V.l.n.r.: Franziska Hartmann (Imke Leopold), Franziska Weisz (Julia Grosz), Wotan Wilke Möhring (Thorsten Falke), Jonas Hien (Lohmann) im neuen "Tatort".

Foto: ORF/ZDF/Christine Schroeder

Wer im Lockdown Sehnsucht nach dem Meer hat, kann sich auf den neuen Einsatz der Hamburger Tatort-Kommissare Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz) ein bisschen freuen. Aus zweierlei Gründen: Während der Geschichte (Drehbuch: David Sandreuter) um eine Ex-Liebschaft von Falke, die als investigative Journalistin (Franziska Hartmann) einen großen Immobilienskandal auf ihrer Heimatinsel Norderney aufdecken will, gibt es immer wieder lange kitschbefreite Zwischenschnitte in die Dünen, auf die Windräder und vor allem in die Fluten der Nordsee. Gleichzeitig tröstet die unheilvolle Atmosphäre, die sich langsam still ausbreitet wie das Salzwasser im Watt, wenn man weiß, dass man nicht so bald wieder ans Meer kommt.

NDR Radiophilharmonie

Auf der Insel ist ein Mord geschehen, und alle stecken scheinbar irgendwie unter einer Decke. Die Sounddecke über all dem ist nicht nur das Säuseln des Windes während jeder zweiten polizeilichen Befragung. Auch die Musik der Komponisten Peter Hinderthür und Stefan Will hat großen Anteil am so ruhig und trotzdem spannend erzählten Plot (Regie: Lars Henning). Eingespielt wurde sie von der NDR Radiophilharmonie, wobei immer nur das halbe Orchester anwesend war, um die Abstandsregel einzuhalten. Ein lohnender Aufwand.

Hartmann zeichnet die Journalistin, die vom Opfer eines Burnouts zur Bedrohung mutiert, fein nach. Erst ist es ein seltsames Summen, dann ein leichtes Muskelzucken im angespannten Kiefer, später impulsive Ausbrüche, die zuerst Grosz, dann auch Falke erkennen lassen, was Sache ist. Und: Das Meer spielt auch im Finale eine Hauptrolle. (Colette M. Schmidt, 23.1.2021)