Auch in einem Wiener Pflegeheim wurden zehn Impfdosen entsorgt

Foto: Heribert Corn

Wien – In einem Pflegeheim in Ostösterreich wurden ungenützte Impfdosen weggeworfen. Das berichtete der "Kurier" am Samstag unter Berufung auf einen in den Skandal verwickelten Arzt. Zwar wurden im besagten Heim alle älteren Bewohner durchgeimpft, fünf Dosen sollen dabei aber übrig geblieben sein – eine Dosis hätte anschließend ein Arzt durch die impfende Ärztin erhalten sollen.

Weil dieser regelmäßig Termine im Heim wahrnehmen muss, sei dies von beiden Seiten als sinnvoll erachtet worden. Allerdings soll sich eine Heimschwester quergelegt haben, woraufhin die Heimleitung konsultiert wurde. Diese entschied, dass die Impfdosen nicht benutzt werden dürfen. Der Arzt, der sich über diesen Vorgang schockiert zeigte, wollte nun auf die schreckliche Verunsicherung im Umgang mit derartigen Entscheidungen aufmerksam machen, hieß es.

In Wiener Pflegeheim wurden Impfdosen entsorgt

Dem STANDARD wurde nun ein weiterer Fall eines Pflegeheims bekannt, das zehn Impfdosen entsorgen musste. Das Wiener Heim war eines der ersten in Österreich, in dem zu impfen begonnen wurde – als noch nicht offiziell bekannt war, dass aus einer Pfizer-Impf-Phiole oft auch sechs statt fünf Dosen gezogen werden können. So hätte man 40 Impfdosen zusätzlich gehabt, sagt ein Sprecher dem STANDARD. Man habe daraufhin Pflegekräfte aus anderen Häusern, Ärzte, Vorstandspersonal und andere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen geimpft, doch man habe nicht alle Impfdosen verbrauchen können. Danach sei das nicht mehr vorgekommen, man habe begonnen, sogenannte Backup-Listen zu erstellen, um stets genug andere Impfwillige parat zu haben, falls Impfdosen übrig bleiben.

Nur zwei Stunden zeit

Der Pfizer-Impfstoff muss, einmal aufgetaut nach zwei Stunden verimpft werden, von einem Transport wird abgeraten. In den vergangenen Tagen wurden zahlreiche Fälle von Dorfprominenten und Lokalpolitikern bekannt, die – obwohl sie in der Priorisierungsliste eigentlich noch nicht vorgesehen sind – bereits geimpft wurden. Die meisten von ihnen berufen sich darauf, dass die Impfdosen sonst entsorgt werden hätten müssen.

Wie hoch die Zahl der Impfdosen ist, die weggeworfen wurden, könne man nicht sagen, hieß es auf STANDARD-Nachfrage im Gesundheitsministerium; es soll sich aber lediglich um "Einzelfälle" handeln. Eigentlich gibt es die klare Vorgabe des Gesundheitsministeriums, dass Impfstoffe nicht entsorgt werden sollen. In einem Manual, das an die Impfbeauftragten der Heime ging, heißt es: "Ein Verwurf an Impfstoff ist zu vermeiden, gegebenenfalls durch die Impfung von Personen mit geringerer Priorität. Sollte es trotz aller Anstrengungen zu einem Verwurf an Impfstoff kommen, ist dieser gesondert, kalenderwochenweise zu dokumentieren und auf Aufforderung zu melden." (elas, etom, 23.1.2021)