"Matrix" beschreibt den Krieg Mensch versus Maschine, ob dieses Szenario eintrifft, bleibt aber noch abzuwarten.

Foto: Matrix

"Die Zukunft war früher auch besser", führte einst Karl Valentin die Verklärung der guten alten Zeit ins Absurde. In vielen alten Science-Fiction-Filmen kommt die Zukunft dagegen düster daher. Im 26 Jahre alten Film "Vernetzt – Johnny Mnemonic" wird unser jetziges Jahr 2021 gezeigt. Der Cyberpunk-Thriller mit Keanu Reeves, Dolph Lundgren und Udo Kier ist aus heutiger Sicht oftmals unfreiwillig komisch, wenn etwa das Fax noch eine wichtige Rolle im Ablauf spielt.

Immer wieder haben sich Filmemacher getraut, ihre Sci-Fi-Szenarien zu datieren, am berühmtesten wohl Stanley Kubrick mit seinem bis heute beeindruckenden Epos 2001: Odyssee im Weltraum (1968) sowie Peter Hyams mit 2010: Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen (1984).

Doch kein Weltuntergang

Wenn es nicht zu weit in der Zukunft liegt, können datierte Filmwerke schnell peinlich wirken, wenn alle feststellen, dass es doch keine Replikanten, kein Beamen, keine fliegenden Autos, keine Weltraumkolonien und keine Zeitreisen im betreffenden Jahr gibt. Oder die Welt eben doch nicht untergegangen ist wie im Katastrophenfilm 2012 – Das Ende der Welt (2009) von Roland Emmerich.

Klar ist: Guten Science-Fiction-Filmen geht es gar nicht um die Zukunft und ein bestimmtes Jahr, sondern um Botschaften über die Gegenwart oder Themen wie die Grenzen menschlicher Intelligenz.

Das ist nicht zuletzt auch in den langlebigen Franchise-Reihen Star Trek, Planet der Affen und der Fantasy-Märchen-Reihe Star Wars der Fall ("Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis...").

"Matrix" und Superbabys

Noch besseres Beispiel: der bald 50 Jahre alte sowjetische Klassiker Solaris (1972) von Andrej Tarkowski. Neuverfilmt wurde das Ganze 2002 in den USA von Steven Soderbergh mit George Clooney und Natascha McElhone. Dem polnischen Romanautoren und Philosophen Stanislaw Lem gefiel jedoch keine Verfilmung seines Stoffs.

Ein anderes Beispiel für Filme, die über das Gezeigte hinausweisen, ist Matrix von 1999. Das philosophisch angehauchte Werk handelt von einem Maschinenkrieg – der wahrscheinlich im Jahr 2199 seinen Höhepunkt erreicht, aber das wissen die Figuren im Film auch nicht so genau. Es geht um die Befreiung der Menschen aus einer Scheinwelt.

Gattaca (1997) behandelt dagegen "futuristische" Gentechnologie, wegen der nur noch gesunde Superbabys zur Welt kommen. Vom selben Drehbuchautor Andrew Niccol stammt auch Die Truman Show (1998) mit Jim Carrey, der die Auswüchse des Reality-TV vorwegnahm.

Noch kein Kontakt zu Aliens

Manchmal lassen Filmemacher ihre Zukunftsszenarien lieber über eine nicht näher bestimmte nahe Zukunft hereinbrechen, wie vor 25 Jahren der Katastrophenfilm Independence Day oder vor 23 Jahren Armageddon – Das jüngste Gericht oder auch die eher philosophischen Werke Contact (1997) mit Jodie Foster und Arrival (2016) mit Amy Adams.

Auch die Reihe Die Tribute von Panem, die sich in einem künftigen totalitären Staat auf dem Gebiet der USA ereignet, datiert ihre Zeit nicht genau. Es ist jedoch wohl so viele Jahre vom Jetzt entfernt, dass wir das nicht kontrollieren können. Unkontrollierbar ist auch Ridley Scotts Klassiker Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt (1979) mit Sigourney Weaver. Er spielt im Jahr 2122.

Meistens daneben

Im zweiten Teil der Zurück in die Zukunft-Trilogie (1989) mit Michael J. Fox gibt es im Jahr 2015 immerhin Flachbildschirme, tragbare Telefone und Bildtelefone. Fliegende Autos und fliegende Skateboards (Hoverboards) waren dagegen zu fantasievolle Ideen. Der Original-Blade Runner-Film von 1982 stellt das Leben im Jahr 2019 vor und lag ziemlich daneben. Die Fortsetzung von 2017 trägt ihr Jahr schon im Titel: Blade Runner 2049.

Auch der neue Netflix-Film Midnight Sky von und mit George Clooney ist 2049 angesiedelt, der Sci-Fi-Film Event Horizon – Am Rande des Universums (1997) von Paul W. S. Anderson im Jahr 2047, der Sonnenverfinsterungsfilm Sunshine (2007) von Danny Boyle 2057 und das australische Klimawandel-Sauerstoffmangel-Drama 2067 – Kampf um die Zukunft (2020) weitere zehn Jahre später sowie im Jahr 2474.

Rollerball (1975) präsentierte einst ein fiktives 2018 mit übermächtigen Konzernen und dem brutalen Sport Rollerball zur Ablenkung der Massen, Running Man mit Arnold Schwarzenegger ein fiktives Jahr 2017 mit totalitären USA und einem tödlichen Katz- und Mausspiel für verurteilte Verbrecher im Fernsehen.

Auch der "Purge" lässt auf sich warten

Zurück zu 2021. In John Krasinskis A Quiet Place (2018) mit Emily Blunt (Fortsetzung soll noch 2021 kommen) kämpft eine Familie im Jahr nach der Invasion extrem gut hörender Monster in aller Stille ums Überleben. In Thomas Vinterbergs Thriller It's All About Love (2003) wird die Welt von plötzlichen Klimaveränderungen heimgesucht wie etwa Schneefall im Sommer in Venedig.

Und was ist mit dem kommenden Jahr? 2022 spielt zum Beispiel The Purge – Die Säuberung (2013) mit Ethan Hawke, aus dem eine Reihe und Serie hervorging. In einem dystopischen Amerika sind einmal im Jahr alle Verbrechen inklusive Mord legal, um die Kriminalitätsrate und Arbeitslosenzahlen niedrig zu halten. Ein Szenario, das nach dem jetzigen Stand kommendes Jahr noch nicht eintreffen dürfte. (APA, 24.1.2021)