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Ob Olympia im Sommer wirklich stattfindet, steht nach wie vor nicht endgültig fest.

Foto: REUTERS/Stoyan Nenov/File Photo

Tokio – Der deutsche Sportmediziner und Pharmakologe Fritz Sörgel hält eine sichere Austragung der Olympischen Spiele in Tokio wegen der Corona-Pandemie für kaum möglich. "Lassen Sie bei so vielen Leuten zwei, drei Superspreader dabei sein, dann kann das den Spielen innerhalb kürzester Zeit ein Ende bereiten", sagte der 70-Jährige dem "Sportbuzzer". Angesichts von 11.000 Athleten aus aller Welt sei es ihm "schleierhaft", wie Abstandsregeln eingehalten werden sollen.

"Ich gehe davon aus, dass vielleicht die Hälfte der Wettkämpfe ordentlich zu Ende geführt werden kann", sagte Sörgel. Viel werde von der Disziplin und der Impfbereitschaft der Teilnehmer abhängen. "Klar ist: Es wird ein großes Durcheinander geben. Wer ist geimpft? Wer nicht? Welche Länder zwingen ihre Sportler zur Impfung?", sagte Sörgel. Er rechnet damit, dass autoritär geführte Staaten ihre Olympia-Starter zur Corona-Impfung verpflichten werden. In Österreich soll es keine Impfpflicht geben, auch das Internationale Olympische Komitee hat dies ausgeschlossen.

Angesichts des Corona-Notstands in Japan und der in vielen Ländern bedrohlichen Pandemie-Lage hält Sörgel die Entscheidung über die Austragung der bereits um ein Jahr verschobenen Tokio-Spiele für "ein Pokerspiel". Er rechnet mit einem Beschluss um den 20. März. "Dann wird es jedoch nicht die Daten geben, die das IOC und die japanischen Organisatoren in die Lage versetzen, diese Entscheidung mit Sicherheit zu treffen. Die Absage oder eine erneute Verschiebung muss man also einkalkulieren", sagte Sörgel.

Bach optimistischer

Optimistischer zeigte sich schon IOC-Präsident Thomas Bach in einer Video-Botschaft: "Sechs Monate davor freuen wir uns auf die Eröffnungszeremonie", sagte der Chef des Internationalen Olympischen Komitees. Er sei mit allen 206 Nationalen Olympischen Komitees in Kontakt, und alle seien trotz der Coronakrise zuversichtlich.

Der Deutsche räumte aber ein, dass es ein großes Unterfangen sei, die Spiele durchzuführen. Freilich hätten schon weltweit große Events stattgefunden, ohne dass es eine Corona-Impfung gegeben habe. Mithilfe einer Impf-Initiative für ärmere Länder wollen die Olympia-Macher von Tokio einem Medienbericht zufolge Corona-Impfungen für Teilnehmer der Sommerspiele sicherstellen. Wie der britische "Telegraph" berichtet, berät das IOC mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) darüber, ob im Rahmen des Covax-Projekts für Entwicklungsländer auch Sportler geimpft werden. Die WHO will im Februar mit der Verteilung von Impfstoffen auch an die ärmeren Länder der Welt beginnen.

Es sei bei den Verhandlungen nicht geplant, Athletinnen und Athleten bevorzugt zu behandeln. Dies hatte auch das IOC bereits ausgeschlossen. Auch eine Impfpflicht soll es laut Bach für Olympia-Teilnehmer nicht geben. Allerdings werben die Olympia-Organisatoren dafür, dass sich möglichst viele Tokio-Teilnehmer vor der Japan-Reise impfen lassen. Der Dachverband hatte bereits angeboten, für Olympioniken die Kosten für die Impfungen zu übernehmen. (APA, Reuters, red, 23.1.2021)