Polyethylenglykol (PEG) gilt als potenzieller Verursacher von schweren allergischen Reaktionen bei der Covid-19-Schutzimpfung. Statistisch gesehen ereignen sich allergische Reaktionen aber in nur einem von 50.000 Fällen.

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Eine juckende Einstichstelle, leichtes Fieber, ein schmerzender Arm, Kopf- oder auch Gliederschmerzen: Nach der Covid-Impfung sind kurzfristige Impfreaktionen wie diese unbedenklich. Nur äußerst selten treten allergische Reaktionen auf, etwa sogenannte Anaphylaxien, die eine lebensgefährliche Überreaktion des Immunsystems auslösen.

Keine bösen Überraschungen

In Großbritannien kam es gleich zu Beginn der Impfkampagne zu mehreren Zwischenfällen mit dem Impfstoff BNT162b2 von Biontech/Pfizer, wie die britische Arzneimittelagentur berichtete. Eine Untersuchung der US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) sowie der Food and Drug Administration (FDA) hat die Häufigkeit solcher Reaktionen nach der ersten Impfdosis nun genauer unter die Lupe genommen.

Bei rund 1,9 Millionen verimpften Dosen kam es zu insgesamt 21 anaphylaktischen Reaktionen. Meist traten sie in der ersten Viertelstunde nach Verabreichung auf. Zudem hatten die Betroffenen bereits eine Vorgeschichte, also auch schon bei früheren Impfungen Reaktionen gezeigt. Doch was genau löst solche Reaktionen aus, und warum sind einige wenige Menschen nicht impftauglich?

Prompte Reaktion

Verantwortlich für Anaphylaxien sind allergische Reaktionen auf Impfstoffe bzw. einen oder mehrere Bestandteile. Glücklicherweise erholen sich die meisten Menschen rasch wieder vollständig, sagen Allergologen. Impfgespräche mit dem Arzt oder der Ärztin, bei denen vorliegende Erkrankungen oder Allergien besprochen werden, sowie im Zweifelsfall Allergietestungen vor der Impfung können ein solches Risiko identifizieren und so die Betroffenen vor einer Anaphylaxie bewahren. Letztere sollten aber jedenfalls in allergologisch spezialisierten Zentren erfolgen.

Statistisch gesehen ereignen sich allergische Reaktionen in einem von 50.000 Fällen. Bei jenen Reaktionen, bei denen es unmittelbar nach der Impfung zu Symptomen kommt, ist die schon beschriebene Anaphylaxie die schwerste – sie hat eine Häufigkeit von circa 1:1 Million Impfdosen. Bis zu 31 Prozent der anaphylaktischen Reaktionen treten bei der ersten Impfdosis auf.

Suche nach Übeltäter

"Es darf nur eine Personengruppe nicht geimpft werden, nämlich jene, die auf Polyethylenglykol (PEG) einen anaphylaktischen Schock bekommen", erklärt Infektiologe Christoph Wenisch im Ö1-"Journal". Unter Experten gilt dieser Hilfsstoff als potenzieller Verursacher für die schweren allergischen Reaktionen. Sollte sich dies bestätigen, wäre es nur notwendig, Patienten mit bekannten allergischen Reaktionen auf PEG von der Impfung mit BNT162b2 auszuschließen, nicht aber alle Patienten mit schweren allergischen Reaktionen in der Vorgeschichte, sagt dazu Ludger Klimek vom Allergiezentrum Wiesbaden im Interview mit dem "Ärzteblatt". Was den Kreis der potenziell impfbaren Personen deutlich erweitern würde.

Bestandteile, von denen bekannt ist, dass sie neben der aktiven Komponente des Impfstoffs, also dem Antigen, allergische Reaktionen hervorrufen können, sind Reste von tierischen Proteinen, antimikrobielle Wirkstoffe, Konservierungsmittel, Stabilisatoren und Adjuvanzien. Zu den einzelnen Impfstoffbestandteilen, die mit Anaphylaxie in Verbindung gebracht werden, gehören außerdem Hühnereiprotein, Gelatine, Kuhmilchproteine sowie andere Zusatzstoffe.

Gut versteckt

Der unter Verdacht stehende Hilfsstoff PEG ist eine Polyetherverbindung, die häufig als Zusatzstoff in Kosmetika, Pharmazeutika und Lebensmitteln verwendet wird. Allergische Reaktionen auf PEG werden wahrscheinlich zu selten diagnostiziert, sodass PEG auch als "verstecktes" Allergen gilt.

Um eine sichere Impfung für alle zu gewährleisten, raten Allergologen zu einer ausführlichen Befragung der Impfwilligen. Dazu zählt natürlich auch eine systemische Abfrage aller bisherigen Impfungen sowie allergischer oder anaphylaktischer Reaktionen in der Vergangenheit. (Julia Palmai, 27.1.2021)