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Die Selfmade-Intendanten und Reichenauer Ehrenbürger Peter und Renate Loidolt wissen nicht, warum die bisher vom Land NÖ gedeckte Firmenkonstruktion auf einmal problematisch sein soll.

Foto: Georg Hochmuth, APA, picturedesk

Einmal im Jahr wird der Kurort Reichenau an der Rax zum Zentrum der gutbürgerlichen heimischen Theaterwelt. Bei den Festspielen Reichenau in Niederösterreich werden seit 1988 jeden Sommer vornehmlich österreichische Klassiker auf die Bühne gebracht, Schauspielgrößen vom Burgtheater und aus der Josefstadt geben sich der Tradition entsprechend ein Stelldichein vor bis zu 40.000 Besuchern.

Begonnen hat all das mit einer Privatinitiative des Ehepaars Peter und Renate Loidolt. Er fungiert bis heute als Bühnenbildner und künstlerischer Generalissimo, sie als Co-Intendantin und Hauptverantwortliche für die wirtschaftlichen Belange. Letztere stehen nun in der Kritik des Bundesrechnungshofs (RH).

Dieser befasste sich in einer Querschnittsprüfung der Bundesländer Wien, Niederösterreich und Burgenland mit Landessubventionen für den Bereich darstellende Kunst. Via Kurier wurden nun die Reichenau betreffenden Passagen aus dem Rohbericht publik.

Kurz gefasst stößt sich der RH am seit 30 Jahren bei den Festspielen ohne Beanstandung des Landes NÖ gelebten "family business": Peter Loidolt steht nicht nur dem Mitgliederverein vor, der als wirtschaftliche Basis der Unternehmung fungiert, er ist zugleich Intendant, seine Frau wiederum Geschäftsführerin der Festspiele Reichenau GmbH, zudem wurden zwei weitere Firmen gegründet, denen ebenfalls die Loidolts sowie deren Tochter vorstehen. An diese Unternehmen wurden Leistungen der Theaterproduktion ausgelagert.

Das eigentümliche Firmengeflecht, in dem alles bei den Loidolts zusammenläuft, soll nach Meinung des Rechnungshofs heutigen Kriterien der Transparenz und Kontrolle widersprechen.

Rechnungshof verlangt Stopp der Landesförderung

Der RH kommt zu einem harten Schluss: "Das Land NÖ sollte von einer weiteren Förderung an die Festspiele Reichenau GmbH absehen, weil die festgestellten Abläufe und Vertragsbeziehungen zwischen der Festspiele Reichenau GmbH und zwei weiteren Unternehmen sowie die Verwendung der Fördermittel durch die geförderte Festspiele Reichenau GmbH als vergaberechtswidrig, intransparent und unwirtschaftlich zu beurteilen waren sowie Interessenkonflikte aufgrund naher Verwandtschaftsverhältnisse in der festgestellten Unternehmenskonstruktion bislang ungelöst geblieben waren."

Mit 462.000 Euro fördert das Land NÖ die Festspiele jährlich. Was nach viel klingt, dürfte für die Loidolts aber gar kein so existenziell gewichtiger Brocken sein, wie man den STANDARD auf Anfrage wissen lässt: Der Ei gendeckungsgrad der Festspiele liege bei 85 Prozent und damit viel höher als bei anderen Sommerfestivals. Den RH-Bericht habe man noch nicht zu Gesicht bekommen, wisse aber, dass seit zwei Jahren geprüft werde.

Nachvollziehen können die Loidolts die Kritik freilich nicht, vielmehr vermuten sie eine Neidkampagne und auch verminderten politischen Rückhalt für die Festspiele, seitdem Altlandeshauptmann Erwin Pröll Nachfolgerin Johanna Mikl-Leitner (beide ÖVP) Platz machte.

Für die Loidolts ist die Angelegenheit "ausschließlich eine zwischen dem Rechnungshof und dem Land NÖ. Unsere Bilanzen wurden in all den Jahren vorher vom Land NÖ geprüft und auf Basis bestehender Verträge die Subvention ausgeschüttet."

Das Land NÖ, das seine Antworten an den RH bereits mitgeteilt hat, will den Rohbericht auf Anfrage nicht kommentieren. "Selbstverständlich" werde man die Kritikpunkte des Rechnungshofs aber "ernst nehmen und umfassend prüfen", wie es hieß. (Stefan Weiss, 22.1.2021)