand eingestellt werden könne, solange man nicht wisse, wie es weitergehe. Ich habe einige Absagen mit ähnlichen Begründungen bekommen. Aber auch wegen fehlender Berufserfahrung.

Ende November habe ich dann ein Fernstudium für Social-Media-Marketing begonnen, damit ich wieder etwas zu tun habe. In meinem Freundeskreis beschäftigt das Thema Jobsuche viele. Auch die, die gleich mit einem Studium begonnen haben. Die größte Sorge ist, dass uns die Erfahrung, die wir jetzt nicht sammeln können, später im Lebenslauf fehlt. Finanziell werde ich zum Glück von meinen Eltern unterstützt. Es reicht, um in der Wohnung zu leben und um zu kaufen, was ich brauche. Für meine Zukunft würde ich mir einen Job wünschen, der zu mir passt. Und mehr Struktur und Kommunikation von der Regierung für die Unternehmen. Dann könnten die auch besser planen, wann sie wieder einstellen. (Karin Bauer, Anika Dang, 24.1.2021)